Tolino Vision Color im Test: Der perfekte eReader für Comics und Mangas?
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Test Tolino eReader

Tolino Vision Color im Test: Der perfekte eReader für Comics und Mangas?

Bruno Rivas
Bruno Rivas

Inhaltsverzeichnis

Mit dem Vision Color hat Tolino seinen neuesten eReader vor wenigen Wochen auf den Markt gebracht. Zu den Highlights gehören das neue sieben Zoll Farbdisplay, die Möglichkeit mittels optionalen Eingabestift handgeschriebene Notizen direkt in Büchern zu erfassen und die Bluetooth-Konnektivität, womit du auch Hörbücher auf deinem Tolino anhören kannst.

Dank Farbdisplay eröffnen sich mit dem Vision Color ganz neue Möglichkeiten. So kannst du darauf jetzt auch deine Lieblingscomics oder Mangas lesen. Wie gut das gelingt und wie sich der neue Tolino Vision Color sonst so im Alltag schlägt, das hab ich für dich während mehrerer Wochen getestet.

Im Lieferumfang ist ein USB-C-Kabel, Schnellstartanleitung, Garantieschein und der eReader enthalten | Bild: vybe

Aussehen, Handhabung und Verarbeitung

Der Tolino Color Vision wiegt genau 200 Gramm und liegt gut in der Hand. In Verbindung mit der Haptik, unter anderem auch dank der abgerundeten Kanten, lässt sich so komfortabel über längere Zeit in eBooks schmökern. Die geschwungene Längskante und die strukturiere Rückseite, sorgt für einen angenehm griffigen Halt.

In der Längskante sind auch die beiden Blättertasten integriert. Sie liefern einen etwas schwammigen Druckpunkt, was als kleiner Kritikpunkt gewertet werden kann. Allerdings kannst du mittels Geste über das Touchscreen-Display in einem E-Book auf die nächste bzw. auf die Seite zurück wischen. Ich persönlich bevorzuge die Tasten, da sie gefühlt den Lesefluss weniger beeinträchtigen.

Das Gehäuse vom Tolino Vision Color besteht aus recycelten Plastik. Trotz Plastik, was sich zudem positiv auf das Gewicht auswirkt, bietet der eReader eine wertige Verarbeitung. Dank der IPX8-Zertifizierung ist er bestens fürs Lesen am bzw. im Pool oder in der Badewanne geeignet. Dieser Schutz weist eine Wasserbeständigkeit während 60 Minuten in einer Wassertiefe (Süsswasser) bis zu maximal 2 Metern aus.

Die Tasten sind gut erreichbar, weisen aber einen etwas schwammigen Druckpunkt auf | Bild: vybe

Display und Ausstattung

Der Tolino Vision Color verfügt, wie es der Name schon verrät, ein Farbdisplay. Es ist sieben Zoll gross und bietet bei schwarz-weissen Inhalten eine Pixeldichte von 300 PPI. Bei Farbinhalten, die über eine zusätzliche Beschichtung im Display wiedergegeben werden, sinkt die Dichte auf 150 PPI. In anderen Worten: Bei farbigen Comics sind die einzelnen Pixel bei genauer Betrachtung wahrnehmbar. Der eReader ist durch die E-Ink Kaleido 3-Technologie imstande, bis zu 4096 Farben darzustellen. An ein Smartphone bzw. Tablet kommt das Display hinsichtlich der Farbbrillanz nicht heran, aber das dürfte nicht die Erwartung eines eReader-Käufers sein.

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Im direkten Vergleich mit dem Tolino epos 3, welcher zwar ein grösseres Display, aber keines in Farbe verfügt, wirkt die Bildwiedergabe des Vision Color etwas dunkler. Das ist effektiv aufgrund der zusätzlichen Schicht für die Farbwiedergabe geschuldet. Es lässt die dargestellten Inhalte insgesamt etwas dunkler wirken - auch bei schwarz-weissen Inhalten. Ein Problem ist das letztendlich nicht, da der Vision Color über eine gute Beleuchtung integriert hat, die auf Wunsch automatisch die Helligkeit zuverlässig an die Umgebung anpasst.

