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Im Alltagstest: Der Renault Megane E-Tech Electric

Vorderansicht des Renault Megane E-Tech Electric

Mit dem Megane E-Tech Electric hat Renault im vergangenen Jahr ein sehr spannendes Elektroauto lanciert. Es ist der allererste Renault, der auf der neuen CMF-EV-Plattform der Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi basiert. Der Elektro-Renault bietet ein modernes Design, vereint innovative Technologien und bietet mehr als genügend Leistung. Mit einer Reichweite von bis zu 450 Kilometern (WLTP) und Schnellladen bis zu 130 kW (DC) ist der Renault Megane E-Tech ein sehr spannendes Elektroauto für den Alltag. 

All das gibt es obendrauf zu einem durchaus vernünftigen Preis. Wo bleibt der Haken? Wir haben den Renault Megane E-Tech Electric während gut einer Woche auf den Zahn gefühlt. 

Bild: vybe

Das Testfahrzeug: Renault Megane E-Tech Electric Iconic EV60

  • Leistung: 160 kW (220 PS)
  • Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 7,4 Sekunden
  • Reichweite nach WLTP: 450 Kilometer
  • Verbrauch nach WLTP: 17.3 kWh auf 100 km
  • Ladeleistung DC: 130 kW
  • Ladeleistung AC: 22 kW
  • Batteriegrösse: 60 kWh
  • Preis: ab 46’000 Franken (Iconic-Version)
Innenansicht
Bild: vybe

Innenausstattung und Infotainment

Der Innenraum gefällt mir in der Iconic-Version extrem gut. Er sieht nicht nur wertig aus, die verwendeten Materialien fühlen sich auch entsprechend wertig an. Die Verarbeitung ist generell auf einem hohen Niveau. Ja, das mussten dann sogar Kollegen zugeben, die sonst mit einem (teureren) BMW oder Mercedes die Strassen unsicher machen.

Dominiert wird der Innenraum von den zwei grossen Displays: Einerseits das hochkant und mittig angebrachte Display für das ganze Infotainment-System und andererseits das Cockpit-Display für den Fahrer. Sie überzeugen mit einer hohen Auflösung und Helligkeit, womit sie auch bei erschwerten Bedingungen gut ablesbar bleiben. Ein weiteres Display befindet sich im Rückspiegel. Tatsächlich ist dieser Digital. Nach Bedarf lässt sich das Display deaktivieren, etwa, wenn man die Gäste auf der Rückbank sehen möchte.

Der Rückspiegel ist „Digital“ | Bild: vybe

Renault setzt im Megane E-Tech auf Android Automotive von Google. Wer schon mal ein Smartphone mit Android im Einsatz hatte, der wird sich sehr schnell mit dem System zurechtfinden. Alle anderen werden es bestimmt schnell lernen, da sich das System durch und durch intuitiv nutzen lässt. Es läuft, wie auch auf dem Polestar 2, sehr flüssig. Für die Navigation ist Google Maps vorinstalliert. Dabei fliessen die Fahrzeugdaten, wie der aktuelle Ladestand, in die Routenplanung mit ein und es werden je nach Bedarf gleich passende Ladestopps vorgeschlagen. Das Navi wird sowohl auf dem Display in der Mittelkonsole, als auch auf dem Cockpit-Display für den Fahrer angezeigt. Das ist zweifelsohne ein Vorteil, da er den Blick immer nach vorne gerichtet hat. Auf ein Head-Up-Display muss verzichtet werden. 

Das Cockpit-Display bietet eine gute Übersicht | Bild: vybe

Über den Google Play Store lassen sich weitere Apps problemlos herunterladen. Der intelligente Sprachassistent von Google ist mit an Bord und arbeitet genauso zuverlässig wie auf einem Android-Smartphone. Der Sprachassistent führt uns zum nächsten Thema: Dem integrierten Soundsystem von Harman Kardon. In der von uns gefahrenen Iconic-Version setzt sich das System aus 8 Lautsprechern und einem Subwoofer zusammen. Der Sound ist klar und ausgewogen. Dank Subwoofer kommen zudem die Tiefen nicht zu kurz. 

Für alle Apple-Nutzer:innen sei hier erwähnt, dass auch CarPlay verwendet werden kann. Dafür ist kein Kabel notwendig – es funktioniert drahtlos. Im Test konnte ich mein iPhone 14 Pro (Max) problemlos mit dem Renault Megane E-Tech Electric koppeln und anschliessend CarPlay verwenden. Sowohl vorne, als auch hinten gibt es je zwei USB-C-Anschlüsse.

