Bei mir steht normalerweise ein 65 Zoll Samsung Curved-TV aus dem Jahre 2014 im Wohnzimmer. Oder besser gesagt, hängt dort an einer TV-Wandhalterung. Obwohl der TV also bereits einige Jahre auf dem Buckel hat, vermisse ich bis heute eigentlich nichts konkretes. Ja, der TV war schon damals ziemlich gut ausgestattet und unterstützt sogar 4K-Inhalte – jedoch kein HDR und natürlich auch keine höhere Bildwiederholrate.
Als mich Sony vor ein paar Wochen angefragt hat, ob ich Zeit und Lust hätte ihr Top-Modell unter den LCD-Fernsehern zu testen, zögerte ich zunächst. Warum? Nun, einerseits ist ein TV-Test immer mit einem gewissen Aufwand verbunden und andererseits vermisse ich, wie schon oben erwähnt, nichts nennenswertes an meinem Samsung-TV. Doch wie es bei mir so mit Technik ist, konnte ich letztendlich doch nicht dem Testangebot widerstehen.
Ein paar Wochen vor Weihnachten stand der Sony X95J (Sony Bravia XR-65X95J) in der Grösse 65 Zoll inklusive dem bombastischen Home Entertainment-System Sony HT-A9 (mehr dazu, in einem gesonderten Test) bei mir im Wohnzimmer. Natürlich war ich sehr gespannt darauf, wie stark sich das Bild von meinem mittlerweile knapp 8 Jahre alten Samsung-TV unterscheidet und was der Sony-TV sonst noch so für Vorzüge bietet.
Während knapp vier Wochen musste der Samsung-TV dem Modell von Sony weichen und ich konnte so einen guten Eindruck gewinnen, was der X95J zu bieten hat.
Ein paar Infos zum Sony X95J
Der X95J ist das Flaggschiff unter den LCD-Fernsehern mit UHD-Auflösung (3840 x 2160 Pixel) von Sony. Es gibt ihn in den drei Grössen 65, 75 und 85 Zoll, was 164, 189 und 215 cm in der Diagonale entspricht. Im Gegensatz zu einigen Mitbewerbern, setzt Sony bei diesem Modell schlicht und einfach auf LCD-Technologie. Nein, keine Nano, QLED, oder sonst irgendeine Display-Technologie steckt in diesem Fernseher. Warum das aber überhaupt nicht schadet, verrate ich euch auf den nächsten Zeilen.
Für Gamer besonders spannend: Der Sony-TV unterstützt über die HDMI-2.1-Ports 3 und 4 eine Bildrate von bis zu 120 Bildern pro Sekunde. Die Bildschärfe ist somit auch bei schnellen Bewegungen sichergestellt. Davon profitiert beispielsweise die PlayStation 5, welche die hohe Bildrate bereits unterstützt. Dank Unterstützung für VRR (Variable Refresh Rate), kann der TV die Bildrate in Zusammenspiel mit einer PS5 oder einem sonstigen kompatiblen Gerät variabel reguliert werden. Im X95J kommt der XR-Bildprozessor zum Einsatz, der auch bei den neuen OLEDs von Sony den Takt angibt.
Preislich gibt es den Sony X95J in der Grösse 65 Zoll ab knapp 1800 Franken. Für das Modell mit 75 Zoll werden knapp 2400 Franken und für das Modell mit 85 Zoll knapp 3300 Franken fällig.
Auspacken und einrichten
Der Sony-TV ist ruckzuck ausgepackt und eingerichtet. Doch der Reihe nach. Zusammen mit einer zweiten Person kann der TV problemlos aus der Verpackung gehievt werden. Optional können die mitgelieferten Standfüsse am TV angebracht werden, die sogar unterschiedlich angebracht werden können. So kann man beispielsweise für eine Soundbar den nötigen Platz schaffen. Da ich ihn an meine TV-Wandhalterung montieren wollte, konnten die Standfüsse gleich in der Verpackung bleiben. Der TV hängt dank passender VESA-Vorrichtung schnell an der Wand.
Zu beachten gilt das Gewicht bei einer Wandmontage. Mit knapp 30 Kilogramm ist der Sony X95J jedenfalls kein Leichtgewicht. Das hängt unter anderem auch mit der Materialwahl zusammen. Die Standfüsse und der komplette Gehäuserahmen besteht aus hochwertigem Metall. Das TV-Gehäuse, also das, was man auf der Rückseite sieht, ist hingegen aus schwarzem Kunststoff gefertigt. Dieser wirkt aber keineswegs “billig” – im Gegenteil. Der TV macht insgesamt einen sehr hochwertigen Eindruck.
