Mit dem Beamer «The Freestyle» sorgte Samsung auf der diesjährigen Consumer Electronics Show (CES) Anfang Januar für mächtig Furore. Nicht etwa, weil der Beamer mit einer noch nie dagewesenen Bildqualität überzeugen konnte, sondern vielmehr mit seinem Gesamtpaket und der daraus resultierenden Unabhängigkeit. «The Freestyle», welcher auch auf die weniger attraktive Bezeichnung SP-LSP3 hört, wird von Samsung als kleiner All-in-One-Beamer beworben.
Wie gut der Beamer tatsächlich ist, erfährst du auf den nächsten Zeilen. Eines sei schon hier verraten: Ich hätte den Beamer am liebsten gleich behalten.
Dank des ausgeklügelten Standfusses überall einsetzbar
Der intelligente Samsung-Beamer ist klein. Ja, er ist noch kleiner als man anhand der Produktbildern meinen könnte. Die Verarbeitung ist sehr hochwertig und gibt einiges her. Eines der “Killerfeatures” ist der ausgeklügelte Standfuss. Damit lässt sich der Beamer um 180 Grad drehen. Das Bild passt sich automatisch an und der Beamer erkennt automatisch was unten und was oben ist. Ansonsten kann das Bild manuell angepasst werden. Durch den flexiblen Standfuss stellt etwa eine Projektion an die Decke überhaupt kein Problem dar. Im Bett liegen und eine Serie an die Decke projizieren? Mit dem Freestyle kein Problem.
Dank dem innovativen Standfuss, dem leichten Gewicht von lediglich 800 Gramm und der kompakten Abmessungen, lässt sich der “Freestyle” überall dort nutzen, wo eine Steckdose in der Nähe ist. Alternativ reicht auch eine geeignete Powerbank als Energiequelle. Was geeignet heisst? Nun, die Powerbank muss mindestens eine Leistung von 60 Watt (20 Volt) liefern können – ansonsten lässt sich der Beamer schon gar nicht in Betrieb nehmen. Schade, hat Samsung nicht gleich einen Akku in den Beamer gepackt – das wäre das Tüpfelchen auf dem “i” gewesen.
Etwas im Widerspruch steht die fehlende IP-Zertifizierung. Warum? Nun, Samsung bewirbt den Freestyle als Gerät, welches überall eingesetzt werden kann – auch im Freien. Weshalb Samsung auf einen Schutz gegen Wasser und Staub verzichtet hat, ist mir deshalb ein Rätsel. Ein Kritikpunkt, welcher der südkoreanische Hersteller bei der nächsten Generation hoffentlich aus der Welt schaffen wird.
Vollwertiger Smart-TV, aber kaum physische Anschlüsse vorhanden
Auf dem Freestyle läuft dasselbe Betriebssystem (TizenOS), wie auf den Fernsehern. Dank integriertem WLAN verbindet sich der Beamer anstandslos mit einem Wi-Fi-Netzwerk. Streaming-Apps sind bereits einige vorinstalliert, beispielsweise Netflix oder YouTube. Mit der Samsung TV Plus App erhalten Nutzer*innen gar Zugriff auf eine Auswahl an internationalen TV-Sendern. Weitere Apps können bequem über den App-Store von Samsung heruntergeladen werden.
“The Freestyle” versteht sich mit Android- und iOS-Geräten (Apple AirPlay 2). Will heissen, es können Inhalte vom Smartphone oder Tablet direkt auf den LED-Beamer übertragen werden. Filme, Fotos oder sonstige Inhalte können so ganz bequem über den Beamer angezeigt werden. Ausserdem kann unter Android auch der Bildschirminhalt vom Smartphone/Tablet gespiegelt werden.
Die Einrichtung gestaltet sich denkbar einfach. Allerdings ist offensichtlich ein kostenloser Samsung-Account unabdingbar – zumindest, wenn du den vollen Funktionsumfang nutzen möchtest. Abgesehen davon, läuft das Betriebssystem für meinen Geschmack etwas träge. Vor allem, wenn schnell von einer App zum Homescreen gewechselt (und umgekehrt) wird, kommt die verbaute Hardware nicht immer ganz nach.
Die Bedienung erfolgt über die mitgelieferte Fernbedienung. Wer einen aktuellen Samsung-Fernseher im Einsatz hat, der wird sie bereits kennen. Die Fernbedienung ist sehr minimalistisch gehalten, dafür ist sie aber auch kompakt. Sie kommt mit Richtungstasten, Kippschalter für die Steuerung der Sender und der Lautstärke, einem Home-Button und einer Mikrofon-Taste daher. Zudem gibt es vier Tasten, welche für die populären Streaming-Dienste reserviert sind.
Es gibt einen integrierten Lautsprecher. Er liefert in Anbetracht der Grösse eine gute Soundkulisse. Wer mehr möchte, kann den Beamer entweder via Bluetooth oder über Mini-HDMI mit einem externen Lautsprecher verbinden. Ja, sogar eine Sprachsteuerung ist dank Mikrofon möglich. Unterstützt wird Samsung’s hauseigener Sprachassistent namens Bixby sowie der Google Assistant und Amazon Alexa. Fehlt eigentlich nur Siri von Apple.
