Ich habe die Evolution des Galaxy-Z-Flips von Anfang an mitbekommen. Jedes der bisherigen Modelle habe ich getestet. Doch während viele den Nutzen eines Clamshell-Foldables hinterfragten, war ich von Anfang an positiver Dinge. Ja, Flip-Phones mögen nicht die Revolution sein, die uns die Smartphone-Hersteller weiss machen möchte, spannend sind sie aber trotzdem.
Was mich an Samsung genervt hat, ist, dass sich der Hersteller auf seiner Führungsposition ausgeruht hat. Apple hat bis heute kein Falt-Handy veröffentlicht und Huawei ist dank Donald Trump keine Konkurrenz mehr. So waren es dann Oppo und Motorola, die den Südkoreanern in diesem Jahr eingeheizt haben. Plötzlich war es nicht mehr Samsung, das Innovationen zeigte, sondern Oppo mit dem Find N2 Flip und Motorola mit dem Razr 40 Ultra.
Gross, grösser, am grössten
Nun schlägt Samsung zurück und hat ein Galaxy Z Flip 5 präsentiert, das in vielerlei Hinsicht überarbeitet worden ist. Zum einen ist da natürlich der riesige Aussenbildschirm. Dieser soll jetzt endlich zu mehr gut sein, als nur das Anzeigen von Icons und Nachrichten als Lauftext.
In meinem Alltag habe ich den grossen Zweitbildschirm allerdings nur bedingt als praktisch empfunden. Bis heute bin ich mir nicht sicher, woran das genau liegt. Weil er für mich keinen grossen Zusatznutzen bringt oder weil ich mich nicht daran gewöhnen konnte, ihn effektiv zu nutzen? Ich behaupte jetzt mal ersteres.
Ja, der riesige Aussenbildschirm ist in gewissen Situationen sehr praktisch. Zum Beispiel, wenn man kurz mal etwas nachschauen möchte. Sei dies die neue WhatsApp-Nachricht oder die Route bei Google Maps. Hier fängt dann aber schon das Problem an: Wenn ich dann etwas tippen möchte, ist der Bildschirm doch wieder zu klein. Zwar wird die Tastatur angezeigt und schreiben geht, bequem ist aber anders.
So muss ich dann das Galaxy Z Flip 5 doch für vieles aufklappen, was den Sinn des grösseren Zweitbildschirms etwas zunichtemacht. Hinzu kommt noch, dass aktuell nur sechs Apps für das Frontdisplay verfügbar sind. Wenn das in Zukunft nicht besser wird, sehe ich für das grosse Zweitdisplay keinen wirklichen Mehrwert.
App-Funktion muss erst aktiviert werden
Samsung selbst sieht das im Moment wohl ähnlich. Ab Werk kannst du auf dem Aussenbildschirm nämlich keine Apps nutzen, sondern nur Widgets. Du musst die Funktion erst aktivieren – und diese hat Samsung tief in den Einstellungen versteckt.
Dort gibt es eine neue Option namens «Frontdisplay». Dort kannst du diverse Dinge wie den Hintergrund oder das Timeout einstellen. Und wenn du da ganz nach unten scrollst, gibt es eine Option «Auf Frontdisplay zugelassene Apps (Labs)». Der Name deutet schon an, dass es sich noch um eine experimentelle Funktion handelt.
Weniger geschützt, wenn es runterfällt
Was mich beim grossen Zweitbildschirm aber vor allem skeptisch gemacht hat ist, dass der Schutz damit flöten geht. Ich fand es beim Galaxy Z Flip 4 richtig praktisch, dass es zusammengeklappt super geschützt war, wenn ich es fallen liess. Nun habe ich immer Angst, dass der grosse Aussenbildschirm zerkratzt oder splittert.
Allerdings muss ich auch zugeben, dass dies in meiner fast zweimonatigen Testphase nicht passiert ist. Womöglich ist das also einfach eine irrationale Angst.
Endlich ist der Spalt weg
Viel wichtig fand ich die Neuerung, dass das Gerät jetzt bündig schliesst. Wobei Neuerung stark übertrieben ist, denn die Konkurrenz hatte das teilweise schon vor beinahe zwei Jahren. Hier hat Samsung sich mehr Zeit gelassen als nötig, dieses Manko anzupassen.
