Technik

Sennheiser Momentum True Wireless 2: Die fast perfekten Kopfhörer

Sennheiser. Eine Marke, die für mich für Qualität steht – aber auch Preise, die ich mir eher nicht leisten kann (oder will). Bisher hatte ich ein einziges Mal klangliche Erfahrungen mit Sennheiser sammeln können. Das war während meines Filmstudiums, als wir unseren Kurzfilm vertonen musste. Unser damaliger Dozent kramte ein paar abgegriffene Sennheister-Kopfhörer hervor, setzte sie uns auf und wow! Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, was guter Klang in Kombination mit guter Schallisolierung bewirken kann.

Selbstverständlich waren das Over-Ear-Kopfhörer, die nur schon durch ihren Anpressdruck einiges an Geräuschen aus der Aussenwelt reduzieren. Für mich ist das ein Grund, weshalb ich auch noch heute Over-Ear-Kopfhörer bevorzuge. (Mein momentanes Modell, den Bowers & Wilkins PX7, findet ihr hier).

Dennoch: Kabellose In-Ear-Kopfhörer sind auf dem Vormarsch und haben durchaus ihre Vorteile, wie ich mir wegen der Samsung Galaxy Buds+ eingestehen muss. So konnte ich dann auch nicht widerstehen, als mir Sennheiser seine neuen Momentum True Wireless 2 zum Testen anbot. Unterdessen habe ich sie seit etwa drei Wochen im Gebrauch und möchte euch hier meine Erfahrungen mit den kabellosen Premiumkopfhörern schildern.

Packen wir die Momentum erstmal aus

Ich liebe gutes Verpackungs-Design. Entsprechend habe ich auch immer hohe Erwartungen, wenn ein Produkt als Premium daherkommt. Das Auspacken ist für mich ein Prozess, der wesentlich zur Freude am Produkt beitragen kann und daher sollte das Verpackungs-Design gut durchdacht sein.

Von aussen sieht die Verpackung der Momentum True Wireless 2 nicht speziell nach Premium aus. Dennoch gefällt mir der Karton, vor allem die Druckveredelung mit Heisluftfolienprägung des Modellnamens. Ebenfalls gefiel mir der seitliche Rand, der mit einer türkisfarbenen Folie veredelt war. Sehr hübsch.

Etwas enttäuscht war ich dafür vom Inneren der Verpackung. Es ist zwar alles schön aufgeräumt, aber insgesamt wirkt es etwas billig. Als hätte man keine Zeit gehabt, etwas Schöneres zu designen. Vor allem bei den Materialien sieht es nicht unbedingt nach Premium aus. Die verschiedenen Kopfhöreraufsätze liegen sogar ziemlich lieblos in einer Plastikverpackung bei. Da bin ich mir anderes gewohnt – zum Beispiel von den wesentlich günstigeren Oppo EncoFree.

Sennheister Momentum True Wireless 2 Test
Die Verpackung ist praktikabel, aber nicht sonderlich Premium wie bei anderen Herstellern.
Sennheister Momentum True Wireless 2 Review
Die verschiedenen Aufsätze für die Ohrmuschel kommt in einer separaten Plastikverpackung daher.

Nun gut, das ist natürlich meine persönliche Vorliebe und die meisten von euch werden sich wohl sagen: Ist doch egal, schliesslich bezahle ich für die Kopfhörer und nicht die Verpackung. Da habt ihr natürlich recht.

Aussehen und Look and Feel

Wie bei In-Ear-Kopfhörern üblich kommen die Momentum True Wireless 2 in einem Case daher. Dieses ist fast komplett mit einem gräulichen Stoff überzogen, was ihnen eine edle Optik und auch Haptik verleiht. Mir hat das besonders gefallen, weil sie so fast perfekt zu meinen Bowers & Wilkins PX7 passen.

Nimmt man die Ohrstöpsel aus ihrem Case fällt einem vor allem auf, dass sie etwas klobig wirken. Ich dachte zuerst sogar, dass sie um einiges grösser als die Samsung Galaxy Buds+ sind. Legt man die beiden Kopfhörer aber nebeneinander, stellt man fest, dass die Momentum True Wireless 2 nur minim grösser sind. Die Buds+ wirken einfach schlanker, weil ihre Linien etwas – wie soll ich das jetzt nennen – ergonomischer sind.

