Von VW hört man in diesen Tagen nicht nur Gutes. Der deutsche Autobauer steckt offensichtlich in der Krise. Ein Grund dafür sind auch die Elektroautos, die bisher nicht den erhofften Erfolg hatten. Für eine Trendwende sollen nun die beiden Vorzeige-Elektroautos ID.7 und ID. 7 Tourer sorgen. Den Elektro-Kombi ID. 7 Tourer durfte ich zwei Wochen lang testen.
In diesem Fahrbericht erfährst du, was ich über die letzten Wochen mit dem ID. 7 Tourer Pro für Erfahrungen sammeln konnte.
Das Testfahrzeug: VW ID. 7 Tourer Pro
Als Testfahrzeug begleitete mich in den letzten zwei Wochen der ID. 7 Tourer Pro in der Ausstattungsvariante UNITED. Der Preis dafür liegt aktuell bei 63500 Franken. Er verfügt über einen 210 kW (286 PS) starken E-Motor an der Hinterachse und eine 77-kWh-Batterie. An Mehrausstattungen kommen das Exterieur und Interieur Plus Paket mit Panoramadach für 2570 bzw. 2160 Franken, eine Wärmepumpe (1060 Franken), eine Anhänge-Vorrichtung anklappbar für 1060 Franken, 20 Zoll Alu Felgen Montreal für 530 Franken und eine Garantieverlängerung auf 4 Jahre bzw. 100000 Kilometer für 1370 Franken dazu. Ergibt im Endeffekt ein Gesamtpreis von 72401 Franken.
Die MEB-Plattform bleibt Programm
Entweder man mag das Design der ID-Elektroautos oder nicht. Ja, auch der ID.7 Pro Tourer hat das unverwechselbare Design erhalten und basiert auf der MEB-Plattform, die bei allen anderen ID-Modellen zum Einsatz kommt. Immerhin hebt sich das Heck mit dem hübschen Lichtbank ein wenig vom ID-Einheitsbrei ab. Ein Kränzchen winden wir der Farbvariante Stonewashed Blue Metallic, die in der Basis inkludiert ist und richtig schön aussieht.
Fast fünf Meter, 4,96 Meter um ganz genau zu sein, ist der VW ID. 7 Pro Tourer lang und 1,86 Meter breit. Damit ist der ID.7 Tourer Pro zwar relativ lang, in der Breite aber recht kompakt. Letzteres hat den Vorteil, dass er etwa in Parkhäusern problemlos in eine Parklücke manövriert werden kann. Der Radstand beträgt 2,97 Meter und ist damit auf dem Niveau ähnlicher Fahrzeuge.
Das Leergewicht wird von VW mit 2195 Kilogramm angegeben. Das liegt in etwa auf dem Niveau vergleichbarer Elektroautos. Ein kleiner Wermutstropfen ist die auf 1000 Kilogramm begrenzte Anhängelast. Ein Familienwohnwagen lässt sich damit nicht ziehen.
Das Interieur überzeugt mit Wertigkeit
In der Vergangenheit wurden die Elektroautos von VW immer wieder kritisiert, weil sie im Innenraum zu wenig Wert auf Wertigkeit legten. Mit dem ID. 7 Pro Tourer hat sich VW die Kritik offensichtlich zu Herzen genommen. Weg von Hartplastik hin zu wertigen Materialien. Das ist Programm. Ja, das Interieur fühlt sich in jeder Hinsicht sehr hochwertig an.
Das kleine Instrumentendisplay ist zwar weiterhin vorhanden, dafür gibt es aber ein grosses Head-Up-Display mit sinnvoller Augmented-Reality-Anzeige (AR). Das für meinen Geschmack zu kleine Instrumendisplay wird dadurch gut kompensiert. Hinzu kommt ein grosses Display über der Mittelkonsole, über das sich alle Funktionen des Fahrzeugs steuern lassen.
In der Vergangenheit habe ich immer wieder mal das Infotainmentsystem von VW kritisiert. Hauptsächlich war das System im Alltag einfach zu träge und gönnte sich immer wieder mal (kurze) Denkpausen. Beim ID. 7 Pro Tourer sind die Denkpausen (endlich!) passé! Das System reagiert schon fast reaktionsfreudig auf Touch-Eingaben, kein Vergleich zu früheren Erlebnissen mit Infotainmentsystemen aus dem Hause VW. Abstürze oder Software-Fehler sind mir im Zeitraum nicht aufgefallen. Zu überzeugen wusste auch der integrierte Sprachassisstent IDA. Und wer dann doch keine Lust auf das Infotainmentsystem von VW hat, kann bei Bedarf auf Apple CarPlay oder Android Auto ausweichen - kabellos, versteht sich.
