Mit dem Poco X5 und Poco X5 Pro stellte die Xiaomi-Tochtermarke vor wenigen Wochen zwei neue Mittelklasse-Smartphones vor, die inzwischen auch in der Schweiz erhältlich sind. Sie sollen mit einer besonders guten Ausstattung zu verlockend günstigen Preisen überzeugen können. Ob das tatsächlich gelingt? Ich habe die beiden Poco-Modelle in den letzten Wochen unter die Lupe genommen und für euch getestet.
Aussehen und Verarbeitung
Was bei beiden Modellen sofort auffällt, ist das gemessen an der Grösse eher leichte Gewicht von 187 (X5) bzw. 181 Gramm (X5 Pro). Warum die Smartphones so leicht sind? Nun, Poco setzt sowohl auf einen Rahmen, als auch auf eine Rückseite komplett aus Kunststoff (statt auf Glas). Damit kann Poco natürlich ein paar Gramm einsparen. Die Rückseite beim Pro-Modell ist dank seiner matten Rückseite ziemlich resistent gegenüber Fingerabdrücken und Kratzern. Dasselbe gilt übrigens auch für das Poco X5.
Während das Pro-Modell auf ein kantiges, gradliniges Design setzt, kommt das Poco X5 mit auf der Rückseite abgerundeten Seiten daher. Dadurch liegt es etwas besser in der Hand als das teurere Modell. Durch den Kamerabuckel, der bei beiden Geräten ein paar Millimeter aus dem Gehäuse herausragt, liegen sie auf dem Tisch nicht flach auf. Dieser Umstand lässt sich mittels einer Schutzhülle, die sogar im Lieferumfang enthalten ist, schnell und problemlos ausmerzen.
Die Vorderseite des X5 und X5 Pro wird durch das grosse 6,67 Zoll Display dominiert. Beim Poco X5 ist das Kinn am unteren Rand deutlich dicker als beim Pro-Modell, was im direkt Vergleich sofort auffällt. Ein weiterer Punkt, worin sich die Modelle unterscheiden, ist, dass nur das Pro-Modell das etwas kratz- und bruchsicherere Gorilla Glas 5 zum Schutz des Displays verbaut hat. Beim Poco X5 muss man sich mit Gorilla Glas 3 zufrieden geben. Standard in der Mittelklasse ist die IP53-Zertifizierung gegen das Eindringen von Wasser und Staub.
Ja, es gibt sie noch, die 3,5mm Klinke
Die Lautstärke-Wippe und der Power-Button sind bei beiden Modellen auf der rechten Seite verbaut. Die Kunststoff-Tasten weisen insgesamt einen zufriedenstellenden Druckpunkt auf. Für einen Farbtupfer sorgt der Power-Button in der Farbe der Rückseite. Ausserdem fungiert der Power-Button als Fingerabdrucksensor. Im Test hat sich diese Variante als akkurat und schnell erwiesen. Alternativ unterstützen beide Smartphones auch die Gesichtsentsperrung mittels Frontkamera.
Was ich bei Smartphones schon etwas länger nicht mehr gesehen habe, ist der 3,5mm Klinkenanschluss und der IR-Blaster. Damit lassen sich Infrarot-Geräte, wie beispielsweise ein Fernseher, über das Smartphone bedienen. Stereo-Sound gibt es lediglich beim Pro-Modell. Beim X5 muss man sich also mit einem einzelnen Lautsprecher zufrieden geben. Sound-technisch würde ich beide Modelle als nicht besonders bezeichnen.
Display
Auf den ersten Blick gibt es bei beiden Geräte beim AMOLED-Display keine Unterschiede. Beide bieten eine Diagonale von 6,67 Zoll, lösen mit FullHD+ (2400 x 1080 Pixel) auf und bieten eine maximale Bildwiederholrate von 120 Hertz (nicht adaptiv). Mit diesen Spezifikationen müssen sich beide Modelle auch nicht vor der teureren Konkurrenz verstecken.
Beide AMOLED-Displays überzeugen mit einer kräftigen Farbwiedergabe, sehr guten Schwarzwerten und einer hohen Blickwinkelstabilität. Es sind Merkmale, die typisch für AMOLED-Panels sind. Wer möchte, kann über die Systemeinstellungen die Farbwiedergabe den eigenen Wünschen anpassen. Mir persönlich sagt die voreingestellte Konfiguration zu.