So sehen die In-Ears im Einzelnen aus:

So sehen sie im Vergleich zu den Galaxy Buds+ aus:

Von der Verarbeitung her wirken die Momentum True Wireless 2 hochwertig. Nichts lottert, alles ist sauber verarbeitet. Nichts anderes habe ich von Kopfhörern in dieser Preisklasse erwartet. Unter dem Strich kriegt man hier zwei hochwertige In-Ear-Kopfhörer, deren Design im ersten Moment aber einen etwas simplen Eindruck macht.

Die Momentum True Wireless 2 sitzen gut im Ohr – wenn man nicht rennt

Hat man erst einmal die für sich passende Grösse der Aufsätze gefunden, halten die Momentum True Wireless 2 tipptopp im Ohr. Dabei sind sie relativ angenehm zu tragen. Ab und an kam es vor, dass es mir nach einer Zeit etwas unangenehm auf einen Teil meiner Ohrmuschel gedrückt hat. Soweit ich das beurteilen kann, hat das aber auch viel damit zu tun, wie man sich die In-Ear-Kopfhörer einsetzt. Hier muss man etwas üben, bis man den perfekten, respektive angenehmen Sitz raus hat.

Wie man sich die Kopfhörer richtig einsetzt, könnt ihr euch hier anschauen. (Es handelt sich zwar um die Videoanleitung für die Vorgänger, aber vom Formfaktor her unterscheiden sich diese nicht).

Wo mich die Momentum True Wireless 2 nicht ganz überzeugen konnten, ist, beim Sport. Hier lockern sich die Kopfhörer doch relativ rasch, sodass man sie regelmässig wieder ins Ohr drücken oder „schrauben“ muss. In diesem Einsatzgebiet gebe ich definitiv den Galaxy Buds+ den Vorzug, die sich mit ihren „Haifischflossen“ richtig im Ohr verkanten und dann auch halten.

Touchpanel für jede Menge Kontrolle

Sennheiser hat auch seinen Momentum True Wireless 2 je ein Touchpanel spendiert. Mit diesem kann man jede Menge Funktionen steuern. Zu Beginn braucht man natürlich etwas Übung, bis man die einzelnen Befehle auswendig kann. Hat man das aber erstmals geschafft, lässt sich vieles wunderbar via Touchpanel steuern. Die Verzögerung ist dabei akzeptabel, auch wenn sie noch etwas kürzer ausfallen dürfte.

Sennheister Momentum True Wireless 2 Review
So steuert ihr die Momentum True Wireless 2.

Am besten haben mir dabei zwei Dinge gefallen: Das Erste ist der Transparentmodus. Dafür tippt man einfach zweimal auf das Touchpanel des rechten Kopfhörers und schon schaltet sich die Musik aus und man hört seine Umgebung, als hätte man keine Kopfhörer auf. Ich mag diesen Modus wirklich, denn selbst, wenn man die Musik ausschaltet, dichten In-Ear-Kopfhörer noch so gut ab, dass man Stimmen ohne Transparentmodus nur gedämpft wahr nimmt. Für mich definitiv ein Feature, dass ich nicht mehr missen möchte.

Ebenfalls gefallen hat mir das akkustische Feedback, das mir die Kopfhörer beim Antippen geben: Bei jedem Tippen wird der Ton des etwas höher. So weiss man genau, wie oft man schon getippt hat. Solche durchdachten Details schätze ich an Produkten. Insgesamt hat mir die Touch-Steuerung gut gefallen. Zwar hat auch der Sennheiser True Wireless 2 bezüglich Reaktionszeit noch Luft nach oben, aber von den bisherigen In-Ear-Kopfhörern, die ich getestet habe, ist die Touch-Steuerung definitiv die Beste.

Die Bluetooth-Verbindung ist nur fast einwandfrei

Was mich etwas gestört hat, war die Verbindung via Bluetooth. Das Pairing hat immer wunderbar und auf Anhieb geklappt. Allerdings habe ich es immer wieder mal wieder erlebt, dass ich die Kopfhörer aus dem Case genommen und sich diese nicht sofort mit dem Handy verbunden haben. Ich musste dann auf dem Smartphones jeweils in die Bluetooth-Einstellungen gehen und die Momentum True Wireless 2 auswählen. Dann klappte die Verbindung immerhin sofort.

Sennheister Momentum True Wireless 2 Test
Ist der Kopfhörer verbunden, leuchten die LEDs blau.