Am Multifunktionslenkrad sind die gewohnten Funktionen vorhanden. Auch beim ID. 7 Pro Tourer setzt VW auf touchsensitive Bedienelemente. Immerhin sind sie nun beleuchtet und können somit auch bei Nacht relativ gut bedient werden. Apropops touchsensitive Bedienelemente: Unterhalb des grossen Zentraldisplays gibt es entsprechende Bedienelemente für die Lautstärkeregelung und für die Lüftung.
Nicht unerwähnt soll das optional erhältliche Panoramadach bleiben, das VW als "Smart Glas" vermarktet. Das elektrochome Glas lässt sich über ein Touch-Bedienelement oder über den Sprachassistenten IDA abdunkeln oder transparent erscheinen lassen. Das hat bei Beifahrer:innen immer wieder mal für einen Wow-Effekt gesorgt. Schade nur, dass sich das Panoramadach nicht öffnen lässt, um ein wenig "Cabrio-Feeling" aufkommen zu lassen.
Hervorragendes Platzangebot für alle Fahrgäste
Das Platzangebot im ID. 7 Tourer Pro ist feudal. Egal, ob man als Fahrer, Beifahrer oder im Fond mitfährt. Die Bein- und Kopffreiheit ist vorbildlich und stellt auch für grössere Menschen kein Problem dar. Das kann ich mit gutem Gewissen sagen, denn ich bin fast 1,90 m gross. Ein Vorteil dabei ist sicher auch, dass VW auf eine wuchtige Mittelkonsole verzichtet. Das Resultat: Viel Platz für die Beine.
Ein besonderes Lob verdient VW für die Premium-Sitze für Fahrer und Beifahrer. Sie bieten viel Platz, sind äusserst bequem und bieten dennoch genügend Halt, wenn es mal etwas schneller um die Kurve gehen soll. Je nach Ausstattungsvariante kommen bei den vorderen Sitzen eine Sitzheizung und -kühlung, sowie eine Massagefunktion dazu. Letztere habe ich und besonders auch meine Tochter als sehr angenehm empfunden. Im Fond gibt es immerhin noch eine Sitzheizung, damit im Winter auch ja niemand frieren muss. Auch können auf der Rückbank dank zwei USB-C-Anschlüssen externe Geräte aufgeladen werden.
Kofferraum bietet viel Platz, sehr viel Platz
Ein kleiner Segen für die Familie ist der Kofferraum. Er fasst bis zu 605 Liter und bietet damit mehr als genug Stauraum - auch für eine dreiköpfige Familie mit Hund. Bei umgeklappter Rücksitzlehne erhöht sich das Volumen gar auf bis zu 1714 Liter. Der ID.7 Pro Tourer verfügt über einen weiteren kleinen Stauraum unter dem Ladeboden im Kofferraum. Hier findet zum Beispiel das Ladekabel seinen Platz. Ein Frunk unter der Motorhaube gibt es hingegen nicht.
So fährt sich der VW ID. 7 Tourer Pro
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Leistung des Elektromotors. Gefahren bin ich die Variante mit Heckantrieb und einer Leistung von 210 kW (286 PS) und 545 Nm Drehmoment. Damit beschleunigt sich der über zwei Tonnen schwere Elektro-Kombi in 6,6 Sekunden auf 100 km/h. Die Spitzengeschwindigkeit ist bei 180 km/h erreicht. Du magst eine sportliche Fahrweise? Optional gibt es adaptive Dämpfer (DCC) und eine sportliche Progressivlenkung.
Der VW ID. 7 Tourer Pro verfügt über drei vordefinierte Fahrmodi: Eco, Comfort und Sport. Hinzu kommt ein individueller Fahrmodus, der an den eigenen Geschmack angepasst werden kann. In der Regel reicht der Comfort-Modus völlig aus, denn auch damit ist man im Verkehr flott unterwegs. Wer die volle Leistung spüren möchte und eine etwas straffere Lenkung wünscht, wählt den Sport-Fahrmodus, der jedoch einen etwas erhöhten Verbrauch zur Folge hat. Ganz so brachial ist die Leistung auch damit nicht, da gibt es andere Kandidaten, wie etwa der MG4 Power, der aber über deutlich mehr Leistung verfügt und sich in einem anderen Segment einordnet.
Der VW ID.7 Tourer Pro fährt sich sehr ruhig und lässt kaum Aussengeräusche in den Innenraum dringen. Gefallen hat mir die insgesamt sehr straffe Lenkung und das optimal aufeinander abgestimmte Fahrwerk. Damit lässt sich das Fahrzeug auch auf kurvenreichen Strassen nicht so schnell aus der Ruhe bringen und ermöglicht eine gut ausbalancierte Fahrweise. Bei entsprechender Beschleunigung und kräftigem Einlenken kann das Heck aber schon mal etwas ausbrechen.
