Ich hatte letzte Woche spontan die Möglichkeit, den Polestar 2 während ziemlich genau 90 Minuten probezufahren. Die Chance hat sich im Westside-Einkaufszentrum im Westen von Bern ergeben. Dort ist Polestar bis zum 8. Januar 2022 mit drei Fahrzeugen vertreten, zwei davon können nach einer kurzen Anmeldung während 90 Minuten kostenlos probegefahren werden.
Natürlich reichen die 90 Minuten nicht wirklich aus, um ein aussagekräftiges Fazit zu ziehen. Dennoch möchte ich euch einen Einblick geben, wie ich die kurzweilige Zeit mit dem Polestar 2 erlebt habe.
Wer steckt hinter Polestar?
Fangen wir zuerst einmal damit an, wer Polestar überhaupt ist. Zumindest in meinem Freundeskreis kann so ziemlich niemand mit Polestar etwas anfangen. Es sei dir also verziehen, wenn auch du nichts damit anfangen kannst. Aber hey, dafür gibt es ja uns und wir klären auf, wer sich dahinter versteckt.
Volvo, dürfte dir schon eher ein Begriff sein. Tatsächlich steckt der schwedische Automobilhersteller hinter Polestar. Aber nicht ganz alleine. Bei Polestar sprechen wir von einem Joint-Venture zwischen Volvo und dem chinesischen Automobilhersteller Geely. Letzterer ist seit 2010 übrigens auch der offizielle Besitzer von Volvo.
Gut zu wissen: Polestar betreibt kein klassisches Verkaufs-Händlernetz. Willst du dir einen Polestar kaufen, kannst du das ausschliesslich online machen. Das hat seine Vor- und Nachteile.
Polestar 2: Du hast die Wahl zwischen drei Modellen
Lange gab es den Polestar 2 in einer einzigen Konfiguration. Das hat sich inzwischen geändert. Aus foldenden Modellen kannst du nun wählen:
- Standard range single motor: 415 – 444 WLTP-Reichweite, ein Elektromotor (Vorderachse) mit 165 kW / 224 PS
- Long range single motor: 510 – 542 WLTP-Reichweite, ein Elektromotor (Vorderachse) mit 170 kW / 231 PS
- Long range dual motor: 455 – 482 km WLTP-Reichweite, zwei Elektromotoren (Vorder- und Hinterachse) mit 300 kW / 408 PS
Zur Auswahl stehen darüber hinaus fünf verschiedene Aussen- und Innenfarben sowie drei individuell dazu buchbare Ausstattungspakete. Ich durfte mich hinter das Steuer mit den zwei Elektromotoren setzen.
Die Optik und Verarbeitung gefällt
Design ist immer eine Geschmacksache. Mir persönlich gefällt die Designsprache des Polestar 2 sehr gut. Es ist ein aggressives, aber zeitgleich auch futuristisches Design. Vor allem das Heck mit der durchgängigen LED-Leuchte ist ein Eyecatcher und hebt den Polestar 2 von der Masse ab.
Der Polestar 2 ist so weit ich das nach einer (sehr) kurzen Betrachtung beurteilen kann, gut verarbeitet. Unregelmässige Spaltmasse bei den Übergangen an der Karosserie sind mir nicht aufgefallen. Auch das Interieur hat einen wertigen Eindruck hinterlassen. Mit meinen 1,88 m hatte ich gut Platz hinter dem Steuer. Auf der Rückbank dürfte das Platzangebot etwas grösser ausfallen.
Apropos Platzangebot: Der Kofferraum bietet in normalen Zustand ein Volumen von 340 Litern. Das ist nicht wahnsinnig viel und könnte vor allem bei einer Familie schnell knapp werden. Vorne, wo sich bei einem Verbrenner der Motor befindet, gibt es immerhin noch ein kleines Fach mit 35 Litern. Darin lässt sich beispielsweise das Ladekabel verstauen.
Das Cockpit wirkt aufgeräumt. Vieles wird über den grossen Touchscreen an der Mittelkonsole bedient. Darauf läuft übrigens Android Automotive OS. Das System läuft sehr flüssig und reagiert verzögerungsfrei auf Eingaben. Alternativ kann so ziemlich alles auch über den sehr gut integrierten Sprachassistenten Google Assistant gesteuert werden.
Am Lenkrad befinden sich einige physische Tasten. Dabei sprechen wir von echten physischen Tasten und keinen berührungsempfindlichen Tasten – gut so.
90 Minuten purer Fahrspass
Die zwei Elektromotoren im Polestar 2 liefern zusammen 300 kW (408 PS) bei einem Drehmoment von 660 Nm. Damit fährt sich das Elektroauto wenig überraschend sehr sportlich. Von 0 auf 100 km/h beschleunigt der Polestar 2 in unter 5 Sekunden bzw. in 4,7 Sekunden um ganz genau zu sein. Ich habe nicht nachgemessen, aber die Beschleunigung ist definitiv beachtlich und drückt den Fahrer sowie Beifahrer ganz schön in die bequemen Sitze.
Der Polestar 2 sorgt aber nicht nur beim Beschleunigen für viel Fahrspass. Auch auf kurvigen Landstrassen hinterlässt das Elektroauto einen bleibenden Eindruck, da er sehr gut in den Kurven liegt. Das straffe Fahrwerk ist definitiv auf eine sportliche Fahrweise getrimmt. Wer viel Wert auf Komfort setzt, könnte damit eventuell etwas Mühe bekunden.
Wählbare Fahrmodi gibt es beim Polestar 2 übrigens nicht: Es gibt somit keinen Eco-Modus, aber auch keinen speziellen Sport-Modus. Das Auto passt sich letztendlich der Fahrweise automatisch an, ohne immer zwischen verschiedenen Modi wechseln zu müssen. Das kann man so oder so ansehen.
Der Polestar 2 unterstützt das sogenannte One-Pedal-Driving. Geht man vom Gaspedal, bremst das Auto stark herunter. Polestar bietet hierfür drei Stufen an – eine davon schaltet das One-Pedal-Drivinig komplett aus. Die anderen zwei unterscheiden sich in der Intensität. Ich hätte mir gewünscht, dass die verschiedenen Modi direkt über das Lenkrad gewählt werden können.
Sehr gut gefallen hat mir die Lärmkulisse im Innenraum. Oder anders gesagt: Man nimmt Aussengeräusche kaum wahr. Das spricht für die gelungene Isolierung.
Ein “kurzes” Fazit zum Polestar 2
Wie schon am Anfang erwähnt, reichen 90 Minuten absolut nicht aus, um ein aussagekräftiges Fazit zum Polestar 2 zu ziehen. Was ich aber sagen kann: Der Polestar 2 sorgt definitiv für viel Fahrspass zu einem fairen Preis.
Preislich geht es übrigens bei 44’990 Franken los. Das Topmodell mit zwei Elektromotoren und richtig viel Power unter der Haube gibt es ab 50’900 Franken.