«Train Sim World 2» bietet auch eine Strecke, die durch Luzern führt. (Bild: Rivet Games)
So präsentiert sich das Gleisfeld des Luzerner Bahnhofs im Spiel «Train World Sim 2». (Bild: Rivet Games)
Hintergrund Games Unterhaltung

So präsentiert sich die Schweiz in Videospielen – Teil 2

Chris Bucher
Chris Bucher

Videospiele haben uns in den vergangenen Jahrzehnten an alle möglichen (und unmöglichen) Orte geführt. Von fremden Planeten, Zukunftsszenarien und bis hin zu realen Schauplätzen.

Darunter war auch schon die Schweiz. Nachdem ich euch im ersten Teil dieser Reihe unter anderem gezeigt habe, welche Schweizer Schauplätze Geheimagent James Bond schon hat in die Luft gehen lassen und in welchem Bündner Dorf es besonders gruselig zu und her geht, kommt hier Teil 2.

Mit dem Zug durch die Schweiz

Das schottische Spiel «Train Sim World 2» erlaubt es den Spielerinnen und Spielern, eine ganze Menge penibel nachgebauter Zugstrecken abzufahren. Als Simulator legt es dabei grossen Wert auf die korrekte Darstellung und Handhabung von verschiedenen Zügen und der Streckengestaltung. Unter den zahlreichen verfügbaren Strecken sind auch zwei aus der Schweiz dabei.

Darunter etwa die S-Bahn-Strecke vom Bahnhof Luzern nach Sursee. Warum gerade die? Colin Macdonald, der Commercial Director bei Rivet Games, erklärte mir damals im Rahmen eines Artikels für «zentralplus», die Strecke von Luzern nach Sursee habe sich angeboten, weil sie eine schöne Umgebung und spannende Gameplay-Möglichkeiten bot. Ausserdem sei der RABe 523-Zug – also die S-Bahn – ein sehr beliebter Zug.

Nebst meiner Heimatstadt Luzern haben es noch zwei weitere Strecken ins Spiel geschafft. Darunter die Berninalinie und Arosalinie, bei der wir mit der Rhätischen Bahn durch das beeindruckende Bergpanorama tuckern dürfen.

Für die Arbeit an dem Spiel hat das Entwicklerteam vor Ort Referenzmaterial gesammelt und auch mit der SBB zusammengearbeitet. Der Aufwand hat sich meiner Meinung nach gelohnt. Ich bin zwar kein Zug-Profi, aber so realitätsgetreu hab ich die Schweiz selten programmiert gesehen.

Wir steigen vom Zug auf den Bus um

Als Gegenentwurf für diese Detailtreue kann ich hier den «Fernbus-Simulator» anbringen. Für die deutsche Bus-Simulation aus dem Hause TML-Studio erschien 2018 die Erweiterung «Österreich & Schweiz». Damit kann man auch bis in die Stadt Luzern tuckern – erlebt hier aber eine seeeehr freie Interpretation der Streckengestaltung und der Stadt selbst. Witzig ist es trotzdem.

Wenn der Ruf der Pflicht in die Schweiz führt

«Call of Duty» ist eine der beliebtesten und langlebigsten Shooter-Reihen der Gaming-Welt. Vor allem die umfassenden Multiplayer-Scharmützel locken jeweils Millionen Spielerinnen und Spieler vor die Monitore. Dabei geht gerne vergessen, dass die Titel auch eine Story-Kampagne haben. Und die führt auch in die Schweiz.

Ein spezielles Szenario präsentiert sich etwa in «Call of Duty: Black Ops 3» von 2015. Gleich zu Beginn (und dann auch im Finale wieder) müssen wir in den Strassen von Zürich gegen eine abtrünnige Armee antreten. Das Spezielle an der Sache? Es ist ein Zürich der Zukunft. Im Jahr 2054 präsentiert sich die Stadt als hochmoderne, von Wolkenkratzern und Leuchtreklame dominierte Hochglanz-Metropole.

