Mittlerweile sollten es eigentlich alle mitbekommen haben, dass alles, was wir im Internet tun, auf Schritt und Tritt verfolgt wird. Ein Unternehmen, das schon immer fleissig Daten gesammelt hat, ist Alphabet. Vielleicht sagt dir diese Firma nichts, aber zumindest eines seiner Tochterunternehmen kennst du ganz bestimmt: Google.
Ich denke, ich muss an dieser Stelle nicht mehr erwähnen, wie viele Google durch unsere täglichen Suchanfragen über uns weiss. Wer Google ohne gewisse Vorkehrungen nutzt, ist für das Unternehmen ein offenes Buch. Versuche, der Sammelwut von Google etwas entgegenzusetzen, gibt es schon lange. Unter anderem sind mit DuckDuckGo, Ecosia oder Qwant diverse alternative Suchmaschinen entstanden, die sich Datenschutz auf die Fahne schreiben. Das Problem: Keiner dieser Alternativen kann in Sachen Suchqualität mit Google mithalten.
Bleibt noch Startpage.com, eine Suchmaschine, die dir eigentlich nichts anderes als Google-Suchergebnisse ausliefert. Dafür leitet sie deine Anfrage über Umwege an Google weiter und präsentiert dir dann die Resultate. Der Vorteil: Gegenüber Google bleibst du anonym. Der Nachteil: Startpage finanziert sich ebenfalls über Werbeanzeigen. Diese basieren zwar nicht auf deinen Daten, nerven allerdings genauso wie bei Google.
Und genau hier setzt die neue Schweizer Alternative Trooia an: Die Suchmaschine liefert dir Ergebnisse ebenfalls direkt von Google, aber ohne Werbung. Anonym suchen und das ganz ohne Werbung? Klingt zu schön, um war zu sein. Tatsächlich gibt es bei Trooia einen Haken, wenn man so will: Der Dienst ist nicht kostenlos. Wen du mit Trooia anonym suchen möchtest, bezahlst du mindestens fünf Franken. Dafür bekommst du 250 Suchanfragen. Wer gleich ein Abo löst, erhält 20 Prozent Rabatt.
Ich habe von Trooia einen Code erhalten, mit dem ich die anonyme Suchmaschine für 250 Suchanfragen nutzen konnte. So konnte ich mir während rund zwei Monaten ein gutes Bild der Google-Alternative machen. Hier sind die wichtigsten Punkte:
Wie genau sorgt Trooia dafür, dass ich anonym bin?
Trooia schaltet sich zwischen dich und deine Suchanfrage. Tippst du eine Suchanfrage ein, schickt Trooia diese über sogenannte Proxyserver. Damit verschleiert Trooia gegenüber Google die Herkunft der Suchanfrage. So kann Google keine Cookies speichern, die dich über das Web hinweg verfolgen.
Google mag das natürlich nicht und versucht, solche automatisierten Suchanfragen zu verhindern. Dies tut es, indem es Proxyserver sperrt, sobald es diese als Ausgang von automatisierten Suchanfragen identifiziert hat. Passiert das, wechselt Trooia einfach zu einem anderen Proxyserver. Dass diese einmal ausgehen, ist sehr unwahrscheinlich, denn Proxyserver gibt es wie Sand am Meer.
Wie gut sind die Suchresultate?
Das kommt darauf an, was dir bei den Suchergebnissen wichtig ist. Trooia holt sich die Suchresultate direkt von Google, also hast du auch die entsprechende Suchqualität. Allerdings personalisiert Google die Suchergebnisse für alle User.
Google ich also nach «Australien Ferien» erhalte ich zwar ähnliche Ergebnisse, aber eben nicht die gleichen wie du. Womöglich ist der Unterschied nur klein, indem ich die gleichen zehn Ergebnisse in einer anderen Reihenfolge angezeigt bekomme. Es kann aber auch gut sein, dass ich komplett andere Ergebnisse angezeigt bekomme.
