Samsung beherrscht den Markt für Falt-Smartphones. Vor allem im Bereich der Clamshell-Handys dominieren die Südkoreaner den Markt. Während Motorola mit seinem Razr nicht in die Gänge kommt, hat Huawei mit dem P50 Pocket erst seit diesem Jahr einen Konkurrenten (ohne Google-Apps) im Programm.
Nun hat Samsung mit dem Galaxy Z Flip 4 bereits die dritte Generation seines klassischen Falt-Handys vorgestellt. Falls dich der Name etwas irritiert: Samsung hat die Ziffer 2 übersprungen und ist vom Galaxy Z Flip direkt zum Galaxy Z Flip 3 übergegangen. Ich konnte bisher beide Smartphone der Z-Serie testen und so war ich natürlich gespannt, welche Fortschritte Samsung mit der neuen Generation gemacht hat.
Nur wenige Unterschiede zum Vorjahresmodell
Zumindest auf den ersten Blick scheint sich das Galaxy Z Flip 4 nicht von seinem Vorgänger zu unterscheiden. Eine Dualkamera mit rechteckigem Bildschirm auf der Aussenseite, eine zentrierte Selfie-Kamera auf der Innenseite. Auch der Spalt, der in zugeklapptem Zustand zu sehen ist, hat das Flip 4 übernommen. Hat Samsung das Galaxy Z Flip 4 überhaupt verbessert oder bloss eine neue Zahl an den Namen gehängt?
Tatsächlich muss man sehr lange suchen, bis man einen Unterschied findet, wenn man das Galaxy Z Flip 4 mit dem Flip 3 vergleicht. Das neue Gerät ist beinahe gleich gross und schwer, hat eine Glasrückseite und einen Aluminiumrahmen. Der Bildschirm ist gleich gross, hat die gleiche Auflösung, 120 Hertz, einzig beim Schutz setzt Samsung auf das neue Gorilla Glass Victus+ anstelle von Gorilla Glass Victus.
Bei der Kamera gab es kein grosses Upgrade
Auch ansonsten lesen sich die Datenblätter der beiden Smartphones auch bei den restlichen Spezifikationen beinahe gleich. Beide sind IPX8-zertifiziert und damit wasserfest. Beide haben einen Nano-SIM-Schacht und unterstützen eSIM. Und beide haben eine Dualkamera mit je 12 Megapixeln und eine Selfie-Kamera mit 10 Megapixeln.
Einen kleinen Unterschied gibt es bei der Kamera dann doch: Die Weitwinkellinse hat nun eine Brennweite von 24 statt 27 Millimetern. Ausserdem ist der Sensor etwas grösser geworden. Das ist vor allem für Fotos bei schlechtem Licht ein Vorteil. Die Ultraweitwinkelkamera hingegen ist identisch, genauso die Selfie-Kamera.
Bei den restlichen Daten gibt es ebenfalls kaum Unterschiede. Ja, Samsung hat den neueren Snapdragon 8 Gen 1 verbaut, Bluetooth von 5.1 auf 5.2 aktualisiert und bietet jetzt eine Speichervariante mit 512 GB internem Speicher an. Ansonsten hat sich an der Technik aber nichts geändert. Arbeitsspeicher gibt es weiterhin 8 GB RAM. Samsung hatte auch wenig Grund, in diesem Bereich gross etwas zu ändern, denn für den normalen Smartphone-Alltag reicht diese Leistung locker.
Alte Schwächen sind (beinahe) passé
Ist das jetzt ein Grund für Buhrufe? Verkauft uns Samsung alten Wein in neuen Schläuchen? Soweit würde ich nicht gehen. Zum einen, weil Samsung eine Strategie fährt, die ich durchaus begrüsse: Statt das Galaxy Z Flip 4 technisch aufzubohren, hat Samsung versucht, die Schwächen des Galaxy Z Flip 3 auszumerzen. Und das ist Samsung gelungen.