Der Tolino Vision Color hat ein Bluetooth-Modul integriert, womit du Hörbücher über deine Kopfhörer oder über einen Bluetooth-Lautsprecher anhören kannst. An Speicherplatz mangelt es dem Vision Color nicht. Du kannst auf dem 32 GB internen Speicherplatz bis zu 24'000 eBooks oder bis zu 150 Hörbücher speichern. Das sollte problemlos ausreichen. Hinzu erhalten Käufer:innen eines Tolinos über kostenlosen Speicher von 25 GB in der Tolino Cloud. Dort kannst du weitere eBooks und Hörbücher abspeichern und bei Bedarf direkt auf dein Tolino laden.

Mit dem Tolino stylus kannst du ganz easy Notizen (und mehr) schreiben | Bild: vybe

Mit Tolino stylus: Notizfunktion des Tolino Vision Color

Sehr gut gefallen hat mir die Notizfunktion, die du mittels optional erhältlichen Eingabestift (Tolino stylus) erstmals mit einem Tolino eReader verwenden kannst. Der mit 69 Franken nicht gerade günstiger Stift ermöglicht das Erstellen von handschriftlichen Notizen direkt in eBooks und PDFs. Zusätzlich kannst du auch digitale Notizbücher anlegen. Der Stift reagiert erfreulich schnell (niedrige Latenz) und erlaubt so präzise Notizen zu erstellen. Auf Wunsch lässt sich handgeschriebener Text in digitalen Text umwandeln. Das klappt erstaunlich gut. Willst du eine handgeschriebene Notiz löschen, kannst du einfach die Radierfunktion auf der Rückseite des Stifts verwenden. Die Notizen werden automatisch gespeichert und auf Wunsch in der Cloud abgelegt.

Im Gegensatz zum Kobo stylus der ersten Generation, verfügt der Tolino stylus über einen integrierten Akku, der sich mittels USB-C aufladen lässt. Die Akkulaufzeit kann ich nicht beziffern, aber sie hält, so wie ich das bisher erlebt habe, extrem lange. Tatsächlich musste ich ihn seit dem ersten Tag der Nutzung vor ca. 4 Wochen nie aufladen. Der Stylus haftet magnetisch an der linken Seite, sodass er nicht verloren geht und du ihn immer dabei hast.

Für deine Notizen kannst du verschiedene Werkzeuge und Farben verwenden | Bild: vybe

Software

Während Jahren hat Tolino auf ihren eReadern eine stark angepasste Version von Android verwendet. Das hat so lala funktioniert und sorgte immer wieder mal für Kritik. Kobo, deren eReader baugleich mit den Tolinos sind, liefen deshalb immer besser, da sie auf Linux (QT6) setzten. Mit dem Vision Color hat Tolino nun erfreulicherweise auf die Linux-Plattform gewechselt. Erfreulich, weil der Vision Color damit merklich besser läuft. Allerdings hat der eReader hier und da noch mit kleineren Bugs zu kämpfen. Die dürften aber rasch mittels Software-Update behoben werden.

Ansonsten bietet die Software all das, was du von einem eReader erwarten kannst. Es gibt eine anschauliche Bibliothek, die du nach den eigenen Wünschen sortieren kannst und stark vom Farbdisplay profitiert, da jetzt die Buchcovers in Farbe dargestellt werden. In der Schweiz habe ich den Vision Color mit der Buchhaltung Orell Füssli verknüpft, womit du auf ein gutes Angebot an eBooks stösst. Alternativ kannst du eBooks auch bei anderen Händlern kaufen und sie dann auf deinen Vision Color übertragen. Das gelingt entweder via Cloud oder auch via USB-C-Anschluss.

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eBooks mit dem Tolino Vision Color lesen

Ein eReader ist da, um eBooks darauf zu lesen. Und hier gibt sich der Vision Color keine Blösse. Es lässt sich dank der beiden Tasten am Gehäuse oder via Wischgeste über den Touchscreen komfortabel in eBooks lesen. Auf Wunsch kannst du die Grösse und gar die Schriftart deinen Wünschen anpassen. Der Wechsel zwischen den Seiten funktioniert erfreulich schnell und die intelligente Beleuchtung sorgt zusätzlich für einen angenehmen Lesefluss - auch bei Dunkelheit.

Bestehende eBooks können entweder via Cloud oder mittels Computer auf den eReader übertragen werden. Leider fehlt beim Tolino die Möglichkeit eine Cloud-Plattform wie Google Drive oder Dropbox zu verknüpfen. Das geht bei Kobo einfacher, die inzwischen nicht nur dieselbe Hardware, sondern auch dieselbe Software (Linux) für ihre eReader verwenden.