Zuerst dachte ich, das liegt an meinem Smartphone, also habe ich es mit anderen Smartphone-Marken ausprobiert. Das Problem kam dabei bei allen drei getesteten Geräten vor. Es ist nicht sehr schlimm, da es wirklich selten passierte, aber doch etwas, das in dieser Preissparte nicht vorkommen sollte.

Ebenfalls schade finde ich, dass die Kopfhörer nicht mit zwei Geräten gleichzeitig verbunden werden können. Aber das ist vermutlich einfach dem kleinen Formfaktor geschuldet. Bei der Stabilität der Verbindung kann ich allerdings nichts bemängeln. Sofern man sich innerhalb der Reichweite befindet, ist die Bluetooth-Verbindung stets stabil und zickt nicht rum. So mag ich das.

So klingen die Momentum True Wireless 2

Nichts zu meckern gibt es beim Sound. Egal ob Höhen oder Tiefen, hier zeigt Sennheiser, warum sie zu den besten im Audiobereich gehören. Die Kopfhörer gehen problemlos runter bis 20 Hertz, genauso wie sie ohne Mühe in Höhen bis 20’000 Hertz kommen, ohne zu scheppern. Insgesamt empfand ich die Momentum True Wireless 2 in ihrer Soundwiedergabe sehr ausbalanciert, was dann natürlich vor allem bei klassischer Musik wunderbar klingt. (Ich sag nur Herr-der-Ringe-Soundtrack). Wer es lieber sehr basslastig hat, wird mit diesen Kopfhörern daher womöglich nicht rundum glücklich sein. Aber in diesem Fall sollte man sowieso auf Over-Ears setzen, die einen entsprechend grösseren Treiber verbaut haben.

Gefallen hat mir auch, dass die Kopfhörer Qualcomms aptX unterstützen. Damit ist nicht nur die Bluetooth-Verbindung stabiler, sondern der Sound ist auch intensiver. Ebenfalls soll aptX die Wiedergabe je nach Soundquelle automatisch anpassen, damit die Qualität immer gleich bleibt. Gamer dürfte freuen, dass die Latenz dank aptX nur noch 80 Millisekunden betragen soll. Gleichzeitig erhöht sich die Bitrate auf 420 kpbs.

Die ersten In-Ears mit richtig gutem Active Noise Cancelling

Überrascht haben mich die Sennheister Momentum True Wireless 2 beim ANC. Ganz ehrlich? Bisher habe ich immer gesagt, dass ANC bei In-Ears nicht viel bringt. Klar, wer noch nie ANC ausprobiert hat, wird bei den Freebuds 2 oder den AirPods Pro beeindruckt sein. Aber wer ANC von Over-Ear-Kopfhörern kennt, hat für ANC bei In-Ears nur ein müdes Lächeln übrig. So auch ich.

Die Momentum True Wireless 2 haben mich aber tatsächlich davon überzeugt, dass auch In-Ears durchaus gutes Active Noise Cancelling haben können. Klar, an ein ANC von richtig guten Over-Ears kommen auch die True Wireless 2 nicht heran – das ist bei so einem kleinen Formfaktor gar nicht möglich. Beachtet man aber, wie platzsparend In-Ear-Kopfhörer sind, macht das die Differenz für mich wieder wett. Vor allem im Sommer, wo Over-Ear-Kopfhörer oft für heisse, verschwitzte Ohren sorgen, hat man nun mit den Momentum True Wireless 2 endlich eine gute Alternative.

Der Akku hält länger als der Durschnitt

Der Grund weshalb die Momentum True Wireless 2 etwas weniger ergonomisch daherkommen, dürfte wohl am verbauten Akku liegen. Dieser soll laut Sennheiser-Website bis zu sieben Stunden durchhalten. Das ist eine ganz schön grosse Zahl für so kleine Kopfhörer. Ich bin mir sonst eher Laufzeiten von drei bis vier Stunden gewohnt.

Mit dem mitgelieferten Case soll sich die Akkulaufzeit sogar um 21 Stunden erweitern lassen. Hört man also pro Tag vier Stunden Musik, kommt man locker sieben Tage über die Runden.

