Nachdem Xiaomi am Dienstag beim Mega Launch bereits etliche Smartphones der Mi-11-Reihe gezeigt hat, ging es am Mittwoch weiter. Für den zweiten Teil der Präsentation hatten sich die Chinesen das wirkliche Highlight aufgespart: das Mi Mix Fold. Bereits im Vorfeld gab es diverse Gerüchte und Leaks, sodass das faltbare Smartphone nicht wirklich eine Überraschung war. Damit greift Xiaomi nach Samsung und Huawei nun als dritter grosser Hersteller in das Wettrennen um die Foldable-Vorherrschaft ein.
Vieles erinnert an die Konkurrenz
Rein optisch grenzt sich das Mi Mix Fold nicht drastisch von den Versionen von Samsung und Huawei ab. Auch beim Mi Mix Fold gibt es ein grosses Display mit wenig Rand auf der Innenseite, während das Display aussen ungewohnt schmal ist.
Die Unterschiede sieht man dann erst im Detail. So hat Xiaomi beispielsweise auf der Innenseite auf eine Selfie-Kamera verzichtet, was in meinen Augen eine sinnvolle Entscheidung ist. Wer Selfies knipsen will, hat dafür den äusseren Bildschirm, was völlig ausreichend ist. Bei der Displaytechnologie setzt Xiaomi auf AMOLED. Innen gibt es eine scharfe WQHD+-Auflösung und 60 Hertz Bildwiederholungsrate. Damit hinkt das Mi Mix Fold dem Galaxy Fold 2 hinterher, dass die doppelte Wiederholungsrate bietet. Vermutlich hat Xiaomi hier aus Stromspargründen auf 120 Hertz verzichtet.
Auch die Helligkeit von 600 Nits ist kein Meilenstein, aber okay. Bei starker Sonneneinstrahlung dürfte man aber mit Spiegelungen zu kämpfen haben. Das ist umso verwunderlicher, da Xiaomi ihr Foldable klar als Unterhaltungs- und Arbeitsgerät positioniert und da ein gut lesbares Display wünschenswert wäre. Den Unterhaltungsfaktor unterstreicht Xiaomi, indem das Mi Mix Fold vier Lautsprecher hat und Dolby Vision unterstützt. Damit möchte man ganz klar die Streaming-Zielgruppe ansprechen. Dennoch kann man auch hier nicht darüber hinwegtäuschen, dass am Ende nicht der ganze Bildschirm für Videos genutzt werden kann: Im Vollbildmodus bleiben oben und unten noch immer je ein dicker, schwarzer Balken.
Dem Anspruch als Arbeitsgerät wird Xiaomi gerecht, in dem das Unternehmen einen Desktopmodus integriert hat. Damit kann man das Mi Mix Fold in der Theorie als Desktopersatz nutzen, denn so lassen sich ein Startmenü und Fenster verwenden.
Selbstverständlich kann man das Fold aber auch ganz normal im Tabletmodus nutzen. Wer das Gerät zusammenklappt, hat einen schmalen Bildschirm mit 2520 x 840 Pixeln Auflösung vor sich. Die Bildwiederholungsrate hat Xiaomi hier auf immerhin 90 Hertz hochgeschraubt.
Erste flüssige Linse der Welt
Wie bereits im Vorfeld vermutet, hat Xiaomi beim Mi Mix Fold eine sogenannte Flüssiglinse verbaut. Damit ist Xiaomi das erste Unternehmen, das eine solche in einem Serienmodell verbaut. Letztes Jahr hatte es noch den Anschein gemacht, dass Huawei als Erstes ein Smartphone mit solch einer Linse präsentieren würde. Auf die genauen Vorteile einer solchen Linse ging Xiaomi bei der Präsentation nicht ein. Bekannt ist aber, dass solch eine Bauweise verschiedene Kameramodi mit nur einer Kamera ermöglicht. So kann man zwischen Tele und Makor hin- und herwechseln, ohne separate Kameras verbauen zu müssen. Beim Mi Mix Fold ist die Liquid Lens vor der 108-Megapixel-Telelinse zu finden. Hier muss Xiaomi bezüglich Informationen definitiv noch nachbessern.
Nebst der 108 Megapixel Telelinse gibt es noch einen Ultraweitwinkel mit 13 Megapixeln und einen Makromodus mit 8 Megapixeln. Gezoomt wird bis zu 30 Mal, allerdings nur digital. Wer Wert auf optischen Zoom liegt, muss sich mit einer dreifachen Vergrösserung zufriedengeben.
Eigener Bildprozessor und grosser Akku
Ebenfalls bestätigt haben sich die Gerüchte, wonach Xiaomi an einem eigenen Bildprozessor arbeiten würde. Dieser nennt sich Surge C1 und soll gegenüber demjenigen, der im Snapdragon 888 integriert ist, einige Vorteile bringen. Das klingt einleuchtend, immerhin kann Xiaomi den ISP so perfekt auf sein Kamerasystem, respektive die Software abstimmen. Etwas überraschend ist, dass die Chinesen den Surge C1 nicht schon im Mi 11 Ultra verbaut haben. Es könnte gut sein, dass man hier noch nicht die Stückzahlen produzieren kann, die für die Stückzahlen des Mi 11 Ultra nötig wären.
Beim Akku hat Xiaomi ganze 5020 mAh verbaut. Das klingt jetzt nicht nach viel, immerhin haben viele Flaggschiffe ähnlich grosse Akkus. Im Bereich der Foldables ist das allerdings ein Spitzenwert, den Huawei und Samsung erst einmal toppen müssen. Geladen wird mit bis zu 67 Watt, allerdings nur mit Kabel, kabelloses Laden unterstützt das Mi Mix Fold leider nicht. Damit hat das Gerät gegenüber dem Galaxy Fold 2 auch hier das Nachsehen.
Preis und Verfügbarkeit
Eine Kampfansage ist dafür der Preis des Xiaomi Mi Mix Fold. Während sich die Modelle von Samsung und Huawei nahe der 2000-Frankengrenze tummeln, ist das Mi Mix Fold fast schon ein Schnäppchen – zumindest in China. Dort soll das Einstiegsmodell mit Snapdragon 888, 12 GB RAM und 256 GB Speicher umgerechnet rund 1433 Franken kosten.
Ebenfalls gibt es noch eine Special Edition, die mit 16 GB RAM und einem Keramikgehäuse punkten möchte. Auch diese ist mit umgerechnet 1863 Franken noch immer etwas günstiger als die Konkurrenz. Ob die Geräte auch in Europa, respektive der Schweiz offiziell erhältlich sein werden, ist aktuell noch unklar.