Die Linkbuds Open von Sony gehören zweifellos zu den Exoten unter den Kopfhörern. Sony setzt auf einen ringförmigen Treiber mit einem Loch in der Mitte. Der Vorteil dieses Kopfhörertyps liegt auf der Hand: Egal, ob man Musik oder Podcasts hört, man nimmt seine Umgebung mit allen Geräuschen wahr. Das kann aber auch ein Nachteil sein, vor allem, wenn du eine gute Geräuschunterdrückung haben möchtest.
Die erste Generation hat Sony der sogenannten Open-Ears hat Sony bereits 2022 lanciert. Ich selbst bin bis jetzt nicht in den Genuss – sofern es dann auch einer ist – gekommen. Ich muss auch eingestehen, dass ich nach der Anfrage von Sony nicht umgehend dem Test zugesagt habe. Ich war ehrlich gesagt sehr skeptisch, ob das Konzept der Linkbuds Open, die bauartbedingt über keinerlei Geräuschunterdrückung verfügen, etwas für mich ist.
Nach einem mehrwöchigen Test kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass sich meine Bedenken sehr schnell in Luft aufgelöst haben. Tatsächlich haben mich die Linkbuds Open und ihr Konzept überrascht – positiv, versteht sich. Warum das so ist? Das erfährst du auf den nächsten Zeilen.
Fahrradfahren mit den Sony Linkbuds Open
Der Tragekomfort der Linkbuds Open ist gut, reicht aber nicht ganz an den der Linkbuds Fit heran. Letztere sind für mich ohnehin die derzeit bequemsten In-Ear-Kopfhörer. Das soll aber nicht heissen, dass die Linkbuds Fit unbequem sind – wie gesagt, der Tragekomfort ist gut und ich kann sie problemlos über mehrere Stunden ohne Schmerzen oder sonstige Beschwerden tragen.
Beim Fahrradfahren trage ich normalerweise keine Kopfhörer, obwohl ich bei meiner Freizeitbeschäftigung, vor allem auf langen Ausfahrten, gerne Musik hören würde. Ich mag es beim Fahrradfahren überhaupt nicht, wenn ich meine Umgebung nicht oder nur sehr stark eingeschränkt wahrnehme. Bei den Linkbuds Open habe ich dieses Problem nicht. Ich kann Musik hören und bekomme trotzdem mit, was um mich herum geschieht. Genau das, was ich gesucht habe.
Natürlich bieten «normale» Kopfhörer einen Transparenzmodus, bei dem die Aussengeräusche durch die integrierten Mikrofone über die Kopfhörer wiedergegeben werden. Je nach Kopfhörer funktioniert dies in Alltagssituationen auch ganz gut. Der Endgegner für den Transparenzmodus ist in der Regel der Wind. Ich kann dir versichern, dass Fahrradfahren mit Transparenzmodus keine wirklich angenehme Sache ist. Zu stark werden die Windgeräusche hervorgehoben. Insofern stellt das für mich persönlich keine Alternative dar.
Hinzu kommt, dass die Linkbuds Open dank der sogenannten Finne und dem geringen Gewicht von etwas über 5 Gramm gut im Ohr sitzen. Du musst dir somit keine Sorgen machen, dass du deine Kopfhörer etwa beim Überfahren einer Bodenwelle verlierst. Apropos Sorgen: Die IPX4-Zertifizierung bietet einen hinreichenden Schutz gegenüber dem Eindringen von Spritzwasser. Sprich, plötzlich eintretender Regen stecken die Linkbuds Open problemlos weg.
Sony bleibt sich beim Design treu
Das Design hat sich gegenüber den ersten Linkbuds mit ringförmigen Treiber nicht wirklich verändert. Für einen guten Halt sorgen diesmal die beiden Silikonfinnen. Sie halten die Kopfhörer sicher im Ohr. Wie auch bei den Linkbuds Fit, kannst du deine Open mittels andersfarbigen Silikonüberzüge individuell anpassen. Auch bietet Sony entsprechende Silikonüberzüge für das Ladecase an.
Ein anderes Musikerlebnis
Nein, die Sony Linkbuds Open bieten nicht so eine beeindruckende Soundqualität, wie ähnlich teure In-Ear-Kopfhörer. Das ist aufgrund der Bauweise wohl auch nicht wirklich möglich. Ja, es ist schlichtweg ein anderes Musikerlebnis, wenn du die Linkbuds Open verwendest. Dafür bekommst du stets mit, was um dich herum geschieht – was bei herkömmlichen In-Ear-Kopfhörern eben nicht der Fall ist.
Das liest sich jetzt vielleicht etwas negativ, was ich keineswegs damit mitteilen möchte. In Anbetracht dessen, dass wir es bei den Linkbuds Open mit Open-Ears zu tun haben, ist die Soundqualität gut. Es hört sich halt mehr an, als ob du Musik oder ein Podcast über einen Lautsprecher im Zimmer geniesst. Dennoch liefern die Linkbuds Open ordentliche Tiefen und eine insgesamt gut ausbalancierte Wiedergabe. Dank des Equalizers in der Sound Connect App kannst du den Sound zusätzlich individuell anpassen.
