Technik

TCL C83 Mini-LED TV im Langzeittest: Viel Technik für wenig Geld

TCL C83 65 Zoll Fernseher im Test: Wie gut ist der Mini-LED-TV?

TCL vor allem für seine günstigen Fernseher bekannt, die technisch aber einiges bieten. In der Schweiz ist das Unternehmen noch nicht so lange, weltweit gesehen, gehört es aber zu den Top 3 der TV-Hersteller. Vor allem im Bereich der Mini-LEDs ist TCL einer der TV-Produzenten, die die Technologie jährlich vorantreiben.

Falls du mit Mini-LED nicht vertraut bist: Wie der Name schon sagt, ist eine Mini-LED viel kleiner als eine Standard-LED. Dadurch können mehr von ihnen auf einem einzigen Platz untergebracht werden, was eine präzisere Hintergrundbeleuchtung für LCD-Panels und eine grössere Anzahl von lokalen Dimmzonen ermöglicht.

Das Ergebnis ist ein besseres Bild und eine bessere Leistung mit tieferen Schwarztönen, verbesserter Farbwiedergabe, weniger Blooming, verbesserter Helligkeit und einem höheren Kontrastverhältnis.

Ich hatte die Möglichkeit, den 65-Zoll-TV aus der C83-Serie über einen Zeitraum von rund vier Monaten zu testen.

Überzeugendes Bild, auch tagsüber

Der TCL C835 Mini-LED-Fernseher ist hell, aber nicht so hell, dass dir nach einer nächtlichen Fernsehsession die Augen schmerzen. Die Mini-LEDs in Verbindung mit der Quantum Dot (QLED)-Farbverstärkungsschicht sorgen für ein einwandfreies Seherlebnis.

TCL C83 65 Zoll Fernseher im Test: das Bild und die Farben.
Bild: vybe

Neue Filme sehen auf dem C83 sehr gut aus. Satte Farben, guter Kontrast und auch der Schwarzwert hat mir gefallen. Klar, an den Wert eines OLED kommt Mini-LED noch immer nicht heran. Wer allerdings nicht einen OLED-TV danebenstehen hat, um die Unterschiede direkt vergleichen zu können, wird mit dem Schwarzwert zufrieden sein. (Und selbst beim 1:1-Vergleich muss man genau hinschauen).

Auch bei Sonneneinstrahlung kaum Spiegelungen

Der TCL 83 liefert mit 1000 Nits eine Helligkeit, dass HDR Premium 1000 ermöglicht. Damit sehen nicht nur Farben lebendig aus, sondern es die Details wirken auch viel schärfer. Das zeigt sich vor allem bei neueren Filmen, etwa Star Wars: Rogue One. Wenn die Rebellen gegen den Schluss des Filmes am Palmenstrand gegen Sturmtruppler kämpfen, sieht das auf dem C83 einfach nur atemberaubend aus.

Ältere Filme (und auch Serien) skaliert der C83 relativ gut hoch. Hier kommt es natürlich auch immer ein bisschen auf die Quelle an. Beim Streamen von Scrubs via Disney+ sah das Bild teilweise doch sehr körnig aus. Friends wiederum, gestreamt von Netflix, sah in etwa gleich gut aus, obwohl die erste Staffel sieben Jahre vor Scrubs erschienen ist. Hier sieht man klar, dass Netflix eine bessere Bildqualität liefert, was sich auf das Hochskalieren auswirkt.

TCL C83 65 Zoll Fernseher im Test: die Spiegelungen.
Die Spiegelung oben Links ist verkraftbar, bedenkt man, dass links eine riesige Fensterfront ist. | Bild: vybe

Der TCL stand bei mir in einem Raum, in dem er von links und frontal mit grossen Fenstern konfrontiert war. Zum Glück passen die Lichtsensoren des C835 den Bildschirm den Lichtverhältnissen der Umgebung an. Dies führt zu einer drastischen Verringerung der Spiegelungen am Tag, sodass diese tagsüber kaum wahrnehmbar ist. Das ist der Punkt, in dem Dolby Vision IQ wirklich glänzt. Klar, ganz kann der C83 Spiegelungen nicht verhindern, aber wenn ich in meinem Wohnzimmer sitze, sind diese kaum wahrnehmbar.

