Ich liebe mein YouTube-Premium-Abo. Ich möchte es nicht mehr hergeben. Und genau das weiss wohl auch Google und nutzt dies schamlos aus. Dazu beitragen dürfte auch der Fakt, dass YouTube mittlerweile die weltweit beliebteste Streaming-Plattform ist. Da kann selbst Netflix nicht mithalten.
Nun erhöht YouTube die Abopreise. Als ich die Ankündigung erstmals gehört habe, war ich nicht sonderlich überrascht. Was mich dann aber kurz die Sprache verschlagen hat, ist, wie viel mehr ich nun für mein Familienabo bezahlen muss: ganze zehn Franken mehr will YouTube nun von mir. Damit kostet es nun 33.90 Franken. Das ist mehr als das teuerste Abo bei Netflix.
Fast schon schwindelerregend teuer wird es, wenn du dein YouTube-Familien-Abo über ein Apple-Gerät abgeschlossen hast: Dort erhöht sich der Preis auf 43.90 Franken – weil natürlich auch Apple seinen Anteil möchte. Für diesen Preis könntest du auch das teuerste Abo von Netflix und Disney+ abschliessen.
Google nutzt die Vorherrschaft von YouTube aus
Nun darf ich also wieder zu meiner Familie und ihnen mitteilen, dass sie mir bald mehr Geld überweisen müssen – was mich an sich schon nervt. Richtig frech finde ich aber, dass YouTube seine (in meinen Augen) Quasi-Monopolstellung ausnutzt. Ja, TikTok, Instagram oder Snapchat sind eine gewisse Konkurrenz, aber nur auf dem Smartphone. Wo YouTube praktisch unantastbar ist, ist auf dem Fernseher. Dort hat es mittlerweile vor allem bei Jungen das lineare TV ersetzt.
Auch ich schaue auf dem Fernseher fast ausschliesslich YouTube, wenn ich nicht gerade auf Netflix oder Disney+ eine Serie gucke. TikTok, Instagram und Snapchat haben auf diesen Endgeräten nichts zu melden. Zumindest versucht TikTok jetzt auch in diesen Bereich vorzudringen, bis das aber eine wirkliche Konkurrenz ist, dürfte es noch eine Weile gehen.
Werbung wird immer unerträglicher
Bis dahin kann YouTube seine Stellung also mehr oder weniger schamlos ausnutzen. Und wir müssen uns entscheiden: Bezahlen wir die massive Preiserhöhung oder lassen wir uns von unerträglich viel Werbung malträtieren?
Denn unerträglich ist die Werbung auf YouTube mittlerweile tatsächlich. Teilweise kann man einen zehnminütigen Clip nicht schauen, ohne mindestens alle zwei Minuten eine Werbeunterbrechung schauen zu müssen. Nicht eingerechnet die Werbung am Anfang und die In-Video-Werbung der Content Creator.
Wer versucht, die Werbung mit Werbeblockern zu umgehen, hat auch immer mehr Probleme, denn YouTube unterbindet das immer strikter. Und auch beim Thema VPN, das für Google bisher keine Rolle zu spielen schien, ist man nun strikt: Wer ein günstiges Abo im Ausland abgeschlossen hat, wird schon seit einigen Wochen dazu aufgefordert, ein teureres Schweizer Abo abzuschliessen.
YouTube Music ist kein Bonus
Natürlich wird Google damit argumentieren, dass man im Abo auch YouTube Music dabei hat. Das wäre tatsächlich ein Mehrwert, wenn YouTube Music auch wirklich gut wäre. Noch immer ist es beispielsweise nicht möglich, den Hörfortschritt über mehrere Geräte zu synchronisieren. Wenn Spotify das seit Jahren hinbekommt, warum ein Software-Gigant wie Google nicht?
Und auch die Nutzeroberfläche ist einfach noch nicht auf dem Level von Spotify. Es wirkt manchmal noch immer wie ein wildes Durcheinander. Sucht man etwas, hat man manchmal richtig gute Resultate und dann wieder irgendwelche Audios, die aus YouTube-Videos gezogen wurden und zu nichts taugen.
Und vor allem: Wo sind die Podcasts? Ja, man findet sie, wenn man sucht, aber warum gibt es da noch immer keinen Reiter auf der Startseite dazu? Zumal es ja bei den Suchresultaten eine Filteroption für Podcasts gibt.
Für mich ist YouTube Music momentan so ein unausgereiftes Angebot, bei dem sich Google einfach keine Mühe zu geben scheint. Stattdessen wirkt es so, als würde es vor allem dazu dienen, die immer höheren Preise der Premium-Abos zu rechtfertigen.
Übrigens: Falls du kein Familienabo gelöst hast, kommst du etwas glimpflicher davon. Beim Einzelabo erhöht sich der Preis von 15.90 Franken auf 17.90 Franken.