Was die physischen Anschlüsse betrifft, da hält sich Samsung stark zurück. Vielleicht sogar etwas zu stark. Einzig einen Mini-HDMI-Anschluss gibt es, um ein externes Gerät mit dem Beamer zu verbinden. Immerhin: Der Mini-HDMI-Anschluss unterstützt eARC, womit beispielsweise eine Soundbar verbunden werden kann. Über den USB-C-Anschluss wird der Beamer mit Strom versorgt. Weitere Anschlüsse sucht man vergebens.
Bis zu 100 Zoll Diagonale mit Full HD-Auflösung
Der LED-Beamer verfügt über eine Auto-Keystone-Funktion (Trapezkorrektur). Damit wird das Bild automatisch gerade ausgerichtet. Das hat im Test erstaunlich gut und innerhalb weniger Sekunden funktioniert. Dabei ist es egal, ob das Bild an die Decke, an eine Wand oder Schräg nach oben (oder unten) projiziert wird. Die automatische Ausrichtung funktioniert in Kombination mit dem Auto-Fokus so gut, dass eine Leinwand nicht zwingend notwendig ist.
Bei einem Mindestabstand von 80 Zentimeter erreicht “The Freestyle” eine Diagonale von 30 Zoll. Die maximale Bilddiagonale von 100 Zoll wird bei einem Abstand von 2,7 Meter erreicht. Das ist eine ziemlich beeindruckende Diagonale und lässt in den eigenen Vierwänden schon so etwas wie ein Kinofeeling aufkommen. Eine noch grössere Diagonale kann durch mehr Abstand erreicht werden, wirkt sich dann aber (zu) stark auf das Bild (Auflösung) und die Helligkeit aus.
Apropos Auflösung: Heimkinofans werden mit dem Freestyle in dieser Hinsicht höchstens zufrieden sein. Mehr als Full HD bzw. 1920 x 1080 Pixel erreicht der LED-Beamer nicht. Das projizierte Bild weiss dennoch mit einer erfreulich guten und natürlichen Farbwiedergabe zu gefallen. Klar, in der Preisklasse bis CHF 1000 gibt es leistungsstärkere Beamer, welche ein noch besseres Bild an die Wand projizieren, jedoch sind diese bei Weitem nicht so flexibel einsetzbar wie der Freestyle.
Und wie sieht es mit der Helligkeit des Freestyles aus? Sagen wir es so, sie ist passabel. Doch was heisst das konkret? Bei einem sonnendurchfluteten Wohnzimmer kommt der Beamer an seine Grenzen. Das Bild ist dabei zwar noch zu erkennen, aber es wirkt halt schon arg blass und sorgt somit für ein geringes Sehvergnügen. Scheint die Sonne aber nicht direkt an die Wand und wird nicht ein allzu grosser Abstand gewählt, dann ist der Beamer auch tagsüber durchaus zu gebrauchen.
Richtig Spass macht der Freestyle aber definitiv bei abgedunkelten Räumen oder in der Nacht. Mit ihm verwandelt sich jede freie Fläche zu einem Fernseher und das macht richtig Spass.
Samsung The Freestyle: Die Stärken und Schwächen
Das Testfazit zum Samsung The Freestyle
Nein, der Freestyle von Samsung ist mit 999 Franken definitiv kein Schnäppchen. Aber er macht ganz einfach wahnsinnig viel Spass! Mir ist bis jetzt kein Beamer untergekommen, der so flexibel und spontan eingesetzt werden kann. Dazu trägt die kompakte Bauweise und der überragende Standfuss bei. Dank der automatischen Ausrichtung und Fokussierung der Anzeige sowie der eingebauten Smart-TV-Funktionen ist er zudem ruckzuck einsatzbereit.
Im Preissegment um die 1000 Franken gibt es zweifelsohne Beamer mit einer höheren Auflösung und Helligkeit. In beiden Punkten kann der Freestyle nur bedingt überzeugen. Vor allem die Helligkeit hat uns jetzt nicht vom Hocker gehauen. Wünschenswert wäre bei der nächsten Generation eine höhere Helligkeit. Und wenn wir schon bei der nächsten Generation sind: Bitte Samsung, integriert doch direkt einen Akku und macht den Beamer gleich wasserdicht.
Wer soll sich den Freestyle kaufen?
Nun, wer auf der Suche nach einem “Zwischendurch”-Beamer ist, der überaus flexibel eingesetzt werden kann, der kommt zum jetzigen Zeitpunkt nicht um den Freestyle herum. Mit der passenden Powerbank ist man nicht einmal mehr auf eine Steckdose angewiesen.
Wer sollte die Finger davon lassen?
All diejenigen, welche (sehr) hohe Ansprüche an die Bildqualität und Helligkeit haben, werden mit dem Freestyle (ziemlich sicher) nicht glücklich werden.