Nach dem Einschalten führt ein Setup durch den ganzen Installationsprozess. Wirklich viel Zeit geht dafür aber nicht drauf. Tatsächlich ist der TV innerhalb von wenigen Minuten in Zusammenspiel mit der Google-Home-App eingerichtet und einsatzbereit. Das mühsame eintippen von WLAN-Passwort & Co. über die Fernbedienung entfällt dadurch komplett. Auf dem Sony-TV kommt übrigens das “neue” Google TV zum Einsatz. Es kann als “Nachfolger” von Android TV angesehen werden und bietet eine echt hübsche Oberfläche.
Ein grosser Vorteil von Google TV ist das sehr grosse App-Angebot. Die wichtigsten Streaming-Dienste wie Netflix, Disney+, Sky Show und Prime Video sind allesamt verfügbar und teilweise sogar vorinstalliert. Selbst Apple TV ist mittlerweile im Google Play Store gelandet, womit man also auch Apple TV+ nutzen kann. Auf dem Sony-TV läuft das Betriebssystem absolut flüssig und lässt sich mit der guten, aber viel zu grossen Fernbedienung intuitiv nutzen. Eine zusätzliche Box, wie beispielsweise Nvidia Shield TV, ist nicht mehr notwendig.
Viele Anschlüsse inkl. HDMI 2.1
Auf der Rückseite befinden sich alle verfügbaren Anschlüsse. Hier finden wir die vier HDMI-Eingänge vor, wobei zwei davon den HDMI 2.1- und zwei den HDMI 2.0-Standard unterstützen. Weiterhin sind drei USB-Anschlüsse vorhanden. Einer lässt sich für TV-Aufnahmen (USB-Recording) nutzen. Über die anderen zwei USB-Ports können entweder externe Geräte mit Strom versorgt werden oder beispielsweise Fotos, Videos oder Musik in den gängigen Formaten abspielen.
Mit dem Internet verbindet sich der TV entweder über den Ethernet-Anschluss (LAN) oder mittels WLAN. Der Ton lässt sich auf Wunsch per Kopfhörerausgang oder Bluetooth konsumieren. Die Oppo Enco Free2 Bluetooth-Kopfhörer konnten ohne Probleme mit dem TV gekoppelt werden. Unterstützt wird ebenfalls Chromecast und Apple’s AirPlay 2. Darüber lassen sich Inhalte vom Smartphone kabellos auf den TV streamen. Da ich kein iPhone zur Hand hatte, konnte ich nur die Chromecast-Unterstützung ausprobieren. Die hat im Test auf Anhieb einwandfrei geklappt.
Hervorragende Bildqualität
Ja, ich war überaus gespannt, ob ich hinsichtlich der Bildqualität tatsächlich einen (grossen) Unterschied zu meinem acht Jahre alten Samsung-TV ausmachen kann. Die zu erwartende Antwort: Ja, es ist definitiv ein grosser Unterschied sichtbar. Obwohl Sony “nur” auf LCD-Technologie setzt, kann der X95J in dieser wohl wichtigsten Kategorie auf ganzer Linie überzeugen. Zu diesem Fazit gelange ich aus mehreren Gründen, die ich euch gerne auf den nächsten Zeilen ausführlich erläutere.
Fangen wir mit der Farbwiedergabe an. Im Gegensatz zu einigen Mitbewerbern, neigt der Sony-TV nicht zu einer künstlichen, gar bunten Farbwiedergabe. Die Farben wirken auf mich sehr natürlich. Hinzu kommt der ausgezeichnete Kontrast, die hohe Helligkeit und die für einen LCD guten Schwarzwerte. Hierfür spielt das sehr gute “Local Dimming” bzw. “Full Array LED” eine entscheidende Rolle. Das Backlight, also die Hintergrundbeleuchtung, hat Sony in 60 Zonen unterteilt. Das ist zwar weitaus weniger, als dies beispielsweise bei Mini-LED-Panels der Fall ist, arbeitet beim X95J allerdings hervorragend. Die Schwarzwerte erreichen damit nicht ganz das Niveau von OLEDs, das ist mit LCD schlichtweg nicht möglich, aber ist nicht mehr ganz so weit davon entfernt.
Der Sony-TV ist mit seinem 100 Hz-Panel dank der zwei HDMI 2.1-Eingängen bestens für Gamer geeignet. Neben einer Bildrate von bis zu 120 Bildern pro Sekunde, reduziert sich die Eingabeverzögerung im sogenannten Bildmodus “Spiel” auf lediglich 17 Millisekunden. Hinzu kommt die Unterstützung für VRR (Variable Refresh Rate), womit die Bildrate variabel reguliert werden kann – vorausgesetzt wird hierfür ein kompatibles Gerät, wie die PlayStation 5 oder Xbox Series X.