Ja, auch Apple CarPlay funktioniert | Bild: vybe

Platzangebot

Auf den vorderen Plätzen ist das Platzangebot selbst für eine grosse Person wie mich (knapp 1,90m) völlig ausreichend. Die Beinfreiheit ist gut, auch gerade, weil Renault auf eine durchgehende Mittelkonsole verzichtet. Angst, dass ich bei gröberen Bodenwellen meinen Kopf am Dachhimmel anschlagen könnte, hatte ich jedenfalls nie. Selbst, wenn ich ein paar Zentimeter grösser wäre, müsste ich mir im Renault Megane E-Tech keine Sorgen um die Kopffreiheit machen. Die Sitze sind sehr bequem und verfügen in der Iconic-Variante über eine dezente Massagefunktion sowie Sitzheizung.

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Und wie sitzt es sich in der zweiten Reihe? Eigentlich nicht schlecht. Die Sitze sind auf längeren Strecken bequem. Was die Bein- und Kopffreiheit anbelangt, da muss man sich in der zweiten Reihe mit Einschränkungen abfinden können. Wird der Megane von einer grösseren Person chauffiert und direkt dahinter sitzt eine Person mit einer Körpergrösse von über 1,85 Zentimeter, dann wird es etwas eng. Die Bein- und Kopffreiheit geht auf der Rückbank trotzdem als okay durch, zumal wir es beim Renault Megane E-Tech mit einem Fahrzeug der Kompaktklasse zu tun haben.

Auch auf der Rückbank gibt es zwei USB-C-Anschlüsse | Bild: vybe

Während es für Erwachsene auf der Rückbank je nach Grösse also etwas enger zu und her geht, lässt das Platzangebot mit Kindern jedoch überhaupt keine Wünsche übrig. Der Renault Megane E-Tech verfügt über zwei Isofix-Befestigungspunkte auf der Rückbank. Es können problemlos zwei Kindersitze mitgeführt werden, womit sich der Elektro-Renault auch als Familienfahrzeug bewährt. 

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Die „Familienfahrzeug“-Tauglichkeit wird auch durch den grosszügigen Kofferraum untermauert. Laut Renault beträgt das Volumen zwischen 440 bis zu 1332 Liter. Nein, wir haben diese Angaben nicht überprüft, aber sie dürften +/- stimmen. Schade ist, dass mit umgeklappten Rücksitzen keine ebene Ladefläche entsteht. Das können andere Automobilhersteller besser – und sicherlich auch Renault. Praktisch: Unter der Kofferraummatte befindet sich ein kleines Fach, wo unter anderem das Ladekabel verstaut werden kann. Ein Frunk gibt es nicht. 

Sicherheit und Fahrassistenzsysteme

Im Megane E-Tech kommt das Snapdragon Automotiv Cockpit von Qualcomm in der dritten Generation zum Einsatz. Damit ist der Renault aus Software-technischer-Sicht für die Zukunft gewappnet und unterstützt nahtlose Software-Updates (OTA). Ebenfalls werden darüber alle Sicherheit- und Fahrassistenzsysteme gesteuert.

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Insgesamt kommen 26 Sicherheit und Fahrassistenzsysteme zum Einsatz, die sich im Wesentlichen in drei Kategorien aufteilen lassen: Fahren, Sicherheit und Parken. Bei der Iconic-Variante ist etwa eine 360-Grad-Kamera, Parksensoren, Spurhalteassistent, Totwinkelassistent und vieles mehr enthalten. Im Detail gibt die Produktseite von Renault Auskunft über alle integrierten Systeme.

Ein zwei Worte zur Verkehrszeichenerkennung im Megane. Die funktioniert so halbwegs komfortabel. Das Problem: Fährt man beispielsweise auf der Autobahn und kommt an einer Ausfahrt vorbei, wo das Tempolimit auf 60 km/h reduziert werden muss, übernimmt die Anzeige dieses Limit – auch wenn man nicht die Autobahn verlässt. In Kombination mit dem adaptiven Tempomat, kann das schon mal etwas nervig sein, denn das Fahrzeug bremst dann ziemlich abrupt ab.

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Fahrspass

Der Renault Megane E-Tech Electric wird durch einen 160 kW starken Elektromotor (220 PS) angetrieben. Er befindet sich an der Vorderachse und liefert ein maximales Drehmoment von 300 Nm. Damit beschleunigt der Franzose in 7,4 Sekunden vom Stand auf 100 km/h. Wie bereits beim Polestar 2, den wir im letzten Jahr gefahren sind, ist der Durchzug brachial. So brachial, dass die Vorderachse bei Vollgas teilweise durchdreht. Bei 160 km/h ist die maximale Geschwindigkeit erreicht – softwaretechnisch abgeriegelt. 

Der Fahrspass kommt beim Renault definitiv nicht zu kurz – im Gegenteil. Im Test überzeugte das Fahrzeug mit seiner direkten Lenkung sowie einem äussert angenehmen und ruhigen Fahrverhalten. Ja, mit dem Fahrzeug fährt man sehr ruhig über die Strasse. Tatsächlich hatte ich am Anfang manchmal das Gefühl, um einiges langsamer zu fahren, als ich dann wirklich unterwegs war. Gut ist, man gewöhnt sich relativ schnell daran. Dank der guten Bremsen kommt das 1,7 Tonnen schwere Fahrzeug schnell zum Stillstand. 