Soweit also die Theorie. In meinem Alltagstest haben die Kopfhörer diese theoretischen Werte erwartungsgemäss nicht erreicht. Meistens war bei mir nach etwa sechs Stunden Schluss und ich musste die Kopfhörer wieder aufladen. In einem Testlauf habe ich die Kopfhörer ununterbrochen getragen und damit nonstop Musik oder ein Hörbuch gehört. Bei diesem Nonstop-Testlauf hielt der Akku genau sechs Stunden und elf Minuten durch.

Dabei informierte mich die Voice-Assistentin erstmals zehn Minuten vor dem Akku-Ende, dass die Kopfhörer geladen werden müssen. Diese Vorlaufzeit ist etwas knapp bemessen, finde ich. Schlussendlich ist das aber Ansichtssache.

Unter dem Strich finde ich eine Laufzeit von sechs Stunden einen sehr guten Wert. Unter den In-Ear-Kopfhörern, die ich bisher getestet habe, setzen sich die Momentum True Wireless 2 damit an die Spitze.

Das Lade-Case hat Verbesserungspotenzial

Etwas genervt hat mich das Case. Irgendwie hatte ich da meine liebe Mühe, mit dem zurechtzukommen. Einmal hatte ich die Kopfhörer, nachdem sie leer waren, ins Case gelegt. Am nächsten Tag rausgenommen und festgestellt, dass die nicht geladen waren. Habe ich die Taste für die Akkustandsanzeige am Case gedrückt, hat das Licht orange geleuchtet. Laut Anleitung sollte das Case also noch Strom haben. Das kam aber nur einmal vor, also hab ich wohl irgendwas falsch gemacht – oder die LED-Anzeige hat einmalig gesponnen.

Überhaupt fand ich die Bedienung des Cases nicht ideal gelöst. Ich mag es, wenn ich – wie bei den Galaxy Buds+ – den Deckel des Cases öffnen kann und anhand eines LEDs gleich sehe, ob die Kopfhörer geladen sind oder nicht. Beim Case der Momentum True Wireless 2 muss ich immer erst auf die Taste für die Akkuanzeige drücken. Ist jetzt natürlich nicht sehr umständlich, aber manchmal machen solche Details einen Unterschied.

Gefallen tut mir dafür wiederum, dass ich eine LED-Anzeige für den Verbindungsstatus auf jedem Kopfhörer habe. Ich kann hier also gleich am Kopfhörer ablesen, ob meine Kopfhörer verbunden sind oder nicht. Alternativ sieht man sogar, ob sich die Kopfhörer im Pairing-Modus befinden. Das ist allerdings gar nicht nötig, denn fürs Pairing hat man diese sowieso im Ohr und hört dann eine Stimme, die mit einem redet – auch ein sehr nettes Feature.

Fazit zu den Sennheiser Momentum True Wireless 2

Nach meiner rund vierwöchigen Testzeit ergibt sich bei mir ein positives Bild. Wo die Sennheiser Momentum True Wireless 2 ganz klar top sind, ist beim Sound, Akkulaufzeit und dem Active Noice Cancelling. Hier kriegt man ganz klar die Qualität, die man von einer Marke wie Sennheiser erwartet. Auch die Verarbeitung der Kopfhörer ist einwandfrei und das Case kommt mit seinem Stoffbezug sehr wertig daher.

Die Kopfhörer selbst wirken aber etwas klobig, was wohl dem grösseren Akku geschuldet ist. Ob einem das egal ist oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. Hier gefällt mir das etwas verspieltere Design der Galaxy Buds+ besser. Auch, dass die Bluetooth-Verbindung in sehr seltenen Fällen nicht auf Anhieb klappt, müsste nicht sein.

Abschliessend lässt sich sagen: Wer Kopfhörer für den Sport sucht, sollte nicht unbedingt auf die Momentum True Wireless 2 setzen. Wer aber guten Sound und gutem Noise Cancelling möchte, kann bei diesen Kopfhörern nichts falsch machen. Als Bonus gibt es noch eine richtig lange Akkulaufzeit. Ob euch das dann auch über 300 Franken wert ist, müsst ihr für euch entscheiden.

Ein Kommentar zu “Sennheiser Momentum True Wireless 2: Die fast perfekten Kopfhörer

  1. Martin @pokipsie Rechsteiner sagt:

    Ich liebe die Kopfhörer, würde meine auf keinen Fall mehr hergeben.
    Einzig an der App müssen sie noch ein wenig schrauben. Die Möglichkeiten vom Equalizer zu verstellen sind schon recht gewöhnungsbedürftig.

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