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Was taugt der Kinomodus des iPhone 13 wirklich? Wir haben es ausprobiert

Am 14. September hatte Apple der Welt die neue iPhone-Serie vorgestellt. Im Mittelpunkt stand dabei auch der neue Kinomodus. Mit diesem sollen Aufnahmen gelingen, die an Kinofilme erinnern. Der Kinomodus macht den Hintergrund deiner Videos unscharf, damit es aussieht, als hättest du dafür eine Kamera mit viel grösserem Sensor verwendet. Also wie der Porträtmodus – aber für Video. Meine Erwartungen waren ehrlich gesagt nicht besonders hoch, aber nach ersten Tests mit dem iPhone 13 Mini muss ich zugeben: Der Kinomodus macht wirklich Spass. 

iPhone 13: Was taugt der Kinomodus wirklich?
Stillframe – Das Bokeh wirkt natürlich. | Bild: vybe

Der Effekt ist glaubwürdig

Jedenfalls, wenn man nicht zu genau hinschaut. Licht, das durch Blätter fällt, wird im Hintergrund zu kleinen «Bokeh Balls» und nicht einfach zu einem weichgezeichneten etwas. Meistens erkennt das iPhone 13 Mini, was weiter weg ist und macht diese Sachen etwas unschärfer als Objekte im Mittelgrund – soweit so gut. Das Problem ist, dass das iPhone nicht immer zuverlässig maskiert. Bei Menschen funktionieren es mehrheitlich gut, nur bei Haaren und Ohren hat der Modus zwischendurch etwas Mühe. Objekte sind da schon etwas unberechenbarer und bei Netzen oder Glas hat die KI des Kinomodus keine Chance mehr. Was mir auch aufgefallen ist, ist ein leichter Schein um Personen oder Gesichter, wenn ich eine Blende von f/4 oder grösser eingestellt habe. Es hilft definitiv f/5.6 oder kleiner einzustellen. Das macht zwar den Hintergrund weniger unscharf, der Effekt ist aber trotzdem noch da, aber mit weniger Artefakten und lenkt so schlussendlich nicht so ab.

Apple iPhone: Cinematic Mode im Test.
Stillframe – Bei den Lampengläsern hat das iphone etwas Mühe – Bild: vybe

Fokus im Nachhinein verändern

Wenn das iPhone mal daneben liegt und am falschen Ort fokussiert, kann dies im Nachhinein verändert werden. Zusätzlich kann auch die «Blende» verstellt werden, also wie stark der Hintergrund unscharf sein soll. Dies geht aktuell auf iMovie (iOS) und in der Fotos-App. Auf dem iPhone 13 Mini war das aufgrund des kleinen Displays etwas umständlich, funktioniert aber grundsätzlich gut. So kannst du einfach im Kinomodus filmen, ohne dir Gedanken über den Fokus zu machen und dann im Nachhinein alles genau so bearbeiten wie du willst. Dank des Updates von Final Cut Pro auf Version 10.6 kann das Programm nun das Depth Map der iPhone-Aufnahme ebenfalls lesen. So kann man den Fokus nun sogar in Final Cut Pro verändern. Bei iMovie für macOS ist das ebenfalls bald möglich – die Funktion ist ab dem 25. Oktober verfügbar, wenn man auf macOS Monterey aktualisiert.

iPhone 13 Mini: Was kann der Kinomodus alles machen?
Fokus verstellen mit Keyframes – aber das mini ist mir etwas zu klein 🙂

Vorerst nur FullHD

Der Kinomodus hat keine Einstellmöglichkeiten was Auflösung und Frameraten betrifft. Es gibt FullHD der Hauptkamera mit 29.97 Bilden pro Sekunde. 1080p ist für den Moment okay. Die Maskierung ist noch nicht so gut, dass das in 4K nicht auffallen würde. Aber keine Einstellmöglichkeiten bedeutet auch kein Slow Motion und keine Weitwinkelaufnahmen. Das ist dann vermutlich ein Feature fürs iPhone 14.

iPhone 13 Mini: Der Kinomodus im Test.
Stillframe – Personen erkennt das iPhone gut, aber für das beste Ergebnis sollte man sich vorher die Haare kämmen. | Bild: vybe

24/25 fps wären cool gewesen

Kinofilme laufen grundsätzlich mit 24 fps (Bildern pro Sekunde), Fernsehprogramme fast überall mit 25. Nur ein paar wenige Länder wie die USA, Bolivien und Guam verwenden 30 beziehungsweise 29.97 fps als Fernsehstandard. Als US-Unternehmen gibt uns Apple aktuell nur die Möglichkeit mit 29.97 fps zu filmen. Das ist für den Upload auf YouTube und Social Media egal, aber irgendwie doch eine komische Wahl für den Kinomodus. Es wäre wünschenswert, wenn Apple das durch ein Softwareupdate ergänzen könnte. Allerdings hat Apple bis 2020 (iOS 14.3) gewartet, um in der Kamera-App Aufnahmen mit 25 fps zu ermöglichen – von daher haben unsere europäischen Videostandards vermutlich keine Priorität.

iPhone 13: Wie gut ist der Kinomodus?
Stillframe – Bild: vybe

Wie viel verbessert Apple den Kinomodus noch?

Als mit dem iPhone 7 Plus der Porträtmodus eingeführt wurde, war dieser noch eine Zeit lang in der Betaphase. Der Kinomodus fühlt sich aktuell ähnlich an –  die ganze Funktionalität ist da, hin und wieder ist der Effekt auch richtig gut, aber er ist einfach noch nicht wirklich einwandfrei. Die Frage ist also, wie stark Apple die aktuelle Generation noch verbessert, denn aus ihrer Sicht ist der Kinomodus kein Betaprodukt mehr.

Apple iPhone 13: Test des Kinomodus.
Stillframe – solche Sachen fallen dem Algorithmus schwer. (Die roten Linien wären korrekterweise noch im Fokus). | Bild: vybe

Fazit zum Kinomodus

Aktuell ist der Kinomodus eine interessante Spielerei. Dem seltsamen Effekt für unscharfen Hintergrund in Programmen wie Zoom oder Microsoft Teams ist er weit überlegen. Als Ersatz für Filmkameras ist er natürlich noch nicht gut genug. Für kurze Ferienvideos und Social Media ist er aber ein cooles Feature und Videos, die mit dem Kinomodus gedreht wurden, heben sich tatsächlich etwas von anderen Aufnahmen ab.

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Über Jan Janutin

Videoenthusiast, Film- und Serienkenner und niemals etwas Süssem abgeneigt. In Sachen Videotechnik experimentiere ich gerne und befasse mich mit objektiven aus den 80ern genauso gerne wie mit neuster Kameratechnik, die noch kaum jemand kennt.

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