Jetzt macht es noch viel mehr Spass, das Gerät zu schliessen. Vor allem ist bei mir jetzt dieses mulmige Gefühl weg, dass Staub oder Kiesel zwischen die Displays geraten könnten, wenn ich es in der Hosentasche habe.
Ansonsten hat sich beim Design nicht viel geändert. Das Scharnier und die Grösse sehen noch gleich aus wie beim Vorgänger. Wie immer versucht Samsung bei den Farben Akzente zu setzen, um auch das Galaxy Z Flip 5 als Lifestyle-Proudkt zu positionieren. Das ist dem Hersteller gut gelungen. Mir gefallen die Pastellfarben, die in einem «Shiny-Look» daherkommen. Bei meiner Variante war dies das Mintgrün, das einen guten Kontrast zur schwarzen Oberfläche des Aussenbildschirms bietet.
Das Display ist ausgezeichnet
Samsung hat beim Display ein 6,7 Zoll grosses AMOLED-Display verbaut, das mit 1080 x 2640 Pixeln auflöst. Die Bildwiederholungsfrequenz beträgt 120 Hertz und ist dynamisch. Das Display wird von Gorilla Glass Victus 2 geschützt und ist damit auf Augenhöhe mit nicht faltbaren Premium-Smartphones.
Den Falz, der durch das Falten entsteht, sieht man zwar noch immer, doch weitaus weniger deutlich als bei der ersten Generation. Und nach wenigen Stunden fällt einem der Falz gar nicht mehr auf. Dazu trägt sicher auch die Helligkeit (maximal 1750 Nits) bei, als auch der ausgezeichnete Kontrast und die satten Farben. In Bezug auf das Display gibt das Galaxy Z Flip 5 im Faltsegment klar den Ton an.
Keine Verbesserung bei der Kamera
Schade finde ich, dass Samsung beim Innenleben auf einen High-end-Chip setzt und dafür anderweitig spart. Ja, der Snapdragon 8 Gen 2 liefert ein flüssiges Nutzer:innen-Erlebnis und lässt keine Wünsche offen. Auch die 8 GB RAM Arbeitsspeicher sind mehr als ausreichend.
Warum Samsung bei der Kamera aber praktisch noch immer das gleiche Set-up wie von vor zwei Jahren verbaut, bleibt mir schleierhaft. Der Sensor ist etwas grösser geworden, genauso wie die Pixel. Gegenüber der Kamera des Galaxy Z Flip 5 hat sich sogar gar nichts geändert. Hier der Vergleich in Zahlen:
Galaxy Z Flip 3 | Galaxy Z Flip 4 | Galaxy Z Flip 5 |
---|---|---|
Kamera 1 (Weitwinkel): 12 MP, f/1.8, 27mm, 1/2.55″, 1.4µm, Dual Pixel PDAF, OIS | Kamera 1 (Weitwinkel): 12 MP, f/1.8, 24mm, 1/1.76″, 1.8µm, Dual Pixel PDAF, OIS | Kamera 1 (Weitwinkel): 12 MP, f/1.8, 24mm, 1/1.76″, 1.8µm, Dual Pixel PDAF, OIS |
Kamera 2 (Ultraweitwinkel): 12 MP, f/2.2, 123˚ (Ultraweitwinkel), 1.12µm | Kamera 2 (Ultraweitwinkel): 12 MP, f/2.2, 123˚ (Ultraweitwinkel), 1.12µm | Kamera 2 (Ultraweitwinkel): 12 MP, f/2.2, 123˚ (Ultraweitwinkel), 1.12µm |
Video: 4K@30/60fps, 1080p@60/240fps, 720p@960fps, HDR10+ | Video: 4K@30/60fps, 1080p@60/240fps, 720p@960fps, HDR10+ | Video: 4K@30/60fps, 1080p@60/240fps, 720p@960fps, HDR10+ |
Selfie-Kamera: 10 MP, f/2.4, 26mm (wide), 1.22µm | Selfie-Kamera: 10 MP, f/2.4, 26mm (wide), 1.22µm | Selfie-Kamera: 10 MP, f/2.2, 23mm (wide), 1.22µm |
Angaben ohne Gewähr.
Hier zeigt sich einfach, dass Samsung beim Galaxy Z Flip 5 erneut nur das Minimum an Neuerungen gemacht hat. Am Ende ergibt das wieder eine Kamera, die sich im Mittelfeld bewegt. Damit lassen sich zwar gute Fotos machen, allerdings gibt es für weniger Geld bessere Kamera-Handys. Und ob der Falt-Faktor dann diese Preisdifferenz wettmacht? Ich bezweifle es.
Das Galaxy Z Flip 5 könnte ein richtig spannendes Kamera-Handy sein
Dabei wäre das Galaxy Z Flip 5 dank seines Formfaktors ein sehr spannendes Foto- und Videohandy. Nur schon, weil man gewissermassen ein eingebautes Stativ hat. Damit lassen sich etwa super einfach Zeitraffervideos erstellen. Auch sehr cool ist, dass man die Hauptkamera für Selfies- und Gruppenfotos nutzen kann.
Einige Schnappschüsse:
Wer aber lieber Naturfotos oder auch Makroaufnahmen macht, bekommt mit dem Galaxy Z Flip 5 kein Gerät, das vollends befriedigt. Ja, die Aufnahmen sehen ansprechend aus, aber im Detail zeigen sie Schwächen. Konturen verschwimmen und bei Nachtaufnahmen gibt es schnell mal Bildrauschen.
Ich habe es schon im letzten Jahr beim Galaxy Z Flip 4 gesagt und muss es nun wieder tun: Hätte Samsung das Galaxy Z Flip 5 nun für 700 Franken angeboten, hätte ich gesagt: Hammer, kauf dir das Ding. Aber für fast 1200 Franken in der günstigsten Version bietet die Kamera einfach zu wenig.
Kein Update beim Akku
Ebenfalls enttäuscht bin ich von der Akkugrösse. Erneut gibt es nur 3700 mAh, was gegenüber dem Galaxy Z Flip 4 keine Verbesserung ist. Zum Vergleich: Oppo hat es geschafft, ganze 4300 mAh im Gehäuse seines Flip-Handys unterzubringen, Huawei in seinem P50 Pocket 4000 mAh, Motorola immerhin noch 3800 mAh. Hier bildet Samsung also das Schlusslicht.
Immerhin scheint Samsung ein wenig an der Software geschraubt zu haben, sodass der Akku einen Tag mehr oder weniger gut übersteht. Wenn du das Gerät morgens um 7:00 Uhr von der Steckdose nimmst, kannst du davon ausgehen, dass der Akku bei intensiver Nutzung etwa bis 16:00 Uhr durchhält. Das ist für 3700 mAh gut, aber eben insgesamt nicht so toll.
Fazit zum Galaxy Z Flip 5
Ich bin noch immer ein Fan von Flip-Smartphones. Und das Galaxy Z Flip 5 ist auch kein schlechtes Gerät. Wenn, dann ist es zu teuer. 400 Franken weniger und das Ding wäre ein Must-Have für mich. Aber so ist das Flip 5 für mich vor allem ein Handy, das versucht, mit einem grösseren Frontdisplay, neuestem Chip und schönem Design eine Kamera und einen Akku zu kaschieren, die in diesem Preissegment mehr leisten müssten.
Trotzdem gefällt mir das Look and Feeld des Galaxy Z Flip 5 sehr. Ich habe es gerne genutzt und optisch ist es im Flip-Segment mein Favorit. Auch bei der Software bei Flip-Phones hat Samsung die Nase vorn. Trotzdem muss Samsung noch viel Fleissarbeit leisten, wenn es darum geht, den Nutzen des Frontdisplays zu steigern. Aktuell beschränkt sich dieser vorwiegend auf Foto-Features und das Lesen von Nachrichten.
Das Galaxy Z Flip 6 muss liefern
Ich sehe beim Galaxy Z Flip 5 viele Parallelen zum Galaxy S20 Ultra. Das war damals ein Gerät, das die Lücke zu Huawei schliessen sollte, aber nicht ausgereift war. Erst mit dem S21 Ultra hatte Samsung dann ein Flaggschiff am Start, das wieder wirklich konkurrenzfähig war. Mit der Z-Linie ist es nun ähnlich: Das Galaxy Z Flip 5 ist nur dazu da, um gegenüber der innovativen Konkurrenz nicht ins Hintertreffen zu geraten. Nächstes Jahr muss Samsung mit dem Galaxy Z Flip 6 beweisen, dass man noch immer fähig ist, die Messlatte anzuheben.
Das Galaxy Z Flip 5 kostet in der Version mit 256 GB SSD-Speicher 1149 Franken. Mit 512 GB SSD-Speicher kostet es 1249 Franken. Eine Speichererweiterung per MicroSD-Karte ist nicht möglich.
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