Sony ZV-1F Kamera mit Windschutz auf dem Mikrofon.
Bild: vybe
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Sony ZV-1F im Test: Ein guter Einstieg in den Vlogging-Alltag

Pascal Scherrer
Pascal Scherrer

Vor rund zwei Jahren hat sich Sony angeschickt, mit der ZV-1 den Vlogging-Markt zu erobern. Seither ist mit der ZV-E10 ein weiteres Modell hinzugekommen. Nun wächst das Portfolio erneut: ZV-1F nennt sich das jüngste Mitglied in der Welt von Sonys Vlogging-Kameras. Ich hatte die Möglichkeit, diesen Neuzugang für rund drei Wochen zu testen.

Design und Bedienung

Wie bereits die vorherigen Vlogging-Kameras von Sony ist auch die ZV-1F äusserst kompakt. Sie passt locker in eine Hand und wiegt mit 256 Gramm nur etwas mehr als ein iPhone 14 Pro.

Wie die ZV-1 gibt es auch bei der ZV-1F ein festes Objektiv. Die Brennweite beträgt dieses Mal 20 Millimeter. Bei den Bedienelementen hat sich Sony auf das Minimum beschränkt, was mir gefallen hat. Statt das Gehäuse mit Knöpfen und Drehrädchen zuzupflastern, ist vieles via Software gelöst und durch den Touchscreen zugänglich. Das dürfte kein Zufall sein, denn die Touchbedienung kommt Smartphone-Usern entgegen und genau diese möchte Sony mit der ZV-1F abholen.

Drehbarer Bildschirm mit Touchsteuerung

Der LCD-Touchscreen misst 3 Zoll und ist im Winkel verstellbar. Damit kannst du den Bildschirm also einfach drehen, wenn du dich selber filmst, damit du siehst, welchen Bildausschnitt du aufnimmst. Sehr praktisch: Wenn du die Aufnahme startest, zeigt dir ein roter Rahmen um das Bild an, dass du aufnimmst. Solche nützlichen Details schätze ich besonders.

Sony ZV-1F Bildschirm ist drehbar.
Bild: vybe

Beim Fokussieren und Zoomen zeigt sich ebenfalls, dass Sony sich bei Smartphone-Software orientiert hat. Das funktioniert nämlich genauso wie bei Android, respektive iOS mit Fingergesten. Wenn du nach oben wischst, öffnet sich sogar ein kleines Menü, wo du gewisse Optionen anpassen kannst. Hier habe ich mich allerdings manchmal genervt, da die Reaktionszeit teilweise frustrierend langsam ist. Da wischst du mit dem Finger nach oben und das Menü lässt sich gefühlt Sekunden Zeit, bis es erscheint.

Leider ist die ZV-1F nicht wetterfest

Beim Mikrofon setzt Sony auf ein Richtmikrofon mit drei Mikrofonkapseln. Damit gelingen in Innenräumen als auch im Aussenbereich gute Tonaufnahmen (solange sich der Geräuschpegel und Hall in Grenzen hält). Ein Windschutz ist enthalten und wird via Kaltlichtschuh angebracht. Damit erübrigt sich auch die Frage, ob du externe Blitze anbringen kannst. Wer sich so ein Feature wünscht, sollte sich aber auch keine ZV-1F kaufen. Anschliessen kannst du dafür externe Mikrofone.

Sony ZV-1F mit 20 Millimeter-Objektiv.
Bild: vybe

Ein Pluspunkt gegenüber der ZV-1 ist, dass Sony endlich auf USB-C umgestiegen ist. Hätte die ZV-1F erneut einen Micro-USB-Anschluss gehabt, wäre das schlicht und einfach nicht mehr zeitgemäss gewesen. Schade ist dafür, dass die ZV-1F nicht wetterfest ist. Damit wird die Kamera für Outdoor-Vlogger, die auch mal bei schlechtem Wetter rauswollen, zu einem No-Go.

