«Avatar 2» ist einer der Filme, auf die ich im Jahr 2022 am meisten gespannt bin. Nicht, weil ich mich riesig auf den Film freue, sondern, weil ich nur schwer abschätzen kann, ob der Film ein finanzieller Erfolg wird. Er dürfte aber sicher nur schon einiges einspielen, weil die Leute «Avatar 2» schauen werden, um zu sehen, wie die Fortsetzung geworden ist.
Um aber in die schwarzen Zahlen zu gelangen, muss die Fortsetzung ähnlich erfolgreich werden, wie der erste Teil. Das sagt zumindest Regisseur James Cameron. Laut Variety soll Cameron seinen eigenen Film gegenüber Manager:innen von Disney sogar als «schlechtestes Geschäftsszenario der Filmgeschichte» bezeichnet haben.
Unter zwei Milliarden macht der Film laut Cameron Verlust
Laut dem Regisseur müsse der Film mindestens auf Platz 3 oder 4 der umsatzstärksten Filme der Geschichte landen, um in die schwarzen Zahlen zu kommen. Die Top 5 der finanziell erfolgreichsten Filme sieht aktuell so aus (in absteigender Reihenfolge):
- «Avengers: Infinity War»: 2’048’359 Dollar
- «Star Wars: Episode VII»: 2’069’521 Dollar
- «Titanic»: 2’201’647 Dollar
- «Avengers: Endgame»: 2’797’501 Dollar
- «Avatar»: 2’922’917 Dollar
Laut dieser Liste müsste «Avatar 2» also mindestens vor «Star Wars: Episode VII» landen und dafür zwei Milliarden Dollar einspielen. Selbst für die Fortsetzung des erfolgreichsten Films der Geschichte dürfte das eine Herausforderung werden. «Avatar» hatte 2009 unter anderem den Vorteil, dass 3D noch so neu war, dass viele den Film mehrmals geschaut haben. Ob das bei «Avatar 2» auch der Fall sein wird, ist zu bezweifeln. Seit dem ersten Teil konnten sich 3D-Filme nicht etablieren und die Magie dieses Effekts ist verschwunden.
Auch auf die faszinierend fremde Welt von Pandora kann der Film nicht mehr setzen. Klar, im zweiten Teil präsentiert uns Cameron zwar einen anderen Teil von Pandora, allerdings dürfte es schwierig werden, die Leute erneut so sehr zu faszinieren, wie noch bei Teil 1.
«Avatar 2» ist richtig teuer
Darüber, weshalb «Avatar 2» so viel einspielen muss, um profitabel zu werden, kann nur spekuliert werden. Zwar ist das Budget mit geschätzten 250 Millionen hoch, aber auch nicht viel höher als vergleichbare Blockbuster. Vielleicht liegt das Budget aber auch um einiges höher als gedacht. Auf die Frage des GQ Magazine, wie teuer der Film gewesen sei, antwortete Cameron in etwa: «scheisse teuer».
Zu den hohen Produktionskosten, der Film war mehr als zehn Jahre in der Entwicklung, gesellen sich noch weitere Kosten. Zum einen ist da das Marketing. Eine Faustregel besagt, dass die Kosten für dieses bei Blockbustern mindestens genauso hoch seien wie das Budget. Damit wären wir also schon bei geschätzten 500 Millionen. Da rund die Hälfte des Kinoumsatzes an die Kinos geht, müsste Avatar nur schon eine Milliarde einspielen, um diese 500 Millionen wieder drin zuhaben.
Damit sind wir aber noch nicht bei zwei Milliarden angelangt. «Avatar» stammt aber aus einer Zeit, in der es in Hollywood ganz normal war, seinen Filmstars Umsatzbeteiligungen am Film anzubieten. Matt Damon selbst sagte in einem Interview, dass Cameron ihm zehn Prozent des Umsatzes von «Avatar» angeboten hatte, wenn er die Hauptrolle übernehme. Des Umsatzes, nicht des Gewinns.
Damons Ersatz, Sam Worthington, dürfte zwar lange nicht so einen guten Deal erhalten haben, günstig ist er aber sicher auch nicht – zumal die Saläre der Darsteller:innen bei Fortsetzungen oft steigen. An Stars wie Zoe Saldana, Sigourney Weaver, Michelle Rodriguez oder Giovanni Ribisi dürfte Disney ein hübsches Sümmchen von «Avatar 2» abtreten müssen.
«Avatar 2» ist vor allem ausserhalb des Kinos wertvoll
Für Disney könnte sich der Film aber dennoch lohnen, selbst, wenn er die zwei Milliarden nicht erreichen sollte. Das Unternehmen hatte bereits 2017 einen eigenen Themenbereich für Avatar in seinem Disney World Resort in Florida eröffnet. Der neue Film dürfte wieder ordentlich Publikum in den Park strömen lassen, um die Welt von Pandora «in der Realität» zu sehen.
Auch anderen Geschäftsfeldern von Disney dürfte «Avatar 2» zugutekommen. Der Streaming-Dienst Disney+ ist dabei noch der offensichtlichste Geldbringer. Spätestens, wenn die Fortsetzung ankommt, wird die eine oder andere Person, die nicht im Kino gewesen ist, sich ein Abo lösen, um den Film doch noch zu schauen. Und natürlich hat Disney noch viele weitere Möglichkeiten, um ein mögliches Defizit von «Avatar 2» schrumpfen zu lassen. Themenkreuzfahrten, Musicals und Videospiele sind nur drei Möglichkeiten, wie sich das Franchise weiter monetarisieren lässt. Und die guten alten Merchandising-Lizenzen werden sicher auch ihren Teil zum Umsatz beitragen.
In diesem Kontext ist «Avatar 2» dann vielleicht doch nicht mehr das schlechteste Geschäftsszenario der Filmgeschichte.
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