Sony ULT im Test.
Die Sony ULT Wear mit der markanten Basstaste. | Bild: vybe
Test Sony Kopfhörer

Sony ULT Wear: Fetter Bass, für einen ordentlichen Gehörschaden

Pascal Scherrer
Pascal Scherrer

Inhaltsverzeichnis

Sony ist bekannt für seine guten Kopfhörer. Die Marke schneidet nicht nur in unseren Reviews regelmässig mit guten Noten ab, sondern auch international. Da überrascht es wenig, dass die Marke hierzulande hinter Apple die Nummer 2 im Kopfhörermarkt ist.

Nun haben die Japaner eine neue Zielgruppe im Visier. Mit der neuen Untermarke «ULT» möchte man Personen ansprechen, die auf ordentlichen Bass stehen. Damit dürfte Sony unter anderem Käufer:innen von Beats ins Visier nehmen.

Ob das gelingen kann, weiss ich nicht, denn ich bin kein Marketing-Experte. Zumindest auf der technischen Seite könnte Sony aber durchaus als Sieger hervorgehen. Beats ist zwar beliebt, doch das liegt einfach an jahrelangem ausgeklügeltem Marketing – bei dem oft bekannte Musikstars involviert waren.

Sony hat technisch die Nase vorn

Etwas, das Sony leider verschlafen hat. Obwohl man ein eigenes Musik- und Filmstudio hat, sind da in der Vergangenheit kaum Synergien geflossen. Ein Versäumnis, das Sony in jüngster Zeit aufzuarbeiten versucht.

Auf der technischen Seite aber macht der japanische Konzern seine Hausaufgaben seit Jahren. Sound und Geräuschunterdrückung der Sony-Overear-Kopfhörer gehören zum Besten, was man sich aktuell kaufen kann. Da kann Beats schlicht nicht mithalten. Und an alle, die jetzt sagen, dass sie zufrieden mit ihren Beats sind: Macht mal einen direkten Hörvergleich mit einem aktuellen Sony-Overear-Kopfhörer.

Was kann der ULT-Kopfhörer

Nun kommt also der Sony-Kopfhörer für Bassenthusiast:innen. Auf den ersten Blick sieht das Teil aus wie der Sony WH-1000XM5, der einfach noch eine Taste für mehr Bass spendiert bekommen hat.

Die Basstaste siehst du links mit dem ULT-Schriftzug. | Bild: vybe

Schaust du aber genauer hin, sieht man dann doch einige Unterschiede. Ja, die Sony-Designsprache ist definitiv da, man sieht den Kopfhörer ihre Verwandtschaft also an. Der XM5 wirkt aber um einiges minimalistischer und wie aus einem Guss. Hingegen wirkt der Sony ULT Wear, als hätte man ihn aus mehreren Teilen zusammengesetzt (was ja auch der Fall ist).

Das zeigt sich auch bei der Haptik. Das Kunststoffgehäuse des ULT-Overears wirkt nicht sehr hochwertig. Hätte ich den Kopfhörer nur anhand seiner Haptik einschätzen müssen, hätte ich ihn kaum auf über 100 Franken geschätzt. Auch die verbauten Tasten wirken nicht sonderlich hochwertig, sondern eher etwas lotterig. Hier habe ich schon um einiges bessere Alternativen gesehen.

Angenehmer zu tragen

Keine Blösse gibt sich der Kopfhörer, wenn man ihn aufsetzt. Er schmiegt sich angenehm und ohne zu viel Druck an den Kopf. Zumindest an meinen. Die Ohrmuscheln sind aus einer eher glatten, aber weichen Kunststoffoberfläche. Auch nachdem ich die Overears über drei Stunden getragen hatte, fühlten sie sich noch immer angenehm an.

Die Hörmuscheln sind angenehm weich. | Bild: vybe

Natürlich gibt es auch bei den Sony ULT Wear das altbekannte Problem von Overears: Ist es draussen wärmer, fängt man unter den Ohrmuscheln schnell an zu schwitzen. Das ist aber ein Problem, das alle geschlossenen Overear-Kopfhörer haben. Ich für meinen Teil wechsle daher im Sommer lieber auf die Sony-In-Ears.