Noch ein paar Einzelheiten zu den technischen Daten der Linkbuds Open. Sie verbinden sich via Bluetooth 5.3 mit deinem Smartphone. Auracast und LC3 sind vorhanden. Unterstützt werden die Audio-Codecs AAC und SBC. Auf den hochauflösenden LDAC-Standard musst du bei den Linkbuds Open verzichten. Dafür gibt es Multipoint-Bluetooth. Das heisst, du kannst zwei Bluetooth-Geräte gleichzeitig verbinden, wobei immer nur eine Verbindung gleichzeitig aktiv ist.
Steuerung und App
Die Linkbuds Open bieten eine vordefinierte Touch-Bedienung, die sich leider nicht individuell über die App anpassen lässt. Unschön ist, dass etwa der Befehl für den Lautstärkeregler erst nach viermaligem Tippen aktiv wird. Das ist nicht besonders intuitiv. Gut gefällt hingegen, dass man nicht direkt auf die Open-Ears tippen muss, um einen Befehl auszuführen. Es reicht, den entsprechenden Befehl vor dem Ohr auszuführen.
Alternativ zur Touch-Bedienung, kannst du auch auf den integrierten Sprachassistenten zurückgreifen. Mittels des Sprachbefehles «Hey Headphones» aktiviert sich dieser und du kannst den gewünschten Befehl auch einfach mitteilen. Allerdings steht diese Funktion weiterhin nicht auf Deutsch zur Verfügung, sondern nur in Englisch, Chinesisch und Japanisch. Ob und wann Deutsch dazu kommt, ist nicht bekannt. Auch möglich ist, dass du mittels Kopfgesten Anrufe annehmen oder ablehnen kannst.
Über die Sound Connect App habe ich bereits im Test zu den Linkbuds Fit berichtet. Sie ersetzt die bisherige Headphones Connect App und bietet unter anderem einen guten Equalizer samt vorgefertigten Soundprofilen, den Zugriff auf Funktionen wie Speak-To-Chat oder dem Hintergrundmusikeffekt sowie der Möglichkeit, die Open-Ears zu aktualisieren. All das funktioniert so weit einwandfrei, allerdings finde ich die App unterm Strich nicht besonders intuitiv nutzbar. Das hängt einerseits mit der visuellen Präsentation, andererseits mit teilweise verwirrenden Bezeichnungen der Funktionen zusammen.
Auf die beiden Funktionen Speak-To-Chat und Hintergrundmusikeffekt möchte ich noch kurz etwas näher eingehen. Mittels Speak-To-Chat schalten die Linkbuds Open automatisch die gerade wiedergegebene Musik in den Pausenmodus oder stumm, sobald mit jemandem gesprochen wird. Die Erkennung funktionierte im Test erstaunlich gut. Wenn der Hintergrundmusikeffekt aktiviert ist, lassen die Linkbuds Open die Musik so klingen, als würde sie im Raum abgespielt anstatt über Kopfhörer. Simulieren lassen sich etwa ein Café oder Wohnzimmer.
Telefonieren
Auch fürs Telefonieren eignen sich die Linkbuds Open. Da die Umgebungsgeräusche aufgrund des ringförmigen Treibers natürlich wiedergegeben werden, empfinde ich das Telefonieren damit als sehr angenehm. Die Gesprächspartner attestierten mir überdies eine gute Qualität.
Akku und Ladecase
Die Linkbuds Open setzen hinsichtlich der Akkulaufzeit keinen neuen Massstab. Allerdings hat Sony die Laufzeit gegenüber dem Vorgängermodell dennoch verbessert. Acht Stunden sind möglich, mit dem Ladecase kommen weitere 14 Stunden dazu. Damit sind wir bei einer Laufzeit von maximal 22 Stunden. Die Ladezeit beträgt ungefähr 1,5 Stunden. Das kommt im Alltag ungefähr hin.
Das mitgelieferte Ladecase fällt erfreulich kompakt aus, fühlt sich aber nicht ganz so wertig an. Der Deckel hat etwas viel Raum und wackelt damit. Hinzu kommt, dass das Case einzig über den USB-C-Anschluss aufgeladen werden kann. Wireless-Charging gibt es nicht.
Das Testfazit zu den Sony Linkbuds Open
Es ist schwierig, ein abschliessendes Testfazit über die Sony Linkbuds Open zu ziehen. Nicht, weil ich sie nicht gut finde, ich persönlich finde sie sogar hervorragend, sondern vielmehr, weil sie eher eine Nische bedienen. Man muss schon genau diese Art von Kopfhörer wollen.
Was ich damit sagen will? Wer eine gute aktive Geräuschunterdrückung sucht, der ist bei den Linkbuds Open definitiv an der falschen Adresse. Wer aber immer wissen will, was um ihn herum passiert, ohne auf eine gute Klangqualität verzichten zu müssen, für den sind die Sony Linkbuds Open die perfekte Lösung.
Die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) für die Linkbuds Open liegt bei 199 Franken. Inzwischen gibt es die Open-Ear-Kopfhörer immer wieder mal in Aktion für um die 150 Franken. Ein Preis, der meiner Meinung nach mehr als gerechtfertigt ist.