Was im Smartphone-Markt schon länger der Fall ist, zeichnet sich nun auch bei den Elektroautos ab: Chinesische Hersteller rollen den Markt von hinten auf. Hersteller wie NIO, Xpeng oder BYD sind vor allem in China erfolgreich, expandieren aber auch immer häufiger ins Ausland. Erst im August hatte NIO bestätigt, dass die erste Ladung mit ET7 Limousinen nach Europa unterwegs sei.
Auch BYD will spätestens Ende 2022 in Europa Fuss fassen. Starten möchte das Unternehmen in Deutschland und Schweden. Nun kann BYD einen weiteren Meilenstein in seiner Firmengeschichte vermelden: Laut dem Analysedienst Counteroint ist BYD im zweiten Quartal 2022 zum weltweit grössten Autohersteller aufgestiegen. BYD konnte einen Marktanteil von 16,3 Prozent für sich beanspruchen, während Tesla mit 11,7 Prozent dahinter folgt. Dahinter folgt die bei uns noch unbekannte Marke Wuling, ebenfalls aus China.
Erst auf den Plätzen vier und fünf folgen mit BMW (3,8 Prozent) und Volkswagen (3,7 Prozent) europäische Hersteller. Insgesamt ist der Markt für Elektroautos erneut stark gewachsen. So wurden laut Counterpoint im Q2 2022 61 Prozent mehr Elektroautos ausgeliefert als im gleichen Zeitraum 2021. Natürlich dürfte dieses Wachstum auch dem Umstand geschuldet sein, dass letztes Jahr coronabedingt weniger Autos verkauft worden sind.
In den Top 5 der weltweit grössten Autohersteller konnte nur Volkswagen kein Wachstum im zweiten Quartal verbuchen. Demnach sind die Auslieferungen weltweit um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. In Europa und den USA sind die Auslieferungen laut Counterpoint sogar um 44, respektive 74 Prozent geschrumpft. Grund dafür seien anhaltende Engpässe bei Chips und anderen Autoteilen aufgrund des Ukrainekriegs. Weiterhin drücke auch die anhaltende Inflation die Verkäufe in den beiden Märkten. Dafür konnte Volkswagen in China gegenüber dem Vorjahr um 115 Prozent zulegen.
Diese Probleme scheint BMW besser im Griff zu haben. Gegenüber dem Vorjahr wuchs das Elektorautosegment der Deutschen um 18 Prozent. Das Wachstum habe BMW vor allem seiner X3- und i-Serie zu verdanken. Tesla wiederum ist im zweiten Quartal weltweit um 27 Prozent gewachsen, während Wuling um 16 Prozent zulegen konnte.
Chinesische Autohersteller profitieren von staatlicher Förderung
BYD ist der einzige Hersteller der Top 5, der im dreistelligen Prozentbereich zulegen konnte. 354’000 Elektroautos hat das Unternehmen im Q2 2022 ausgeliefert. Das ist ein Anstieg von 266 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dieses Wachstum beschränkt sich hauptsächlich auf den chinesischen Markt und es bleibt abzuwarten, wie schnell BYD ab Ende Jahr in Europa zulegen kann.
China ist mittlerweile zum Marktführer für Elektroautos geworden. Das lässt sich aber nicht alleine auf die grosse Bevölkerung zurückführen. Neil Shah, Vizepräsident von Counterpoint Research sagt dazu:
«Anreize spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von Elektrofahrzeugen. So hat beispielsweise Chinas starkes Anreizprogramm für Autohersteller und Verbraucher dazu beigetragen, dass das Land zum weltweiten Marktführer für Elektrofahrzeuge geworden ist.
China hat seine Subventionen für Verbraucher bis 2023 verlängert, nachdem es beschlossen hatte, sie 2021 auslaufen zu lassen. Darüber hinaus war die chinesische Politik der doppelten Kreditvergabe für Autohersteller ein grosser Erfolg. Die Regierung plant, die Subventionen für die Verbraucher auslaufen zu lassen, sobald der Markt für Elektroautos ausgereift ist.
Im Gegensatz dazu haben die geringeren Subventionen in den europäischen Ländern zu einem langsamen Wachstum der EV-Verkäufe geführt. Der chinesische Markt für Elektroautos wuchs im 2. Quartal 2022 um mehr als 90 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während der europäische Markt für Elektroautos nur um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegte.
Der steigende Absatz von Elektroautos in den europäischen Ländern hat dazu geführt, dass viele verbraucherseitige Subventionen für den Autokauf eingestellt wurden und sich der Schwerpunkt auf die Schaffung einer verbesserten Ladeinfrastruktur verlagert hat, einschliesslich der Anreize für Verbraucher, Ladepunkte zu installieren.»
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