In einem Aspekt unterscheidet sich das Galaxy Z Flip 4 nämlich merklich von seinem Vorgänger: der Akkulaufzeit. Diese war einer der grossen Kritikpunkte meines Tests des Galaxy Z Flip 3. Dieses Gerät hatte mit seinem 3300 mAh grossen Akku kaum einen Tag durchgehalten.
Um diesem Problem beizukommen, hat Samsung die Akkukapazität auf 3700 mAh erhöht. Angesichts dessen, dass sich die Dimensionen des Smartphones sogar um rund einen Millimeter verkleinert haben, ist das eine beachtliche Leistung.
In meinem rund zweiwöchigen Test habe ich diesen «Akkuboost» bemerkt. Nein, ein Akkumonster ist das Galaxy Z Flip 4 noch immer nicht. Aber bei normaler Nutzung schaffst du es jetzt immerhin durch einen normalen Arbeitstag. Ziehst du das Gerät morgens um 7.00 Uhr von der Steckdose ab, hält es mindestens bis 19.00 Uhr abends durch, ohne, dass du dich einschränken musst.
Einzig bei wirklich intensiver Nutzung geht das Galaxy Z Flip 4 schon am Nachmittag in die Knie. Mit intensiver Nutzung meine ich dann aber auch intensiv. In meinem Fall hiess das: über eine Stunde GPS-Tracking mit Fairtiq und mehrere Stunden Streamen von Musik über Bluetooth-Kopfhörer und gleichzeitiges Surfen im Netz.
Auch in Sachen Laden hat Samsung dem Galaxy Z Flip 4 ein Upgrade spendiert. Statt 15 Watt gibt es jetzt 25 Watt beim kabelgebundenen Laden. Das ist noch immer hinter der Konkurrenz, aber nun zumindest auf einem akzeptablen Niveau. Laut Samsung ist das Gerät so in 30 Minuten von null auf 50 Prozent geladen. Kabellos kannst du jetzt immerhin mit 15 Watt laden. Zum Vergleich: Das P50 Pocket von Huawei lädt im Praxistest mit 40 Watt in 30 Minuten von null auf 70 Prozent.
Lohnt sich das Galaxy Z Flip 4?
Was heisst das nun für das Galaxy Z Flip 4? Lohnt sich der Kauf bei so einem kleinen Upgrade überhaupt, immerhin ist das Z Flip 3 aktuell rund 600 Franken günstiger. Schwierig. Spass macht das Gerät, keine Frage. Der klappbare Formfaktor ist keine Smartphone-Revolution, hat aber seine Vorteile. Du hast quasi ein Stativ immer dabei, sei es für Fotos oder das Schauen von Videos. Ausserdem passt das Galaxy Z Flip 4 selbst in kleinste Hosentaschen und ist in zugeklapptem Zustand gut geschützt, wenn es runterfällt.
Wie ich bereits in meinem letztjährigen Review geschrieben habe, ist das Galaxy Z Flip aber vor allem ein Lifestyle-Smartphone. Leistungsmässig brauchst du dir keine Sorgen zu machen, nur schon wegen des neuesten Snapdragon-Chips. Die Kamera ist aber eher in der Mittelklasse anzusiedeln und kann nicht mit der Ausstattung eines Galaxy S22 Ultra mithalten. Trotzdem dürfte die Qualität der Fotos und Videos für die Mehrheit vollkommen ausreichen. Allerdings kriegst du Smartphones mit ähnlich guten Kameras bereits ab 600 bis 700 Franken.
Eines dieser Smartphones wäre dann eben das Galaxy Z Flip 3, das mit seinem Snapdragon 888 noch immer mehr als genug Leistung bietet. Und damit wäre ich erneut bei der Frage: Lohnt es sich, fast 600 Franken mehr für das Galaxy Z Flip 4 auszugeben? Schwierig. Ja, die Akkulaufzeit ist merklich besser. Aber ganz ehrlich: 600 Franken mehr wäre mir das nicht wert. Wenn du also ein Falt-Handy willst und es dich nicht stört, wenn du dieses bereits um 16.00 Uhr wieder aufladen musst, kannst du dir ruhig das Galaxy Z Flip 3 kaufen.