Mit dem Galaxy Z Fold6 hat der südkoreanische Hersteller Samsung vor wenigen Wochen zusammen mit dem neuen Flip und neuen Wearables sein neuestes Foldable präsentiert. Wir hatten während zwei Wochen Zeit das Modell auszuprobieren.
Aufgrund der etwas kurzen Testzeit konnte ich nicht ganz alle Funktionen in dem Umfang ausprobieren, wie ich mir das gewünscht hätte. Deshalb gehe ich (bzw. kann ich) hier und da nicht so sehr ins Detail (gehen).
Neues Design und geringeres Gewicht
Im Vergleich zu seinem Vorgängermodell, dem Galaxy Z Fold5, hat sich doch hier und da etwas getan, auch wenn das vielleicht nicht direkt auf den ersten Blick sichtbar ist. Angefangen beim Design. Die sechste Fold-Generation kommt eckiger daher und bietet in zugeklappten Zustand nun ein symmetrisches Gehäuse. Das sieht und fühlt sich insgesamt eine Ecke wertiger an. Es ist etwas breiter, bietet dafür aber ein besseres Display-Seitenverhältnis von 22:9 statt 23:9, wie beim Vorgänger. Das hat den Vorteil, dass das Vorderdisplay deutlich besser nutzbar ist.
Sehr gut gefallen hat mir die matte Farbvariante in Blau. Oder Navy, wie sie Samsung offiziell nennt. Fingerabdrücke auf der Rückseite haben so keine Chance. Zudem untermauert die Farbvariante das edle Erscheinungsbild des Foldables. Geringfügig verbessert hat Samsung die Dicke. Neu sind es noch 12,4 Millimeter in geschlossenen und 6,1 Millimeter in geöffneten Zustand. Das ist nicht schlecht, aber geht besser, wenn man ein Blick auf die Konkurrenz aus China wirft. Dafür hat Samsung an einer ganz anderen Stelle gehörig nachgebessert: beim Gewicht. Tatsächlich ist das Fold6 sogar 1 Gramm leichter als mein iPhone 14 Pro Max. Der Vorgänger war mit 253 Gramm ebenfalls deutlich schwerer. Das geringere Gewicht wirkt sich sehr positiv bei der Nutzung, aber auch in der Hosentasche aus. Erstmals hatte ich nicht das Gefühl, ich würde einen Ziegelstein in meiner Hosentasche mitführen.
Eine erfreuliche Neuerungen ist auch die neue IP48-Zertifizierung. Damit ist das Galaxy Z Fold6 nicht nur bis zu 30 Minuten in maximal einem Meter Tiefe wasserdicht, sondern es bietet jetzt auch einen ausgewiesenen Schutz gegen das Eindringen von Fremdkörpern, wie Staub und grösseren Partikeln.
Mindestens 200000 Faltvorgänge steckt das Galaxy Z Fold6 problemlos weg
Eine Frage, die mir immer wieder in Bezug auf Foldables gestellt wird, ist, wie viel sich das Display ohne Schaden falten lässt. Samsung nennt dazu mindestens 200000 Faltvorgänge. Eine Falte ist, wie bei allen Foldables, beim Fold6 nach wie vor vorhanden. Subjektiv würde ich aber meinen, dass sie etwas weniger ausgeprägt ist, als noch beim Vorgängermodell. Je nach Blickwinkel ist sie sichtbar, bei der Nutzung des Geräts stört sie aber keineswegs.
Leicht grösser ist das Aussendisplay geworden, ausgewiesen sind 6,3 Zoll (6,2 Zoll Fold5). Die 0,1 Zoll sind durchaus wahrnehmbar, was auch mit dem neuen Seitenverhältnis zu tun hat. Das Aussendisplay lässt sich so deutlich besser und effizienter nutzen. Die Auflösung von 2376 x 968 Pixel sorgt für eine scharfe Bildwiedergabe, was sich auch bei der Pixeldichte von 407 PPI widerspiegelt. Die Bildwiederholrate regelt den Bereich von 1 bis 120 Hertz automatisch. Generell lässt sich festhalten, dass das Aussendisplay eine flüssige Darstellung bietet.
Das faltbare Innendisplay bietet dieselbe Diagonale von 7,6 Zoll und bietet eine Auflösung von 2160 x 1856 Pixel. Auch das ist mit einer Pixeldichte von 375 PPI gestochen scharf. Bis zu 2600 Nits kann das neue Display hell werden, was einer deutlichen Verbesserung entspricht. Auch bei direkter Sonneneinstrahlung lässt es sich problemlos ablesen. Unverändert, aber weiterhin mehr als ausreichend, ist die Bildwiederholrate von 120 Hertz. Auch sie steuert je nach Inhalt automatisch im Bereich von 1 bis 120 Hz. Das Display besticht mit einer hervorragenden Farbwiedergabe.