Genau so explosiv präsentiert sich auch die Mission «Black Sky» in «Call of Duty: Infinite Warfare» von 2016. Hier gilt es, eine Invasion der schurkischen Settlement Defense Front abzuwehren, die in Genf einen Angriff gestartet hat. Wie schon der vorher genannte Teil ist auch «Infinite Warfare» in der Zukunft angesiedelt.

In beiden Fällen also spielt man eigentlich an Schweizer Schauplätzen, aufgrund des Zukunftsszenarios sind aber beide kaum als solche zu erkennen. Das macht die Missionen nicht weniger spassig, die Swissness kommt dem Bombast-Spektakel allerdings ab.

Auf die Bretter, fertig, los!

Die Schweiz als Skisportnation ist international bekannt. Wenig überraschend also, dass es auch Sport-Videospiele gibt, die sich dieser Umgebung annehmen. Etwa «Steep» von 2016.

Hier kann man steile Berghänge rund um das Monte Rosa-Gebiet im Wallis mit Ski oder Snowboard herunterbrettern oder – etwas exotischer – mit dem Wingsuit oder Paraglider.

Die Umgebung präsentiert sich dabei als Open-World-Fläche, wo wir also wie die Hänge herunterkommen, liegt bei uns. Das sorgt für Abwechslung – und gerade bei Anfängern wie mir für unzählige gebrochene Knochen.

Geiselterror in Gstaad

Himmel, was habe ich diesen auf Tom Clancys Romane basierenden Ego-Shooter damals geliebt. Mit einem Kollegen habe ich «Rainbox Six 3» hoch und runtergezockt, bis wir den Standort jedes Gegners auswendig kannten. In der Playstation 2-Version ging es in den ersten beiden Levels auch gleich in die Schweiz. Genauer gesagt ins Berner Oberland nach Gstaad.

Jeder, der diesen weltbekannten Bonzen-Skiort schon einmal in Echt gesehen hat, dürfte die digitale Version jedoch kaum wiedererkennen. Das verschneite Holzhütten-Dorf, das «Rainbow Six 3» uns vorsetzt, hat mit dem pittoresken Gstaad der Realität etwa ähnlich viel Gemeinsamkeiten wie mit Kinshasa. Dennoch, hier Geiseln vom G8-Gipfel zu befreien und mit dem Nachtsicht-Gerät Terroristen auszuschalten, war damals ein ziemlich episches Erlebnis.

Die PC-Version, die unter dem Titel «Rainbow Six 3: Raven Shield» an den Start ging, unterschied sich übrigens von der Konsolenfassung. Den Schweiz-Faktor gab es jedoch auch hier. Allerdings führte das PC-Level nicht nach Gstaad, sondern in die Jura-Region bei Lamoura.

Zürich, bist das du?

Obwohl JRPGs uns mehrheitlich in fantastische Welten entführen, gibt es auch ein paar wenige, die in der realen Welt angesiedelt sind. Etwa die «Shadow Hearts»-Reihe. In «Shadow Hearts: Covenant», dem offiziell zweiten Teil der Reihe (wenn man den Erstling «Koudelka» der in derselben Welt spielt, aussen vor lässt) spielen wir die deutsche Generälin Karin König, die in einer alternativen und fantastischen Version des Ersten Weltkriegs einem dämonischen Geheimbund unter der Führung von Grigori Rasputin das Handwerk legen muss..

Im Kampf gegen Rasputin und seinen Schergen reisen wir durch halb Europa, Russland und Japan – und machen am Ende des Spiels einen kurzen Abstecher nach Zürich, wo eine wichtige Figur ihre ewige Ruhe findet.

Allerdings beschränkt sich die Schweizer Grossstadt hier auf ein abgelegenes Stück Wiesland mit viel Wald und verschneiten Bergen im Hintergrund. Für den Schweizer Gametourismus eine eher ernüchternde Sache – für die Handlung des Spiels aber ein bittersüsses Ende.