Eigentlich bin ich ja überzeugter Notebook-User. Ich bin gerne mobil und da kommt ein Desktop-Computer natürlich nicht infrage. Allerdings muss ich mir auch eingestehen, dass ich doch öfter im Home-Office oder in einem Co-Working-Space sitze, als ich zugeben möchte. Daher spiele ich seit einiger Zeit mit dem Gedanken, mir einen kompakten Desktop-PC anzuschaffen. Da traf es sich natürlich gut, als Lenovo mir seinen neusten Mikro-Desktop-Computer, den ThinkCentre M70q Gen 2, angeboten hat. Er misst gerade einmal 17,9 auf 18,2 Zentimeter und ist 3,56 Zentimeter hoch. Ein kompakter Computer mit nicht ganz so kompaktem Namen.
Keine Schönheit, aber dafür tüchtig
Erst einmal ausgepackt, macht der M70q gleich klar, wer das Zielpublikum ist: Büroanwender:innen. So kommt er dann mit einem – nach meinem Masstab – bürotypischen Aussehen daher, das zwar keinen Design-Award gewinnen dürfte, aber seinen Zweck erfüllt. Lenovo stellt hier Zweckmässigkeit klar vor Optik. Das hat den Vorteil, dass der M70q sich unter anderem ohne Werkzeug öffnen lässt, um die SSD und den Arbeitsspeicher aufzurüsten. In der von mir getesteten Variante sind ab Werk 512GB SSD und 16 GB RAM (detaillierte Specs gibt’s am Schluss) verbaut, was für den heutigen Büroalltag mehr als ausreichend ist.
Besteht dein Computeralltag vorwiegend aus Dokumenten bearbeiten, Surfen und Videokonferenzen, wirst du das ThinkCentre M70q Gen 2 mit dem verbauten Intel Core i7 der 11. Generation nicht an seine Leistungsgrenze bringen. Selbst wenn du Photoshop nutzt oder mal ein Video schneidest, schlägt sich der M70q tipptopp. Trotzdem wollte ich natürlich austesten, wie weit ich gehen kann, bis der Mikro-Desktop-Computer an seine Leistungsgrenze stösst. Fazit: Selbst wenn ich Premiere Pro, Photoshop und Chrome gleichzeitig offen habe und dort auch noch mehrere Tabs mit YouTube-Videos streame, zuckt der M70q nicht mit der Wimper. Allerdings wird aus dem von Lenovo beworbenen flüsterleisen Betrieb dann doch ein merkliches Rauschen. Das ist aber okay für mich.
Viele Anschlüsse für bis zu drei Monitore
Tatsächlich hatte ich auch keine Probleme, in Premiere Pro 4k-Videos mit drei Spuren zu bearbeiten und zügig zu rendern (mit GPU Beschleunigung), obwohl ich nebenbei noch Photoshop offen hatte und im Web rumgekurvt bin. Das ist definitiv ein Pluspunkt, denn es hätte mich anhand der verbauten Intel UHD Graphics 750 nicht überrascht, wenn Premiere Pro einen Renderfehler ausgespuckt hätte. (Wer Premiere Pro nutzt, weiss, wie mühsam das Programm in Sachen GPU sein kann). Allerdings muss ich hier anmerken, dass ich das nur mit einem einzelnen 4k-Monitor getestet habe.
In Sachen Anschlüsse bietet der M70q allerhand, ja fast schon zu viel Auswahl – zumindest für mich. Auf der Vorderseite gibt es einen Kopfhöreranschluss, einen USB 3.2 Gen 2 und einen USB-C 3.2 Gen 1. War für mich völlig ausreichend, schon fast überflüssig, da ich sowieso fast nur noch mit kabellosen Kopfhörern und die Cloud nutze. Aber klar, ihr seid da womöglich anders unterwegs und dafür sind diese drei Front-Ports gut gewählt.
Auf der Rückseite fährt Lenovo dann mit so ziemlich allem auf, was man in einem modernen Desktop-Computer fürs Büro noch benötigen dürfte:
- 2 x USB 2.2 Gen 1
- 2 x USB 3.2 Gen 2
- 1 x HDMI 2.0
- 1 x DisplayPort
- 1 x Ethernet
- 2 x USB 2.0
- je 1 x VGA und Serial-Anschlüsse
Eine ordentliche Auswahl, die versucht, den Spagat zwischen Bürogegenwart und -vergangenheit zu machen. Ich meine – wer braucht heute noch VGA? Aber ich habe selber in diversen Büros gearbeitet und weiss, dass Monitore mit VGA leider noch immer sehr verbreitet sind. Laut Datenblatt von Lenovo ist der VGA- und Serial-Port aber optional. Mein Testgerät hatte sie dabei. Dafür kannst du bis zu drei Monitore anschliessen. Allerdings musst du dafür extra eine Videoschnittstelle konfigurieren, den standardmässig können «nur» zwei 4k-Displays angeschlossen werden. Etwas schade ist, dass dies über zwei verschiedene Schnittstellen geschieht: einmal den DisplayPort und einmal via HDMI. Klar, das geht natürlich, aber ich mag es lieber einheitlich, sprich, entweder alles via DisplayPort oder HDMI. Das ist aber eher eine Angewohnheit meinerseits, als etwas, was ich dem M70q vorwerfen kann.