Funktionen

Wer vloggt, tut dies in der Regel auf zwei Arten: Entweder steht die Kamera auf einem Stativ oder man läuft mit ihr herum, während man sich selbst filmt. Für letzteres ist da eine gute Bildstabilisierung unerlässlich. Dafür kannst du auf eine elektronische Bildstabilisierung namens «Active Mode» zurückgreifen. Ich bin bei elektrischen Stabilisierungen immer etwas skeptisch, aber die ZV-1F macht das ganz gut. Smartphones ist sie definitiv überlegen, allerdings liefern die neuesten GoPro-Kameras (je nach Modell) bessere Resultate.

Sony ZV-1F Rückseite des Gehäuses.
Bild: vybe

Beachten musst du beim Active Mode allerdings, dass das Bild leicht zugeschnitten wird. Ausserdem ist der Active Mode bei hohen Bildraten (100 und 120 fps) als auch Zeitraffer und Zeitlupe nicht verfügbar.

Guter Autofokus, umständlicher manueller Fokus

Gewohnt gut funktioniert der Autofokus. Hier kannst du mit einfachem Tippen auf das Motiv scharf stellen und auch ein Motiv «arretieren», damit es immer im Fokus bleibt. Die ZV-1F fokussiert dabei blitzschnell und hat sich in meinem Testzeitraum keinen Fehler erlaubt. Etwas mühsam ist dafür das manuelle Fokussieren. Ich hatte fast das Gefühl, Sony wollte das vor mir verstecken, so umständlich war es, dieses im Menü zu finden und zu benutzen. Vermutlich dachte man sich, dass die Leute ohnehin nur den Autofokus nutzen.

Natürlich hat Sony auch nicht vergessen, den einen oder anderen Filter einzubauen. So kannst du deine Haut mit dem Soft-Skin-Effekt eine schöne, glatte Oberfläche verpassen. Laut Sony soll das ganz natürlich aussehen, ich finde Weichzeichner aber nie schön und entsprechend hat mich auch die ZV-1F nicht überzeugt.

Praktischer fand ich da schon die Funktion Face Priority AE (was für ein Name). Mit dieser sieht das Gesicht hell und klar aus. Das ist vor allem dann nützlich, wenn das Umgebungslicht nicht so gut ist.

Ideale Kamera für Produkt-Reviews

Richtig spannend wird die ZV-1F aber wegen ihres Produktepräsentationsmodus. Dieser Modus gibt’s zwar auch in anderen Sony-Kameras, aber erwähnen möchte ich ihn trotzdem. Hältst du ein Produkt während des Vloggens näher vor die Kamera, fokussiert die ZV-1F automatisch auf dieses. Sobald du das Produkt wieder wegnimmst, fokussiert die Kamera erneut auf dich. Das funktioniert zuverlässig, allerdings nicht immer ganz so zackig. Aber schlussendlich ist es noch immer besser, als wenn man das manuell machen muss.

Sony ZV-1F mit drehbarem LCD-Bildschirm.
Bild: vybe

Zur Minimierung der Dateigrösse gibt es den XAVC S Codec und für das Color Grading die Unterstützung von Standard- und Log-Formaten. Wem letzteres nichts sagt, hat sonst auch die Auswahl zwischen zehn Color Presets.

Videoqualität

Die ZV-1F zeichnet mit 4k und bis zu 120 Bildern pro Sekunde auf. Die Betonung liegt hier allerdings auf «bis zu», denn mit 4k ist bei 30 fps Schluss. Höhere Bilderraten pro Sekunde gibt es nur mit FHD. Damit kannst du also Zeitlupen oder auch Zeitraffer in 4k vergessen. Das ist etwas schwach, vor allem im Angesicht dessen, dass Sonys eigene Smartphones wie das Xperia 1 IV Aufnahmen in 4k mit 120 fps schaffen.

Nichts zu meckern habe ich dafür bei der Bild- und Videoqualität. Diese sehen scharf aus und liefern lebendige Farben. Der Kontrast hat mir gefallen, genauso wie das Schwarz und Weiss. Die Kamera hat die Belichtung auch in etwas anspruchsvolleren Lichtsituationen gut gehandhabt. Sie hat so immer einen optimalen Kompromiss zwischen dunklen und hellen Stellen im Motiv gefunden. So war der Himmel selten überbeleuchtet oder hatte ausgebrannte Stellen, wenn das Motiv darunter, auf das man fokussierte, im Schatten lag.