Soap-Opera-Effekt musst du manuell beseitigen

Wenn du den C83 das erste Mal in Betrieb nimmst, wirst du feststellen, dass du einen hässlichen Soap-Opera-Effekt hast. Zwar läuft eine intelligente Bildoptimierung für Filme, diese hat mich aber nicht überzeugt. Ebenfalls gibt es einen Kinomodus für Filme, allerdings wird dort die Bewegungsunschärfe noch immer sehr stark rausgefiltert. Ein absolutes No-Go!

So habe ich mich zuerst einige Minuten durch die Einstellungen wühlen müssen, um das Bild so hinzubekommen, wie ich es bei Filmen gerne habe. Dabei habe ich mich einige Male geärgert, denn die Menüführung von Google TV ist nicht gerade sehr intuitiv. Vor allem hat mich aber genervt, dass gewisse Optionen nur aufzutauchen scheinen, wenn das entsprechende Medium läuft. So muss ich also einen Film abspielen, um gewisse Optionen für Filme angezeigt zu bekommen. Insgesamt hat die Menüführung von Google TV noch Luft nach oben.

TCL C83 65 Zoll Fernseher im Test: die Anschlüsse.
Bild: vybe

Software

Der C83 kommt mit aktuellem Google TV und stellt die grösste Schwäche des Fernsehers dar. Zum einen sind noch immer nicht alle grossen Streaming-Dienste in Google TV integriert. Sky Show fehlt komplett, genauso Netflix. Während mich das bei Sky Show nicht sonderlich verwundert, da dieser Dienst nicht weltweit agiert, ist das Fehlen von Netflix doch sehr seltsam.

Nicht falsch verstehen: Du kannst Netflix nutzen, allerdings tauchen Netflix-Titel weder im Reiter „Weiter ansehen“ noch bei den Serien- und Filmvorschlägen auf. Warum? Einen offiziellen Grund wollte uns TCL nicht angeben. Aus einer gut informierten Quelle weiss ich aber, dass es mit Lizenzgebühren zu tun hat, die Netflix nicht zahlen will. Denn das Integrieren seiner Dienste in Google TV lassen sich Google als auch (gewisse) TV-Hersteller bezahlen. Und hier scheint man sich wohl noch nicht einig geworden zu sein, denn Netflix will nicht an Google UND die TV-Hersteller Lizenzgebühren zahlen.

Google TV synchronisiert nicht richtig

Das ist natürlich sehr schade und macht den grossen Vorteil von Google TV fast schon zunichte. Hinzu kommt noch, dass die Synchronisation von Google TV noch immer ein ziemliches Fiasko ist. Nutzt man Google TV – so wie ich – auf weiteren Geräten (ein TV und ein Smartphone), klappt die Synchronisation nur selten. Schaue ich auf Gerät A eine Serie und möchte später auf Gerät B weiterschauen, finde ich die Serie bei Google TV zwar unter „Weiter ansehen“, oft stimmt das Watch Tracking aber nicht. Klicke ich also auf „Weiter ansehen“ startet die Serie an einem komplett falschen Ort. So muss ich dann doch wieder die jeweilige Streaming-App starten und dort auf „Weiter ansehen“ klicken.

TCL C83 65 Zoll Fernseher im Test.
Bei „Weiter ansehen“ geht es immer mal wieder nicht da weiter, wo es eigentlich sollte. | Bild: vybe

Das grösste Ärgernis war aber, dass Google TV immer mal wieder eingefroren ist, wenn ich den C83 eingeschaltet habe. Der Fernseher versuchte dann die Startseite von Google TV zu laden und hat sich dann aufgehängt. Danach ging nichts mehr. Selbst das Ein- und Ausschalten hat nichts gebracht. So blieb mir jeweils nichts anderes übrig, als den Fernseher für ein, zwei Minuten komplett vom Strom zu trennen, damit er einen Reboot macht. Danach lief Google TV in der Regel wieder für einige Zeit tipptopp.

Diese Aussetzer kamen sehr unregelmässig vor, im Schnitt etwa einmal pro Woche. Es ist schwer zu sagen, ob da nun TCL oder Google Schuld hat. Ich tippe aber auf Google, da das Unternehmen im August 2022 eingeräumt hat, dass es Performanceprobleme mit Google TV gebe. Da bleibt nur die Hoffnung, dass Google diese endlich in den Griff bekommt und TCL ein Update ausspielt, dass das Betriebssystem stabilisiert.