Turbo-Wlan und schwache Lautsprecher
Bezüglich Konnektivität bietet der M70q natürlich verbautes Wlan und Bluetooth. Beim Wlan könnt ihr dank dem Standard 802.11ac auf die höchstmögliche Datenrate, die es aktuell beim 802.11-Standard gibt, zählen. Bei Bluetooth gibt es mit 5.1 nicht ganz den neusten Standard, aber für kabellose Kopfhörer, Tastatur und Maus reicht das vollkommen aus. In meinem Test haben sich mein Bluetooth-Zubehör immer ohne Probleme verbunden. Übrigens sind eine kabelgebundene Maus und Tastatur im Lieferumfang enthalten. Die sind aber eher Standardware, daher habe ich meine eigene Tastatur und Maus verwendet.
Worauf Lenovo bei seinen ThinkCentre-Computern immer Wert legt, ist die Sicherheit. Das M70q bildet hier natürlich keine Ausnahme und ist mit diversen Sicherheits-Featuren ausgestattet – Software- als auch Hardware-seitig. Der M70q ist mit Lenovos Sicherheitslösung ThinkShield ausgestattet, als auch mit einem Kensington-Schloss. So kannst du den kleinen Desktop-Computer mit einem Schloss physisch am Arbeitsplatz sichern.
Bleibt noch zu sagen, was mir am M70q nicht gefallen hat. Es sind nur zwei Dinge:
- Der verbauten Lautsprecher ist unterirdisch. Kein Wunder bei einer Leistung von 1,5 Watt. Selbst auf höchster Stufe sind sie noch so leise, dass ich auch bei ruhiger Umgebung manchmal Mühe hatte, bei Videos den Dialog zu verstehen. Hört man doch mal etwas, ist der Ton blechern und alles andere als schön anzuhören. Wenn du dir also den M70q kaufst, sind Kopfhörer unabdingbar.
- Ja, das Gehäuse ist mit einem Volumen von nur einem Liter sehr kompakt und würde selbst in einem Bücherregal nicht auffallen. Nicht kompakt ist hingegen das Ladekabel. Adapter und Kabel sind so riesig, dass sie beinahe die Hälfte des Gehäusevolumens ausmachen. Das ist sehr schade. Der M70q ist so klein, dass ich ihn gerne zwischen Home-Office und Coworking-Space hin- und hergetragen hatte – mich aber jedes Mal über den klobigen Ladeadapter ärgerte. Wenn ich mir anschaue, welche Fortschritte Smartphone-Hersteller mit kompakten Ladeadaptern (mit USB-C) über 100 Watt machen, bleibt nur zu hoffen, dass Lenovo seine Adapter – zumindest bei den Mikro-Computern – auch bald etwas schrumpft.
Testfazit zum Lenovo ThinkCentre M70q Gen 2
Lenovo hat mit dem M70q richtig gute Arbeit abgeliefert. Das kompakte Gehäuse ist sicher kein Hingucker, aber in Sachen Leistung deckt es den Büroalltag 2022 perfekt ab. Dokumente bearbeiten und online surfen, entlocken den verbauten Komponenten sowieso nur ein müdes Lächeln und selbst Videoschnitt in 4k und parallele Bildbearbeitung in Photoshop meistert der kompakte Desktop-Computer gut. Wer den Ethernet-Anschluss nicht nutzt, kann auf den besten Wlan-Standard zurückgreifen. Sicherheitsbewusste Personen werden mit Lenovos ThinkShield und einem Kensington-Schloss bei Software und Hardware bedient. Negativ aufgefallen sind mir nur die schwachen Lautsprecher und das klobige Ladekabel. Allerdings sind diese beiden Dinge vernachlässigbar. Abschliessend habe ich beim ThinkCentre M70q Gen 2 nichts gefunden, weswegen ich dir von einem Kauf abraten müsste.
Das ThinkCentre M70q Gen 2 in der von mir getesteten Konfiguration gibt es online ab 999 Franken.
Die wichtigsten Spezifikationen des Testgeräts
- Prozessor: Intel Core i7-11700T der 11. Generation (1,40 GHz, 8 Kerne, 16 Threads MB Cache, 35W, DDR4-3200)
- Arbeitsspeicher: 16GB SO-DIMM DDR4 2933MHz
- Massenspeicher: 512GB M.2 2280 SSD
- Betriebssystem: Windows 10 Pro (64 Bit)
- Grafik: Integrierte Intel UHD Grafik 750
- Netzteil: 135 Watt
- Netzwerkkarte: Integrierte 100/1000M
- Wlan & Bluetooth: 802.11AC (2×2), 5.1
- Garantie: 3 Jahre
- Ende der Unterstützung: 27.11.2027