Praktische Taste für Tiefenunschärfe

Praktisch fand ich auch die Bokeh-Taste, mit der du den Hintergrund auf Knopfdruck unscharf machen kannst. Das ist im Prinzip nichts anderes, was auch viele Smartphones mittlerweile können, aber dafür extra eine Taste zu haben, hat mir besser gefallen, als ich gedacht hätte. Die Unschärfe ist dabei meist gut, als würde man tatsächlich die Blende physisch verstellen. Es gibt aber auch Momente, in denen die Kamera etwas Mühe hat. Überwiegend, wenn die Frisur und der Hintergrund sich nur schwer auseinanderhalten lassen.

Sony ZV-1F Gehäuse mit Knöpfen.
Bild: vybe

Mit der Bokeh-Taste lassen sich natürlich auch tolle Effekte erzielen, wenn du etwa Kerzen im Hintergrund hast. Allerdings ist es nötig, dass der Raum gut ausgeleuchtet ist, denn zu schummriges Licht mag die ZV-1F nicht. Hier kann es dann gerne mal passieren, dass in der Aufnahme deutliches Bildrauschen zu sehen ist.

Fotos sind okay, Zoom nicht

Natürlich kannst du mit der ZV-1F auch fotografieren. Allerdings merkt man hier schon, dass die Priorität der Kamera beim Filmen liegt. Fotos werden gut, sind aber nicht merklich besser als bei einem Mittelklassesmartphone. Wem es wichtig ist, auch gute Fotos zu machen, muss hier auf eine bessere Systemkamera ausweichen.

Enttäuscht hat mich der Zoom der ZV-1F. Mit gerade einmal 4-fachem Digitalzoom speist uns Sony hier ab, das ist wesentlich schlechter als fast jedes Smartphone ab der Mittelklasse. Man kann sich jetzt natürlich darüber streiten, ob eine Vlogging-Kamera überhaupt Zoom braucht. Aber selbst dann wäre ein anständiger 10-fach-Zoom angebracht gewesen.

Akkulaufzeit

Bei Kameras ist es natürlich immer schwierig, eine verbindliche Akkulaufzeit anzugeben. Je nachdem, wie viel und in welchem Modus du filmst oder fotografierst, kann diese stark variieren. Ich für meinen Teil war mit der Laufzeit der ZV-1F zufrieden. Bei mir hat die Kameras in etwa einen Tag gehalten. In dieser Zeit habe ich regelmässig gefilmt und auch ein paar Dutzend Fotos gemacht. Wenn du für TikTok und Co. Videos drehen möchtest, wirst du mit der ZV-1F pro Tag locker mehrere kurze Videos drehen können, ohne, dass der Akku leer ist.

Pro/Contra der Sony ZV-1F

Fazit  zur Sony ZV-1F

Die Sony ZV-1F ist eine tolle Vlogging-Kamera der Einstiegsklasse, die mit wenig Aufwand scharfe und lebendige 4K-Videos liefert. Nein, perfekt ist sie nicht, aber die Negativpunkte sind verkraftbar. Einzig, dass die Kamera mit 4k keine 120 fps schafft, ist in meinen Augen ein Schwachpunkt, der nicht sein dürfte.

Die ZV-1F ist ideal für alle, die den Schritt weg vom Smartphone zu Systemkameras machen wollen. Allerdings lohnt sich dieser Schritt nur, wenn du die speziellen Kamera-Features auch wirklich nutzt. Denn die grosse Stärke der ZV-1F ist nicht die Bildqualität, die ist nur minimal besser als bei Flaggschiff-Smartphones. Stattdessen sind es die etlichen Features, wie der Produktepräsentationsmodus, die das Vlogging-Leben leichter machen.

Wer wiederum etwas höhere Ansprüche hat und sich auch schon etwas im Kamerabereich auskennt, sollte lieber gleich zur ZV-E10 greifen. Dort hast du dann auch die Möglichkeit, das Objektiv zu wechseln.

Die Sony ZV-1F kostet laut der unverbindlichen Preisempfehlung von Sony 650 Franken. Inzwischen bekommst du die Kamera in einigen Online-Shops aber bereits für unter 550 Franken. Vergleichen lohnt sich also wie immer. Weitere Informationen und technische Daten zur Kamera findest du auf der offiziellen Seite von Sony.