Solider Sound, riesige Fernbedienung

Für alle TV-Hersteller steht das Bild an erster Stelle, das Benutzererlebnis an zweiter und der Klang an dritter Stelle. Im Falle von TCL scheint das nicht der Fall zu sein, hat man sich doch für die Lautsprecher mit dem japanischen Audiospezialisten Onkyo zusammengetan. Die Expertise von Onkyo soll dem Sound des C83 einen ordentlichen Boost geben.

Das alles hat aber einen kleinen Haken: Onkyo hat im Mai 2022 Insolvenz angemeldet. Klar, der C83 war natürlich schon zuvor in Entwicklung, trotzdem stellt sich hier natürlich die Frage, wie viel Know-How von Onkyo da wirklich drinsteckt. Unter dem Strich werden wir – wie so oft bei solchen Kooperationen – nie ganz wissen, ob es wirklich etwas gebracht hat oder nicht.

TCL C83 Sound von Onkyo.
Bild: vybe

Was wir wissen, ist, wie das Endergebnis klingt. Dazu kann ich sagen: Der Sound ist mehr als gut genug, für alle, die noch nie ein Soundsystem genutzt haben. Allerdings sind die Lautsprecher wegen des dünnen Rahmens auf der Rückseite verbaut – und das hat einen gewissen Preis. Falls also ein paar Franken mehr in deinem Budget hast, empfehle ich dir, in eine Soundbar zu investieren. Damit klingen Filme und aufwendige TV-Produktionen wie etwa The Last of Us, die von der Atmosphäre leben, einfach um einiges besser. TCL selbst hat einige günstige Soundbars im Angebot. So bleibst du auch gleich im selben Ökosystem, was sicher nicht verkehrt ist. Wen du dich mit Soundbars und Audiosystemen auskennst, muss ich dir ohnehin nicht erklären, was du nutzten sollst.

TCL C83 65 Zoll die Rückseite mit Sound.
Der Sound ist in Zusammenarbeit mit dem japanischen Audiospezialisten Onkyo entstanden. | Bild: vybe

Schmunzeln musste ich bei der Fernbedienung. Tatsächlich liefert TCL zwei Fernbedienungen mit: einmal mit Zahlenfeld, einmal ohne. Ich hatte mich natürlich für letztere entschieden, die aber noch immer lächerlich gross ist. Vor allem im Vergleich zu einer Fernbedienung eines Samsung TVs oder von Google TV ist das Ding gigantisch.

TCL C83 Mini-LED Fernbedienung.
Die Fernbedienung des C83 (links) im Vergleich zur Google Fernbedienung von Google Chromecast. | Bild: vybe

Das ist nicht tragisch, aber wenn ich sehe, dass sich mit Googles kleiner Fernbedienung alles steuern kann und keine Taste vermisse, erscheinen mir die unzähligen Tasten auf TCLs Fernbedienung überflüssig.

Testfazit zum TCL C83 65 Zoll

TCL C83 65 Zoll Fernseher im Test: das Bild und die Farben.
Bild: vybe

Der TCL C83 ist ein richtig guter Fernseher. Vor allem in Anbetracht des aktuellen Preises von um die 1400 Franken. Klar, OLED-Fans werden jetzt monieren, dass ein LG Flaggschiff-TV mit OLED-Panel um einiges besser aussieht. Das mag stimmen, allerdings kostet dieser in der Regel auch 1000 bis 2000 Franken mehr.

Wenn du einfach nur einen guten TV für möglichst wenig Geld möchtest, kriegst du mit dem C83 ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Bild gefällt mit guten Schwarz- und Weisswerten und leuchtenden Farben. Spiegelungen gibt es dank 1000 Nits und intelligenter Anpassung der Helligkeit auch in hellen Zimmern kaum. Der Sound ist gut für interne Lautsprecher, aber kein Meilenstein. Der einzig wirklich negative Aspekt ist einer, den TCL wohl nicht wirklich beeinflussen kann: Google TV. Für meinen Geschmack läuft die Software zu unstabil und die Optionen sind nicht sehr intuitiv ausgelegt. Das hat mich einige Male genervt. Immerhin hat Google versprochen, dass es bald besser wird.

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