Guter klang und top Noise Cancelling

Beim Sound hat mich der Sony ULT Wear ebenfalls nicht enttäuscht. Hier kommt das jahrelange Know-How der Japaner voll zum Tragen. Ich würde allerdings nicht so weit gehen und sagen, dass der ULT an den Klang des WH-1000XM5 herankommt. Das wäre auch etwas seltsam gewesen, immerhin kostet dieser fast das Doppelte.

Praktisch: Der ULT lässt sich zusammenklappen. | Bild: vybe

Überzeugt hat mich dafür die Geräuschunterdrückung. Hier würde ich sogar behaupten, dass der ULT beinahe auf dem Niveau des WH-1000XM5 ist. So können die Nachbarskinder noch so laut kreischen und herumtrampeln, ich kann meine Musik ungestört geniessen.

Was kann den nun der Bass-Boost?

Das Alleinstellungsmerkmal des ULT ist aber natürlich der Button, der für mehr Bass sorgt. Es gibt zwei Arten von sogenannten Basshervorhebungen:

  • ULT1 für einen tiefen, niederfrequenten Bass
  • ULT2 für einen kraftvollen, groovigen Bass

Was nun ein grooviger Bass genau sein soll, weiss ich ehrlich gesagt auch nicht. Auch der Unterschied zwischen ULT1 und ULT2 konnte ich beim Testen kaum heraushören. Ja, bei ULT2 hatte ich stellenweise das Gefühl, dass der Bass kräftiger ist. Hier spielt sicher auch eine Rolle, welchen Song man spielt.

Eine Taste für zwei Bass-Modi. | Bild: vybe

Im ULT2-Modus hatte ich aber auch ab und an das Gefühl, dass die Kopfhörer es übertreiben. Und so wurde der Bass dann so krass verstärkt, dass es in meinen Ohren fast ein bisschen «gescheppert» hat.

Hier ist es natürlich auch wichtig, dass du den Modus für Stücke, die keinen oder nur wenig Bass haben, ausschaltest. Klingt natürlich logisch, aber das vergisst man schnell einmal. Aber spätestens, wenn «Bohemian Rhapsody» irgendwie blechern klingt, weil der ULT einen nicht vorhandenen Bass hochschrauben will, merkt ihr es.

Akkulaufzeit und Verbindung

Natürlich muss bei einem Kopfhörer auch die Akkulaufzeit stimmen. Diese ist beim Sony ULT Wear wirklich gut. Mit einer Ladung habe ich rund eine Woche lang Musik hören können. Dabei habe ich jeden Tag mindestens zwei bis drei Stunden Musik oder auch Hörbücher konsumiert. Meistens mit aktiviertem Noise Cancelling.

Natürlich kommt es darauf an, ob man die Geräuschunterdrückung ein- oder ausgeschaltet hat. Aber insgesamt hält Sony damit sein Versprechen, dass die Ult Wear mit aktivierter Geräuschunterdrückung 30 Stunden durchhalten – ohne sogar 50 Stunden. Natürlich ist das in der Praxis immer etwas weniger, aber die Laufzeit überzeugt trotzdem.

Geladen wird per USB-C. Dank Schnellladung reichen drei Minuten aufladen für 90 Minuten Wiedergabe. | Bild: vybe

Ebenfalls zufrieden war ich mit der Bluetooth-Verbindung. Sony hat den Ult Wear Bluetooth 5.2 spendiert. Das ist nicht ganz der allerneueste Standard, aber immer noch zufriedenstellend. In meiner Wohnung hatte ich so überall eine einwandfreie Verbindung, selbst, wenn das Handy in einem anderen Zimmer gelegen hat. Auch den Test, bei dem sich zwischen dem Smartphone und den Kopfhörern drei Wände und diverse Elektrogeräte befunden haben, hat die Bluetooth-Verbindung mit Bravour bestanden.

Lohnt sich der Kauf des Sony ULT Wear also?

Sony hatte mit dem ULT ein Ziel: Mehr Bass ins Leben von Bassfans zu bringen. Das ist dem Unternehmen gelungen. Der Sound ist gut, der Bass dröhnt, wenn man die entsprechende Taste drückt. Ob es zwischen den beiden Modi wirklich einen hörbaren Unterschied gibt – zumindest ich habe mich damit schwergetan. Insgesamt ist der Sony ULT Wear aber eine sehr spannende Alternative für alle, die bisher immer zu Beats-Kopfhörern gegriffen haben.