Zwei Dinge muss ich dann doch noch bemängeln. Da wäre zunächst einmal die Sicht nach hinten. Die ist arg eingeschränkt. Zwar gibt es einen digitalen Rückspiegel, doch der bietet ein ziemlich gewöhnungsbedürftiges Sichtfeld. Zweitens haben mich zu Beginn die vielen Hebel (Gangwahl, Scheibenwischer und Musiksteuerung) an der rechten Seite ehrlich gesagt überfordert. Es kam nicht nur einmal vor, dass ich statt den Vorwärtsgang, den Scheibenwischer aktiviert habe.

Der Renault Megane E-Tech Electric an einer Ladestation von evpass
Der Renault Megane E-Tech Electric an einer Ladestation von evpass | Bild: vybe

Reichweite und Laden

Vorweg, der Renault Megane E-Tech Electric setzt keinen neuen Massstab bei der Reichweite oder dem Verbrauch. Seitens Renault heisst es, dass der Megane E-Tech bis zu 450 Kilometer (WLTP) ohne Laden kommt und der Verbrauch bei 17,3 kWh auf 100 km liegt. Dieser Verbrauchswert ist im Alltag in der Regel kaum zu erreichen – ebenso wie die Angaben zum Benzinverbrauch bei den Verbrennern.

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Im Alltag sind es beim Elektro-Renault gegen 18 kWh auf 100 Kilometer – je nach Wetter und je nach zurückgelegter Strecke. Die 450 Kilometer sind also eher hoch gegriffen. Auf der Autobahn mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 120 km/h kann ungefähr eine Strecke von 300 Kilometer zurückgelegt werden, danach muss das Fahrzeug wieder an einer Ladestation haltmachen. 

Immerhin verbraucht man bei einer Schnellladestation (Gleichstrom, DC) nicht allzu viel Zeit, da die Batterie mit bis zu 130 kW geladen werden kann. Zu erwähnen ist, dass dieser Wert nur unter optimalen Bedingungen erreicht wird. Im Alltag erreichte ich im Schnitt eine Ladeleistung von 75 kW. Der Ladevorgang von 10 auf 80 Prozent dauerte so ziemlich genau 40 Minuten. Hervorzuheben ist das serienmässig verbaute Bordladegerät mit 22 Kilowatt (AC).

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Das Fazit zum Renault Megane E-Tech Electric

Während zwei Wochen durfte ich den Renault Megane E-Tech Electric fahren. Die Zeit verging wie im Flug, was immer ein gutes Zeichen ist. Gerne hätte ich ihn noch ein paar Wochen länger gefahren. Mir gefällt das Design äusserst gut. Das Elektroauto bietet im Innenraum viel Komfort und auf den vorderen Plätzen viel Bein- und Kopffreiheit. Der Lärmpegel im Innenraum ist dank der guten Schalldämpfung auf einem stets angenehmen Niveau, auch bei höheren Geschwindigkeiten auf Autobahnen. 

Dank Android Automotive ist das Infotainment-System auf dem neuesten Stand der Technik und gleichzeitig für die Zukunft gewappnet. Renault ist es dabei gelungen, das Betriebssystem sehr gut in sein Fahrzeug zu integrieren. Auch Apple-Nutzer:innen kommen nicht zu kurz, da ebenfalls CarPlay unterstützt wird und das sogar kabellos.

Der Fahrspass im Renault Megane E-Tech Electric kommt dank des 160 kW starken Elektromotors (220 PS) an der Vorderachse und der direkten Lenkung nicht zu kurz. Der Franzose liegt darüber hinaus sehr gut auf der Strasse, was dem niedrigen Schwerpunkt zu verdanken ist, und bietet ein angenehm ruhiges Fahrverhalten.

Was ich mir  für den Nachfolger des Renault Megane E-Tech Electric wünsche? Eine bessere Sicht nach hinten, wäre wünschenswert. Klar, es gibt den digitalen Rückspiegel, doch das gebotene Sichtfeld ist und bleibt „Gewöhnungsbedürftig“. Weiterhin wünschte ich mir eine höhere Reichweite und eine etwas schnellere Ladegeschwindigkeit mit Vorkonditionierung für den Akku. 

Abschliessend lässt sich festhalten: Der Renault Megane E-Tech Electric hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das Auto macht Spass, bietet viele Annehmlichkeiten im Innenraum und kann auch optisch überzeugen. Wer mit einem neuen Auto liebäugelt und ein Elektroauto in Betracht zieht, sollte dem Megane während einer Probefahrt definitiv eine Chance geben.

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