In der Schweiz ist Sony im Smartphone-Bereich schon längst in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Auch weltweit gesehen kämpft Sonys Smartphone-Sparte ums Überleben. Seit einiger Zeit versucht sich der Hersteller mit Handys, die sich im Pro-Bereich ansiedeln. Das am Dienstag vorgestellte Xperia Pro-I ist genau so ein Gerät: Es glänzt mit Features, die vor allem Smartphone-Fotograf*innen mit professionellen Ansprüchen zufrieden stellen dürften. Dafür verbaut Sony im neuen Smartphone als erst dritter Hersteller eine Kamera, mit einem 1 Zoll grossen Sensor. Damit sollen Fotos gelingen, die vor allem bei wenig Licht richtig gut aussehen würden – sagt die Marketingabteilung.
Auf der Rückseite gibt es insgesamt drei Kameras, die wieder in Zusammenarbeit mit dem Linsenspezialisten Zeiss entstanden sind. Der 1-Zoll-Sensor der Hauptkamera kann theoretisch 20 Megapixel liefern, allerdings nutzt das Pro-I nur einen Teil davon. Damit löst die Hauptkamera in der Praxis mit 12 Megapixel auf, genauso wie die beiden anderen, eine Ultraweitwinkel- und eine Tele-Linse. Sony geht dabei einen Weg, den HTC schon einmal versucht hat: Statt mit möglichst vielen Megapixel zu protzen, setzt man lieber auf grössere Pixel (2.4µm). Diese können mehr Details auffangen, einen grösseren Dynamikbereich und bessere Tiefenschärfe. Der Sensor basiert dabei auf demjenigen der Kompaktkamera Sony RX100 VII.
Das Xperia Pro-I hat eine variable Blende
Ein wirkliche spannendes Feature ist, dass das Xperia Pro-I tatsächlich eine variable Blende bietet. Viele Blendenstufen gibt es zwar nicht, aber zwischen f/2.0 und f/4.0 kann man tatsächlich physisch wechseln. Gegenüber dem normalen digitalen Bokeh-Berechnungen ist das natürlich (in der Theorie) ein riesiger Vorteil.
Auf der Front gibt es übrigens eine Kamera mit 8 Megapixeln. In diesem Bereich gibt es sicher bessere Alternativen. Allerdings ist Sonys Ansatz sowieso ein anderer: Statt auf die Selfielinse zu setzen, möchten die Japaner den Usern die Möglichkeit geben, die Hauptkamera zu nutzen. Dafür gibt es extra ein optionales Vlogger-Kit. Dieses kommt mit einem Stativ, Mikrofon und einem externen Bildschirm daher. Richtig gehört. Das Sony Xperia Pro-I lässt sich via Kabel mit einem kleinen, externen Bildschirm verbinden. Dieser wiederum wird auf der Rückseite befestigt – entweder am Stativ oder wie Magnetbefestigung. So kann man dann seine Videos und auch Fotos in bestmöglicher Qualität aufnehmen.
Filme in 4k mit 120fps ohne Komprimierung
Gefilmt kann dabei mit 4k und bis zu 120 fps werden. Die einzelnen Bilder werden dabei in Originalqualität abgespeichert und nicht komprimiert. Dadurch hat man in der Postproduktion viel mehr Möglichkeiten. Für Profifotografen, lassen sich Fotos sogar in RAW mit 12Bit schiessen. Damit ist das Sony Xperia Pro-I schon fast eine Einstiegs-DSLM, denn ein Smartphone. Unterstrichen wird das noch vom Bildprozessor namens BIONZ X, der der Gleiche ist, wie in Sonys A9. Dadurch lassen sich auch mit dem Xperia Pro-I Serienaufnahmen mit 20 Bildern pro Sekunde machen. Eine Funktion, die für Sport-Shootings nützlich ist.
Beim 6,5 Zoll grossen Display setzt Sony auf ein passendes Verhältnis von 21:9. Das OLED-Panel löst in 4k auf und bietet 120 Hertz Bildwiederholungsrate. Dazu gibt es den aktuellen Snapdragon 888 5G mit 12GB RAM Arbeitsspeicher. Der interne Speicher beläuft sich auf 512GB und kann mit einer SDXC-Karte erweitert werden. Wer keine Speicherkarte nutzt, kann den Steckplatz stattdessen für eine zweite SIM-Karte verwenden. Zusätzlich zu alledem gibt es noch einen 3,5-Millimeter-Kopfhörerausgang und eine IP68-Zertifizierung.
Vorerst kein Start in der Schweiz
Bei so vielen Features und dem 4k-Display wird natürlich spannend, wie lange das Xperia Pro-I durchhält. Der Akku ist mit 4500 mAh nicht gerade klein geraten, heissen muss das aber nichts. Wer das Handy aufladen möchte, kann das mit bis zu 30 Watt tun. Das ist okay, im Vergleich zu Geräten von Oppo, Xiaomi oder Huawei allerdings nicht sehr beeindruckend.
Preislich ist das Xperia Pro-I zwar nicht ganz günstig, für die gebotenen Specs aber auch nicht überaus teuer: 1800 Dollar verlangt Sony für das Stück Technik, der Vorverkauf beginnt am 28. Oktober. Dafür kann man sich natürlich auch eine Sony A7C kaufen, allerdings fehlen einem da dann natürlich die Smartphone-Features.
Obwohl Sony das Xperia Pro-I auch ausserhalb Japans – unter anderem in Deutschland – in den Verkauf bringt, geht die Schweiz vorerst leer aus. Verwunderlich ist das nicht, hat Sony doch schon länger kein Smartphone mehr offiziell in der Schweiz herausgebracht. Auf unsere Nachfrage teilt Sony mit, man habe sich nicht aus dem Schweizer Markt zurückgezogen, sondern beobachte die Lage aufmerksam.
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