Das Horrorspiel «Mundaun» ist der Inbegriff von «Swissness». (Bild: Michel Ziegler / Hidden Fields)
Das Horrorspiel «Mundaun» ist der Inbegriff von «Swissness». (Bild: Michel Ziegler / Hidden Fields)
Hintergrund Games Unterhaltung

So präsentiert sich die Schweiz in Videospielen – Teil 1

Chris Bucher
Chris Bucher

Videospiele haben uns in den vergangenen Jahrzehnten an alle möglichen (und unmöglichen) Orte geführt. Von fremden Planeten, Zukunftsszenarien und bis hin zu realen Schauplätzen.

Zum Start dieser Reihe heften wir uns an die Sohle des wohl bekanntesten Geheimagenten der Welt.

James Bond und die Schweiz

Dass Geheimagent James Bond und die Schweiz eine innigere Beziehung pflegen, als er zu all seinen Bettgefährtinnen ist kein Geheimnis. Ob in Ian Flemings Romanvorlagen oder den entsprechenden Filmen: Seine Aufträge führten Bond immer wieder in die Schweiz.

Dieser Tradition bleiben auch die Games treu. So führt beispielsweise das sechste Level der Spiele-Version «Der Morgen stirbt nie» von 1999 für Playstation 1 in die Schweizer Alpen. Hier muss Bond mit seinem BMW 750iL über eine Passstrasse brettern und allerhand Verfolger mit Raketen und Maschinengewehren ausschalten – eine Szene, die es im Film übrigens nicht gibt.

Im Jahr 2001 für Playstation 2, Gamecube und Xbox erschienenen Ego-Shooter «007 – Agent Under Fire» hat die Schurkin Malprave ihren Hauptsitz in den nicht näher genannten Schweizer Alpen. Nachdem wir den Ort in einem früheren Level infiltriert haben, dient die Location auch als Schauplatz für das Grande Finale. Ausser verschneiten Bergketten als Umgebung versprüht der Abschnitt allerdings kaum Swissness.

Das bislang letzte grosse Spiel mit dem britischen Geheimagenten, «007 – Legends», kam sowohl bei Fans als auch Kritikern – und mir – nur bescheiden an. Die Idee war, passend zum Kinostart von «Skyfall» 2012 ein passendes Bond-Spiel am Start zu haben, das einige Highlights der bisherigen Bondfilme spielbar machen sollte. Zwar konnte das Entwicklerteam Eurocom einen beachtlichen Cast zusammentrommeln, spielerisch roch das episodische Game allerdings nach Schnellschuss.

Immerhin führt es uns zweimal in die Schweiz. Und zwar infiltrieren wir im «Goldfinger»-Abschnitt die Schweizer Metallfabrik von Oberschurke Auric Goldfinger. Im Film dienten die Stanser Flugzeugwerke in der Zentralschweiz als Aussenlocation, davon ist im Spiel allerdings nichts zu erkennen. In einer stürmischen Regennacht schalten wir mittels EMP-Signal den Strom der ganzen Anlage aus und ballern uns bis zum Herz der Anlage.

Etwas treffender gelungen ist da schon der zweite Abstecher in die Schweiz, der uns in Blofelds Bergstützpunkt von «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» schickt. Kenner des Films wissen natürlich, dass das Bergrestaurant Schilthorn im Berner Oberland als Drehort diente. So kommt auch das Game-Gegenstück – zumindest von aussen betrachtet – dem charakteristischen Vorbild einigermassen nahe. Und das Level macht sogar Spass! Erst ballern wir vom Helikopter aus das halbe Gebäude in seine Bestandteile, bevor wir dann zu Fuss in den «Piz Gloria» eindringen und den restlichen Handlangern das Licht ausknipsen. Buchstäblich.

Seit einiger Zeit werkelt IO Interactive (das Team hinter der «Hitman»-Reihe) an einem neuen Videospiel um 007. Ob wir darin James Bond wieder durch die Schweiz agentieren können, ist allerdings noch ungewiss.

Rasante Rasereien auf Passstrassen

In der bekannten Rennspielreihe «Gran Turismo» hat die Schweiz seit dem ersten Teil einen festen Platz. In praktisch allen Teilen der Reihe können wir über den fiktiven «Deep Forest Raceway» brettern. In «Gran Turismo 2» heizten wir hingegen bereits durch Grindelwald und in «Gran Turismo 3» und «Gran Turismo 4» über eine fiktive Strecke durchs Hochgebirge – idyllische Aussicht inklusive. Konkret verortet ist die Landschaft nicht. Auch im Spiel heisst die Strecke lediglich «Schweizer Alpen».

Konkreter – aber immer noch fiktiv – wirds dann in den Teilen 5, 6 und 7. Hier gibt es Rennstrecken, die am Matterhorn und an der imposanten Eiger-Nordwand vorbeiführen. Im Vorfeld zu Teil 5 tauchten in einem Teaser detailgetreue Umgebungen aus Bern und Luzern auf. Hoffnungen, durch diese Städte zu rasen, blieben unerfüllt. Im Spiel dienen sie lediglich als Kulisse für den Fotomodus.

Schweizer Rennstrecken sind natürlich auch in anderen Rennspielen vertreten. Etwa in «Forza Motorsport» (die Berner Alpen) und «Test Drive» (ebenfalls Bern, hier aber durch die fiktiv gestaltete Stadt).

Futuristisch in den Schweizer Alpen unterwegs

Offenbar haben grössenwahnsinnige Oberschurken ein Faible dafür, ihre geheimen Anlagen in die Schweizer Berge zu pflanzen. Denn nicht nur James Bond hat in seiner Videospielkarriere mehrere solcher Basen hochgehen lassen, auch Adam Jensen, einem der Protagonisten der «Deus Ex»-Reihe, kommt diese Ehre zuteil.

In «Deus Ex: Mankind Divided», dem bislang letzten Teil der futuristischen Action-Reihe, reist der Cyber-Agent Adam Jensen in der 13. Mission ins Schweizer Hochgebirge, um eine geheime Forschungseinrichtung auszukundschaften. Diese präsentiert sich als schwer be- und überwachte Festung, die sich gemütlich zwischen schneebedeckte Berge gesetzt hat.

Horror in Graubünden

Zum Abschluss präsentiere ich euch ein Spiel, das gar nicht mehr viel Schweizerischer werden kann. Nicht nur, dass das handgezeichnete Horrorspiel «Mundaun» von 2021 Schweizer Sagen umsetzt und im stilisierten Dörfchen Mundaun in den Bündner Alpen angesiedelt ist, entwickelt wurde es vom Luzerner Michel Ziegler.

Das Dorf Mundaun des Spiels hat mit der realen Bündner Ortschaft allerdings nur wenig gemein. Dennoch gibt es Locations, die Ziegler nach realen Vorbildern modelliert hat. Die im Spiel prominente Kapelle heisst Kapelle der Heiligen Drei Könige und steht bei Platenga in der Gemeinde Obersaxen Mundaun. Ebenso das Wohnhaus des Schweizer Malers Alois Cariget («Schellen-Ursli»), das im Spiel ebenfalls von einem Maler bewohnt wird.

Wie das eigenwillige Spiel den internationalen Markt erobert hat und wie hart Ziegler dafür gearbeitet hat, erzählte er mir im Rahmen einer Reportage für das Online-Portal «zentralplus».