Wenn du mit Trooia suchst, fällt diese Personalisierung weg. Das hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist, dass ich teilweise Resultate angezeigt bekomme, die mir Google wohl ansonsten anhand der Personalisierung nicht auf der ersten Seite gelistet hätte.
Die gleiche Suche, einmal mit Trooia, einmal mit Google selbst:
Der grösste Vorteil für mich war aber, dass ich keine lästigen Werbeanzeigen angezeigt bekomme. Das ist anfangs schon fast etwas seltsam, bin ich es mir doch gewohnt, die ersten zwei, drei Resultate standardmässig zu ignorieren, da diese eh nur Anzeigen sind. Vor allem bei der Recherche nach Fachinformationen habe ich Trooia dadurch als sehr angenehm empfunden.
Was ich bei Trooia aber vermisst habe, sind die Newsboxen. Ich bin ein regelrechter Newsjunkie. Klar, ich habe meine Apps, die ich nutze, liebe es aber auch, wenn ich bei der Suche nach einem Thema gleich relevante News angezeigt bekomme, wenn es welche gibt.
Ebenfalls verzichten musst du bei Trooia auf die Infoboxen/Kärtchen, die dir Google beispielsweise bei der Suche nach einem Film anzeigt. Klar, diesen Komfort bezahlst du mit deinen Daten. Hier muss du dich also klar entscheiden: Ist dir Komfort wichtig, dann wirst du mit Trooia nicht glücklich. Geht dir Datenschutz über alles, dann solltest du die paar Franken in Trooia investieren.
Wie weit komme ich mit 250 Suchanfragen?
Anfangs dachte ich ganz ehrlich: «250 Suchanfragen? Das reicht mir doch nicht einmal eine Woche.» Ich suche wirklich viel, was dazu führt, dass ich bei Google immer mal wieder bestätigen muss, dass ich kein Bot bin. Überraschenderweise hat mir mein Trooia-Guthaben aber für fast zwei Monate gehalten. Das lag sicher auch daran, dass ich es nur am Desktop, aber nicht auf meinem Smartphone verwendet habe (was problemlos möglich ist). Hätte ich Trooia auf meinem Handy ebenfalls verwendet, wäre die Laufzeit des Guthabens wohl auf unter einen Monat geschrumpft – behaupte ich jetzt mal.
Aber selbst wenn du mehr als 250 Suchanfragen pro Monat brauchst und damit ein 500er-Abo lösen musst: Zehn Franken für anonymes Suchen mit hochwertigen Resultaten ist ein fairer Preis. Das sind gerade einmal zwei Kaffee pro Monat (im Starbucks eher einer) und so viel sollte dir deine Privatsphäre schon wert sein.
Wie bezahle ich?
Bezahlen kannst du via PayPal oder Kreditkarte. Trooia speichert dabei keine Zahlungsdaten. Du bist also auch hier schön anonym.
Muss ich einen User-Account erstellen?
Nein, bei Trooia gibt es gar keine Registrierungsmöglichkeit. Sobald du bezahlt hast, erhältst du einen Code. Diesen gibst du ein und schon kannst du lossuchen. Nach einiger Zeit kann es sein, dass du den Code erneut eingeben musst. Um das zu verhindern, kannst du dir Trooia einfach mit folgender URL als Startseite oder Favorit speichern:
https://trooia.app/zugangscode/?code=hier-kommt-dein-zugangscode
Mein Fazit zu Trooia
Wer auf Privatsphäre wert legt, kommt aktuell nicht um Trooia herum. Die Suchmaschine «Made in Switzerland» geht im Gegensatz zu Startpage keine Kompromisse ein und verzichtet auch auf Werbung. Das kostet zwar ein paar Franken, allerdings ist der Preis für die Leistung fair. Dafür erhältst du eine wirklich anonyme Suchmaschine, die allerdings mit der Suchqualität von Google aufwarten kann. Im Paket mit Threema und Brave ist das ein guter Anfang, um im Netz etwas weniger Fussabdrücke zu hinterlassen.
Mehr Testberichte: