Vor wenigen Wochen hat die Tolino-Allianz mit dem epos 3 sein neues Spitzenmodell unter den eReader in der Schweiz lanciert. Der eReader, der übrigens baugleich zum Kobo Sage ist, soll unter anderem mit seinem grossen Bildschirm, der ergonomisch optimierten Form, dem schnellen Prozessor und dem deutlich grösseren Speicherplatz überzeugen können.
Wir haben uns das Premium-Modell unter die Lupe genommen und sagen dir, ob der eReader seinen Preis von 299 Franken letztlich wert ist.
Aussehen, Handhabung und Verarbeitung
Mit seinen Abmessungen von 181,4 x 160,5 x 7,6 mm und einem Gewicht von 232 Gramm, gehört der epos 3 zweifelsohne zu den grösseren und schwereren eReader auf dem Markt. Dank der geschwungenen Längskante auf der rechten Seite (oder linken, je nach dem wie der eReader gehalten wird) lässt er sich problemlos in einer Hand halten. Für einen sicheren Halt trägt zusätzlich die strukturierte und damit angenehm griffige Rückseite bei.
Der Tolino epos 3 verfügt über drei physische Tasten. Zwei Tasten sind neben dem Bildschirm auf der Vorderseite integriert und dienen unter anderem zum Blättern innerhalb eines Buchs. Alternativ lässt es sich komfortabel über das Touchscreen blättern. Die dritte und letzte Taste ist auf der Rückseite des eReaders zu finden. Mit ihr lässt sich der epos 3 ein- und ausschalten. Alle physischen Tasten weisen einen erfreulich guten Druckpunkt auf. Wie der baugleiche Kobo Sage, überzeugt auch der epos 3 mit einer makellosen Verarbeitung.
In der Badewanne oder am Pool ein E-Book lesen? Kein Problem mit dem Tolino epos 3, denn er ist nach Schutzart IPX8 zertifiziert. Was das heisst? Nun, dem epos 3 kann während einer Stunde bis zu einer Wassertiefe von 2 Metern nichts anhaben. Man muss sich also definitiv keine Sorgen machen, falls der eReader mal ungewollt ins Wasser plumpst.
Display und Ausstattung
Im epos 3 setzt Tolino auf ein sehr gutes 8 Zoll grosses E-Ink-Carta-1200-Display mit einer Auflösung von 1920 x 1440 Pixel. Damit wird eine Pixeldichte von 300 PPI erreicht, was für eine scharfe Darstellung völlig ausreicht. Der Bildschirm überzeugt überdies mit einer kontrastreichen Darstellung, die insbesondere bei aktivierter Hintergrundbeleuchtung so richtig zur Geltung kommt.
Apropos Hintergrundbeleuchtung: Dank der sogenannten smartLight-Funktion passt sich die Beleuchtung inkl. Anpassung der Farbtemperatur automatisch an die jeweilige Tageszeit an. Ganz generell lässt sich festhalten, dass die Lichtverteilung der Hintergrundbeleuchtung gleichmässig und somit gelungen ist. Eine Schattenbildung ist nicht wahrnehmbar.
Von Smartphones kennen wir den sogenannten Dark-Mode, also einen Dunkelmodus. Genau ein solcher Modus gibt es auch beim epos 3. Statt schwarze Buchstaben auf weissem Hintergrund, zeigt der eReader in diesem Modus die Farben umgekehrt an. Ich habe das mal ausprobiert, konnte allerdings keinen Gefallen daran finden. Vielleicht sieht es bei dir ja anders aus?
Unter der Haube steckt ein Quad-Core-Prozessor mit einer Taktfrequenz von 1,8 GHz. Flankiert wird er von 1 GB Arbeitsspeicher und einem internen Speicherplatz von 32 GB (frei verfügbar sind ca. 26 GB). Hinzu kommen die üblichen 25 GB Online-Speicher, die jeder Tolino-Kunde gratis dazu bekommt. Apropos “online”: Der eReader verbindet sich via WLAN 802.11 ac/b/g/n mit dem Internet. Das hat stets einwandfrei funktioniert.
Software
Bei der Software unterscheidet sich der epos 3 nicht von anderen aktuellen eReadern aus dem Hause Tolino. Ich habe mir sagen lassen, dass als Basis jetzt Android 8.1 (stammt aus 2017!) zum Einsatz kommt, also meines Wissens dieselbe wie bei Kobo. Allerdings sieht die Oberfläche bei Tolino etwas anders aus. Die Ersteinrichtung gestaltet sich jedoch ebenso einfach, wie bei Kobo.
Im Fokus steht die Bibliothek, in der die Bücher als Cover oder Liste angezeigt werden können. Die E-Books lassen sich nach verschiedenen Kriterien (u.a. nach Autor oder Titel) sortieren. Schade, eine Sortierung nach Genre ist jedoch nicht möglich. Ansonsten ist die Software ziemlich minimalistisch gehalten, was nicht heisst, dass sie nicht intuitiv nutzbar ist.
Grössere Probleme tauchten hinsichtlich Software während der Testphase nicht auf. Allerdings hätte ich mir hier und da eine etwas flüssigere Bedienung gewünscht. Teilweise reagiert der epos 3, trotz ausreichend starker Hardware, ziemlich träge auf Eingaben. Mal sehen, ob da künftig noch etwas mittels kommender Software-Updates geht.