Satter Sound auch bei hoher Lautstärke
Der Sony X95J überzeugt mit einem satten Klang, der auch ziemlich laut werden kann. Trotz der hohen Lautstärke, verzerrt sich der Klang nur geringfügig. Im Vergleich zu meinem Samsung-TV, ist das schon ein erheblicher Fortschritt. Der Klang lässt sich mittels der mitgelieferten Fernbedienung, welche ein Mikrofon integriert hat, sogar noch optimieren. Ich persönlich habe allerdings keine wesentliche Veränderung ausmachen können. Der Klang kann bei Bedarf auch manuell über die Einstellungen angepasst werden.
Klar, an ein gutes Home Entertainment-System, wie das Sony HT-A9, kommt der Sound des TV-Lautsprechers wenig überraschend nicht heran. Allerdings übernimmt der TV-Lautsprecher in Zusammenspiel mit dem genannten Home Entertainment-System die Rolle als sogenannter “S-Center”-Lautsprecher. Unser Testbericht zum Sony HT-A9 System folgt.
Und sonst so?
- die Fernbedienung ist (sehr) gross geraten. Dafür sind mehr oder weniger alle wichtigen Streaming-Anbieter (YouTube, Netflix, Disney+ und Prime Video) mit einer eigenen Taste vertreten.
- Pluspunkt für die Fernbedienung: Sie bietet eine Hintergrundbeleuchtung.
- über die vorinstallierte App “Bravia Core” können zahlreiche Filme in hervorragender Bild- und Soundqualität gestreamt werden. Als Geschenk kann eine Auswahl während einem Jahr kostenlos und unlimitiert gestreamt werde. Hinzu können fünf aktuelle Filme kostenlos ausgeliehen werden.
- Dolby Vision wird unterstützt, dafür kein HDR10+.
Die wichtigsten Spezifikationen
- Bildschirmdiagonale: 65, 75 oder 85 Zoll
- Panel: 4K Ultra HD LCD 3.840 x 2.160 Pixel
- HDR Support: HDR10, HLG, Dolby Vision
- Bildwiederholungsfrequenz: 100/120 Hz
- Betriebssystem: Google TV
- Chromecast: Ja, integriert
- Apple AirPlay/Homekit: Ja/Ja
- Anschlüsse: 4x HDMI (2x HDMI 2.1/2x HDMI 2.0), AV-In, 3x USB, LAN, CI+, Stereo-out, Optischer Digitalausgang, Kopfhöreranschluss
- HDMI-Funktionen: ARC, eARC, CEC, 4K@120Hz, ALLM, VRR
- Empfang: 2 x DVB-C/ -S/S2/ -T2HD
- Gewicht mit Standfuss: 38 Kilogramm
- Gewicht ohne Standfuss: 27,5 Kilogramm
- Masse mit Standfuss: ca. 144,3 x 83,5 x 6,6 cm (65 Zoll)
Sony X95J: Das Testfazit
Mit dem X95J (XR-65X95J) führt Sony einen ausgezeichneten LCD-Fernseher im Sortiment, der keine groben Schwächen aufweist. Sony zeigt damit eindrücklich, dass für ein hervorragendes Bild nicht zwingend OLED, QLED oder eine sonstige Technologie zum Einsatz kommen muss. Ausserdem zeichnet sich der Sony-TV mit einem guten Klang und einer erstklassigen Ausstattung aus.
Der Sony X95J eignet sich dank HDMI 2.1-Eingänge mit jeweils 4K@120 sowie der variablen Bildrate (VRR) hervorragend im Zusammenspiel mit einer Next-Gen-Konsole PlayStation 5 oder Xbox Series X. Auch der sehr niedrige Input-Lag von lediglich 17 Millisekunden im sogenannten Spielmodus, hebt die ausgezeichneten Gamer-Qualitäten des Sony-TVs hervor. Dank Google TV stehen eine Vielzahl an Apps als Download zur Verfügung.
Die vierwöchige Testphase ging unterm Strich viel zu schnell zu Ende. Dieser Meinung war auch meine siebenjährige Tochter. Über die Feiertage durfte sie auf dem TV den einen oder anderen Weihnachtsfilm anschauen. Sie hat mich mehrmals gefragt, ob wir den TV nicht gleich behalten dürfen und ob wir ihn irgendeinmal wieder erhalten. Ich denke, das spricht definitiv für den Sony X95J.