Eine persönliche Empfehlung: Die Solothurn Krimireihe von Christof Gasser | Bild: vybe

Unterstützt werden folgende eBook-Formate:

  • Bücher: EPUB, EPUB2, EPUB3, PDF, MOBI-ebooks, reflowable und fixed Layout EPUB Formate
  • Dokumente: PDF
  • Bilder: JPEG, GIF, PNG, BMP
  • Text: TXT

Wie gut schlägt sich der Tolino Vision Color mit Comics?

Dank Farbdisplay eignet sich der Vision Color bestens auch für Comics & Co., oder? Sagen wir es mal so, bedingt. Grundsätzlich kannst du durchaus auch Comics in verschiedenen Formaten auf dem eReader anschauen. Allerdings ist für meinen Geschmack die Displaygrösse dafür etwas zu klein geraten. Sprich, du musst dann je nachdem immer wieder in das Comic reinzoomen, was im Endeffekt bedauerlicherweise auch nur bedingt gut funktioniert und auch nicht besonders praktisch ist.

Bei den Comics unterstützt der Tolino Vision Color die Formate CBZ und CBR.

Ja, es gibt gar einen Internet Browser. Ganz so sinnvoll erachte ich ihn allerdings nicht | Bild: vybe

Akkulaufzeit

Was hat das Farbdisplay für einen Einfluss auf die Akkulaufzeit des Vision Color? Kurzum: Sie ist gut. Auch bei eingeschalteter Beleuchtung erreicht der integrierte 2050 mAh Akku eine Laufzeit um die 20 Stunden. Das ist, wie gesagt, ein guter Wert für einen eReader mit einem Farbdisplay. Zu beachten gilt, dass sich die Akkulaufzeit reduziert, wenn du beispielsweise sehr viele handgeschriebene Notizen erstellst oder andauernd Hörbücher anhörst.

Die strukturiere Rückseite bietet einen guten Grip | Bild: vybe

Das Testfazit zum Tolino Vision Color

Vorweg: Der Tolino Vision Color ist ein guter eReader, der einen grosszügigen Speicherplatz verfügt und sich problemlos mit einer Hand bedienen lässt. Wenn du vor allem eBooks darauf lesen willst, dann machst du mit dem Kauf nichts falsch. Allerdings musst du dir die Frage stellen, ob sich der höhere Preis dafür rechtfertigt. Wenn du nur eBooks lesen willst, benötigst du nicht zwingend das Farbdisplay. So gesehen, gibt es auch von Tolino günstigere und mindestens ähnlich gute Alternativen.

Wenn du dir den Vision Color kaufen willst, weil du darauf Comics lesen möchtest, dann kann ich nur eine bedingte Empfehlung abgeben. Nicht zwingend, weil das E-Ink-Display nicht die Farbbrillanz eines AMOLED- oder LC-Displays erreicht, sondern aufgrund der (zu) geringen Displaygrösse. Es gibt kaum Comics, wo du auf dem sieben Zoll Display nicht zwangsläufig reinzoomen musst. Und das geht - auch bedingt durch die E-Ink-Technologie - nur eingeschränkt gut.

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Auf der Plusseite darf der Wechsel zu Linux nicht unerwähnt bleiben. Die eReader von Tolino, die ich bis anhin im Test hatte oder privat gekauft habe, liefen alle mit einer stark angepassten Android-Version. Dies jedoch mehr schlecht als recht. Insofern ist das als wirklich positiver Schritt zu werten. Denn der Wechsel bringt spürbar mehr Leistung mit sich, was in einer insgesamt flüssigeren Bedienung resultiert. Hier und da gibt es zwar noch ein paar Bugs, aber die dürften mittels Software-Update rasch behoben werden.

Kurzum: Der Tolino Vision Color ist ein guter eReader, der mit einer gelungenen Notizfunktion und für eReader einer guten Farbwiedergabe punkten kann. Kaufen kannst du den Tolino Vision Color bei Orell Füssli zum Preis von 199 Franken. Möchtest du auch den Tolino stylus dazu kaufen, der gelungen in das System implementiert ist, dann musst du nochmals 69 Franken drauflegen.