Wie alle Elektroautos kann auch der VW ID. 7 Tourer Pro dank Rekuperation Energie dazu gewinnen und sorgt damit für eine höhere Reichweite. Die Intensität der Rekuperation lässt sich allerdings nur bedingt einstellen. Im normalen Fahrmodus rekuperiert das Fahrzeug beispielsweise bei Talabfahren oder Bremsvorgängen. Die Rekuperation ist jedoch nicht sehr stark, wenn der Fuss vom Gaspedal gehoben wird. Anders sieht es im Fahrmodus "B" aus, was laut VW für Break bzw. Bremsen steht. In diesem Modus rekuperiert das Fahrzeug viel stärker beim abbremsen und gewinnt insbesondere bei Talabfahrten mehr Energie.
Obwohl wir es beim ID. 7 Tourer Pro mit einem knapp fünf Meter langen Fahrzeug zu tun haben, überzeugt die Wendigkeit. Ein Bekannter fährt normalerweise ein Tesla Model Y und war sehr überrascht, wie gut sich das Auto wenden lässt. Der Wendekreis beträgt übrigens knapp 11 Meter, was ein ausgezeichnter Wert für ein Auto dieser Länge darstellt.
Bis zu 600 Kilometer Reichweite? Nicht ganz
Der VW ID. 7 Tourer Pro ist mit einer 77-kWh-Batterie (Netto) ausgestattet. Laut Volkswagen ist damit eine Reichweite von bis zu 600 Kilometern nach WLTP-Richtwert möglich. Im Test konnte ich diese Reichweite nicht annährend erreichen. Allerdings muss gesagt werden, dass ich den VW ID.7 Tourer unter winterlichen Bedingungen gefahren bin. Temperaturen unter 0 Grad waren an der Tagesordnung. Der Verbrauch im Stadtverkehr lag bei knapp 20 kWh auf 100 Kilometer. Auf der Autobahn stieg der Wert auf 25 kWh pro 100 Kilometer. Im Endeffekt zeigte mir der Bordcomputer bei einem Ladestand von 100% eine Reichweite von knapp über 400 Kilometern an. Angesichts der frostigen Temperaturen eine ordentliche Reichweite für ein Elektroauto.
Wie sieht es mit der Ladegeschwindigkeit aus? An einer Wallbox lädt der ID. 7 Tourer Pro mit maximal 11 kW. Leider bietet VW keine Option auf 22 kW an. An einem Schnelllader sind bis zu 175 Watt unter optimalen Bedingungen möglich. Diese Leistung konnte ich im Test nie erreichen, auch nicht mit vorkonditionierter Batterie. Die Spitze lag bei unterschiedlichen Ladeanbietern (IONITY, Fastned und Migros M-Charge) jeweils bei knapp über 100 kW, fiel dann ab einem Ladestand von ca. 60 Prozent auf 75 kW zurück.
Das Testfazit zum VW ID. 7 Tourer Pro
Der ID. 7 Tourer ist aktuell das Vorzeige-Elektroauto von VW. Im Test enttäuschte der Elektro-Kombi dann auch nicht. Das Fahrverhalten ist gut ausbalanciert, bietet aber dennoch bei Bedarf genügend Leistung für eine flotte Fahrweise. Sehr positiv sind mir die Wertigkeit der Materialien im Innenraum, die sehr bequemen Sitze und das endlich flüssig zu bedienende Infotainmentsystem aufgefallen. Für Familien ist das Platzangebot ein wichtiges Kriterium. Auch hier gibt es nichts zu meckern. Der Kofferraum bietet reichlich Stauraum, wenn auch etwas weniger als beim VW Passat, und auch im Fond sitzt man mit ausgezeichneter Bein- und Kopffreiheit.
Einziger Wermutstropfen ist die etwas enttäuschende Ladeleistung. Trotz vorkonditionierter Batterie erreichte ich an keiner Ladestation die maximal möglichen 175 kW. Mehr als etwas über 100 kW wollte der ID. 7 partout nicht laden. Keine Ahnung, woran das lag. Vielleicht waren es doch die winterlichen Temperaturen, die eine höhere Ladeleistung verhinderten?
Kurzum: Mehr davon! Mit dem ID.7 Tourer Pro zeigt VW, dass sie doch in der Lage sind, gute Elektroautos zu bauen. Es bleibt zu hoffen, dass VW auf dem ID.7 (Tourer) aufbaut und die gewonnenen Erkenntnisse auch für zukünftige Elektroautos nutzt. Wenn das gelingt, gepaart mit einer besseren Ladeleistung und einem etwas günstigeren Preis, dann rechne ich fest damit, dass VW den Weg aus der Krise finden wird.