Dank durchdachten Software-Funktionen lassen sich auf dem faltbaren Displays parallel mehrere Apps verwenden. Ja, Multitasking ist mit dem neuen Fold spielendeinfach möglich. Einen vernichtend kleinen Vorteil bietet das Innendisplay beim Videostreaming. Da wird die Fläche, aufgrund des Bildformats, nicht ausgenützt und bietet entsprechend keinen wesentlichen Vorteil.
Kamera: Wo bleiben die Verbesserungen?
Bei der Kamera hat sich offensichtlich nichts geändert. Auch weiterhin gibt es als Hauptkamera drei Sensoren. Der Hauptsensor liefert 50 Megapixel (f/1.8) mit optischer Bildstabilisierung (OIS), die Ultraweitwinkelkamera kommt mit 12 MP (f/2.2) daher und die Telelinse mit 10 MP (f/2.4) inklusive OIS. Fans von Selfies können Aufnahmen sowohl mit der unter dem Display verborgenen Kamera mit 4 MP sowie in zugeklappten Zustand mit der 10 MP-Kamera.
Die Under-Screen-Cam ist bei genauer Betrachtung auch dann sichtbar, wenn sie nicht verwendet werden. Dort herum, wo sich die Kamera befindet, werden viel weniger Pixel angezeigt. Generell würde ich dir empfehlen nicht diese Kamera für Selfies zu verwenden, sondern die beim Aussendisplay. Weshalb? Die Qualität ist deutlich sichtbar schlechter. Ich würde sie, wenn überhaupt, für Videocalls verwenden. Qualitativ deutlich hochwertiger fallen die Selfies mit der Aussenkamera aus. Folgend ein direkter Vergleich:
Ist es ein Nachteil, dass Samsung für die Kamera auf der Rückseite auf dasselbe Setup setzt, wie beim Galaxy S24? Jaein. Nein, weil auch das bereits bekannte Kamera-Setup kaum Schwächen offenbart. Die Aufnahmen verfügen über eine ausgezeichnete Fotoqualität - wenn auch mit etwas übersättigten Farben, was Samsung-typisch ist und in der Zeit von Insta & Co. von der Kundschaft auch als "besser" angesehen wird. Bei weniger guten Lichtverhältnissen, etwa bei Nacht, entstehen im Nachtmodus auch gute Aufnahmen, die sich mit Bildrauschen zurückhalten. Die Ultraweitwinkelkamera und Telelinse haben bei Nacht mehr zu kämpfen, liefern aber bei Tag insgesamt gute Aufnahmen. Apropos Telelinse: Mit ihr bekommst du einen verlustfreien 3-fach Zoom hin.
Warum also nur ein "Jaein" auf die Frage, ob es ein Nachteil sei auf dasselbe Kamera-Setup zu setzen? Ganz einfach, Samsung bleibt so stehen und setzt keinen neuen Massstab. Bei einem Smartphone bzw. Foldable, das immerhin gegen die 2000 Franken geht, darf man durchaus etwas mehr erwarten. Ein Galaxy S24 Ultra, das Notabene günstiger zu haben ist, kommt das Fold6 nicht heran. Klar, vermutlich musste Samsung in Bezug auf die Platzverhältnisse im Fold gewisse Kompromisse eingehen. Dennoch, es ist beim Galaxy Z Fold6 kein ausgewiesener Fortschritt auszumachen.
Ausstattung: Alles was Rang und Namen hat
Für gehörig Leistung sorgt der Qualcomm Snapdragon 8 Gen 3, bei dem es sich nochmals um eine leicht für Samsung angepasste Variante handelt. In Verbindung mit den 12 GB RAM bietet das Fold6 eine hervorragende Performance. Apps lassen sich flüssig starten und auch grafikintensive Games bringt das Fold nicht aus der Ruhe. Ruckler kennt das Fold nicht.
Wahlweise kannst du dich für die Variante mit 256 oder 512 GB internen Speicherplatz entscheiden. Einen microSD-Slot hat Samsung bereits vor Jahren bei seinen Flaggschiff-Smartphones und -Foldables verbannt. Der kommt auch bei der sechsten Fold-Generation nicht zurück und wird es auch nicht mehr tun. Was auf der sonst ausgezeichneten Ausstattungsliste fehlt, ist die Unterstützung für Wi-Fi 7. Auch weiterhin gibt es bei Samsung "nur" Wi-Fi 6e. Der Rest der Ausstattung kann als "komplett" bezeichnet werden. Selbstredend sind USB (3.2), Bluetooth (5.3), NFC, UWB und GPS mit an Bord.
Gefallen habe ich an den sehr guten Stereo-Lautsprecher gefunden. Damit kannst du auch mal ein Film schauen ohne die Kopfhörer zu nutzen - sofern du dich in deinen eigenen Vierwänden oder in einer Umgebung ohne Mitmenschen befindest.
Samsung bietet eine lange Update-Garantie
Die Update-Garantie beträgt beim Galaxy Fold 6 grosszügige sieben Jahre für Sicherheitspatches und Android-Updates. Einmal mehr zeigt sich Samsung hier von seiner vorbildlichen Seite. Nur wenige Hersteller kommen an das Update-Versprechen von Samsung heran. Auch gehört Samsung zusammen mit Google zu den schnellsten Hersteller, die die regelmässigen Sicherheitspatches verteilen. Kurzum: Vorbildlich.
Ausgeliefert wird das Fold 6 mit Android 14 und der hauseigenen Benutzeroberfläche One UI 6.1.1. Sobald Android 15 verfügbar ist, dürfte es nicht sehr lange dauern, bis das Fold 6 das Update auf die neue Version erhält. Ausserdem steht dann auch ein Update der Benutzeroberfläche auf One UI 7.0 an, die wiederum etliche neue Features bieten wird.
Inzwischen habe ich durchaus gefallen an der Oberfläche von Samsung gefunden. Ja, ich würde sagen, dass die Oberfläche jetzt Erwachsen geworden ist. Sie bietet viele von Samsung entwickelten Funktionen und ein insgesamt stimmiges Erscheinungsbild. Samsung ist schon längst auf den Trend der künstlichen Intelligenz (KI) aufgesprungen und bietet sie auch für das Fold 6 an. Du kannst etwa auf einer von dir gemachten Aufnahme eine Skizze machen und das Gerät erstellt dir dann mithilfe der KI ein neues Bild. Das ist eine nette Spielerei, aber dürfte im Alltag nur die wenigsten unter euch wirklich brauchen.
Einen grösseren Nutzen sehe ich in den ganzen Dolmetscher, also Übersetzungsfunktionen, die Samsung bietet. So lassen sich etwa Konversationen live übersetzen. Ja, du kannst sogar das Fold telefonieren lassen, um etwa in Spanien einen Tisch reservieren zu lassen - auf Spanisch versteht sich. Der Dolmetscher funktioniert laut Samsung lokal auf dem Gerät und funktioniert auch ohne aktive Internetverbindung. Es sind Funktionen, die auch auf anderen Galaxy-Smartphones, wie etwa der S24-Reihe, verfügbar sind.
Effizienter Akku sorgt für gute Laufzeiten
Der Akku bietet im Galaxy Z Fold 6 eine Kapazität von 4400 mAh an. Das scheint nicht extrem gross zu sein, zumal andere Hersteller bei ihren Foldables grössere Akkus verbauen. Aber die Hardware ist scheinbar so gut aufeinander abgestimmt, dass das Fold durchaus beachtliche Laufzeiten erreicht. Du kommst damit problemlos über den Tag hinweg, auch wenn du das Gerät intensiver verwendest.
Ein Armutszeugnis ist weiterhin die Ladegeschwindigkeit. Samsung bleibt sich dabei treu und bietet nur 25 Watt via USB-C-Anschluss an. Das ist mehr als dürftig. Wer sich mal an die hohen Ladegeschwindigkeiten anderer Hersteller gewohnt hat, der wird damit zu Beginn definitiv Mühe haben.
Das Testfazit zum Samsung Galaxy Z Fold6
Evolution statt Revolution: Ich finde, das trifft auf das Samsung Galaxy Z Fold6 gut zu. Samsung hat punktuell Optimierungen am Gerät vorgenommen, die zwar zu begrüssen, aber eher im Detail zu finden sind. Der hohe Preis dürfte aber die Masse weiterhin von einem Foldable abschrecken. Gespannt warte ich auf ein preiswertes Foldable von Samsung, welches vermutlich als Fan Edition (FE) irgendwann kommen wird. Mal sehen, was die Zukunft noch bringt.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass das das Galaxy Z Fold6 das aktuell beste Foldable am Markt ist - auch weil Samsung in der Schweiz keine wirkliche Konkurrenz hat.