E-Books lesen
Die Kernkompetenz eines eReaders liegt natürlich beim Lesen von E-Books. Die Voraussetzungen dafür bilden der sehr gute Bildschirm und die makellose Hintergrundbeleuchtung. Software-seitig ist es ebenfalls ganz gut gelöst. Zwar benötigen E-Books immer ein paar Sekunden, bis der Inhalt angezeigt wird, aber das ist bei Kobo und anderen eReader auch der Fall.
Dank der Tasten lässt es sich sehr angenehm durch die Seiten navigieren. Standardmässig geht es mit der unteren Taste vorwärts und mit der oberen Taste eine Seite zurück. Wer möchte, kann diese Belegung via Einstellungen auch umdrehen. Apropos Einstellungen: Wer nur die physischen Tasten zum Blättern nutzen möchte, kann in den Einstellungen auch das Touchscreen deaktivieren.
Für spürbar mehr Lesekomfort sorgt der neue Lagesensor. Er erkennt eine Drehung des eReaders und signalisiert das entsprechend mit einem Symbol auf dem Bildschirm. Wird auf das Symbol getippt, dreht sich der Bildschirm automatisch. Das hat im Test zuverlässig funktioniert und verhindert, dass der Bildschirm ungewollt gedreht wird.
In der Lese-App lässt sich unter anderem die Schriftgrösse, die Schriftart, Strichstärke und das Layout anpassen. Diese Einstellungen können auf Wunsch für alle Bücher definiert werden. Ansonsten gilt die Einstellungen für das jeweilige Buch. Über die Einstellungen lässt sich eine alternative Lese-App definieren, die befindet sich jedoch noch in der Betaphase und lief bei mir nicht sehr stabil.
E-Books kaufen
E-Books können in der Schweiz bequem über den Online-Shop von Weltbild oder Orell Füssli direkt auf dem epos 3 gekauft werden. Ein Testkauf im Online-Shop von Orell Füssli hat problemlos geklappt. Und wie sieht es preislich aus? Der kürzlich erschienene Kriminalroman «Solothurn blickt in den Abgrund» von Christof Gasser kostet als E-Book 12 CHF. Zum Vergleich: Die gebundene Fassung kostet 24 CHF.
Alternativ kann über Skoobe eine Bücher-Flatrate gebucht werden, sofern der Tolino direkt bei Orell Füssli gekauft wurde. Hintergrund dafür: Skoobe wird in der Schweiz exklusiv über Orell Füssli angeboten. Wer den epos 3 also beispielsweise bei Weltbild kauft, wird Skoobe somit nicht nutzen können.
Kaum Extra-Funktionen
Vermisst habe ich zusätzliche Funktionen, wie beispielsweise die Möglichkeit via Bluetooth Hörbücher abzuspielen. Auch fehlt etwas überraschend die Stiftfunktion, welche beim baugleichen eReader aus dem Hause Kobo mit an Bord ist. Das ist schade, zumal wir es beim epos 3 mit dem Flaggschiff-Modell zu tun haben. Ein paar Extra-Funktionen hätten dem eReader zweifelsohne gut getan.
Okay, eine Extra-Funktion habe ich dann doch noch gefunden: Die Anzeige von PDFs. Ja, der epos 3 kann nicht nur E-Books darstellen, sondern auch PDF-Dateien. Natürlich darf man hier nicht die Qualität, wie auf einem hochauflösenden Tablet erwarten, aber es reicht grundsätzlich aus.
Akkulaufzeit
Der Akku weist eine Kapazität von 1200 mAh auf. Die Laufzeit geht damit in Ordnung, mehr aber auch nicht. Tolino spricht von einer Laufzeit von mehreren Wochen. Das bezieht sich natürlich nur auf die Stand-by-Zeit. Wird der eReader aktiv genutzt, sind es in der Realität dann wohl ca. 12 bis 14 Stunden Lesezeit – je nach sonstiger Einstellungen (Hintergrundbeleuchtung, WLAN, usw..).
Das Testfazit zum Tolino epos 3
Der Tolino epos 3 ist ein formschöner eReader, der mit einer guten Ergonomie, einem grossen, kontrastreichen Bildschirm und einer intuitiv nutzbaren Software punkten kann. Die Online-Shops von Orell Füssli und Weltbild sind perfekt ins System integriert. Der grosse Speicher liefert Platz für unzählige E-Books. Auch erwähnenswert ist die Unterstützung für die Bücher-Flatrate Skoobe.
Dem doch recht teuren Tolino epos 3 fehlt aus meiner Sicht jedoch das gewisse Etwas. Denn im Gegensatz zum mehr oder weniger baugleichen Kobo Sage, verzichtet die Tolino-Allianz auf spannende Extras, wie beispielsweise die Stifteingabe oder das Abspielen von Hörbüchern. Vor allem letzteres ist unverständlich, zumal der eReader vermutlich ein Bluetooth-Chip integriert hätte.
Wer auf solche Zusatzfunktionen verzichten kann, bekommt mit dem Tolino epos 3 einen wirklich guten eReader, der einfach nicht ganz so günstig ist.