Einen wesentlichen Unterscheid gibt es bei den Pocos dann doch noch: Die Helligkeit. Das reguläre Poco X5 schafft laut Datenblatt eine maximale Helligkeit von 1200 nits, beim Pro-Modell sind maximal 500 Nits möglich. Das ist interessant, denn das teurere Modell bietet demnach eine weniger hohe Helligkeit, was sich vor allem unter direkter Sonneneinstrahlung im Freien negativ auswirken kann. Im Alltag konnte ich den Unterschied nicht reproduzieren. Im Gegenteil: Rein subjektiv beurteilt, liefert das Pro-Modell im Freien sogar eine etwas höhere Helligkeit.
Was ich sehr schade finde: Obwohl ein AMOLED-Panel verbaut ist, gibt es kein echtes Always-on-Display (AoD). Es gibt zwar die Möglichkeit in den Einstellungen, allerdings ist das auf eine Anzeige von maximal 10 Sekunden beschränkt. Von einer AoD-Funktion kann deshalb nicht die Rede sein. Mal sehen, ob Xiaomi bzw. Poco die Funktion mittels künftigen Software-Update nachreichen wird.
Ausstattung, Leistung und Software
Die Poco X5-Smartphones laufen beide mit einem Qualcomm-Chipsatz, der den 5G-Standard unterstützt. Allerdings setzt Poco nicht bei beiden Geräten auf denselben Snapdragon-Chip. Wer viel Wert auf eine hohe Leistung legt, wird kaum am Pro-Modell herumkommen. Denn nur in diesem Modell gibt es den leistungsstärkeren Snapdragon 778G mit bis zu 2,4 GHz Taktrate. Im regulären Poco X5 gibt es “nur” den Snapdragon 695, der mit maximal 2,2 GHz taktet.
Keine Unterschiede gibt es bei den angebotenen Speichervarianten. Das Poco X5 und Poco X5 Pro werden mit wahlweise 6 oder 8 GB RAM (LPDDR4X) sowie 128 oder 256 GB interner Speicherplatz (UFS 2.2) verkauft. Käufer:innen des Poco X5 Pro müssen jedoch etwas sparsamer mit dem Speicher umgehen, da nur das reguläre Poco X5 über einen microSD-Slot zwecks kostengünstiger Speichererweiterung verfügt.
Für den Alltag liefern beide Modelle mit der gebotenen Ausstattung genügend Leistung. Apps starten ohne merkliche Ruckler und das gesamte System läuft flüssig. Das Leistungsplus vom Poco X5 Pro spürt man bei grafikintensive Games. Hier arbeitet der leistungsstärkere Qualcomm Snapdragon 778G mit der schnelleren Grafikeinheit (GPU) ganz einfach schneller und holt hier und da einen (leicht) höheren FPS-Wert (Frames per Second) heraus.
(Zu) viel Bloatware installiert
Kommen wir zur Software und damit zu einem weiteren Unterschied. Nur das Poco X5 Pro wird ab Werk mit der aktuellen Oberfläche MIUI 14 ausgeliefert. Nutzer:innen des Poco X5 müssen sich noch mit der letztjährigen Benutzeroberfläche MIUI 13 zufrieden geben und können demzufolge nicht von den neuen Funktionen und der besseren Performance profitieren.
Obwohl zwei unterschiedliche MIUI-Versionen zum Einsatz kommen, laufen beide Modelle noch mit (dem veralteten) Android 12. Smartphones, die jetzt auf den Markt kommen, da habe ich schon die Erwartung, dass sie direkt mit Android 13 ausgeliefert werden. Mal sehen, ob und wann das Software-Update auf die aktuelle Android-Version erfolgt. Was die Update-Garantie betrifft, da gibt es für beide Modelle keine offiziellen Infos seitens Poco/Xiaomi.
Was mich bei beiden Modellen doch etwas schockiert hat, ist die extrem hohe Menge an vorinstallierter Bloatware. Ja, mir ist schon klar, dass sich die Smartphones darüber quasi querfinanzieren lassen, dennoch ist die Menge schon arg grenzwertig. Immerhin lassen sich die Apps und Games – bis auf einige Poco-Apps – restlos deinstallieren.
Kamera
Beim Kamera-Setup sind weitere Unterschiede auszumachen. Das Pro-Modell ist mit einer hochauflösenden 108 Megapixel-Kamera von Samsung (HM2), einer 8 Megapixel-Ultraweitwinkelkamera mit 120°-Sichtfeld und einer 2 Megapixel-Makrokamera ausgestattet. Beim regulären Poco X5 muss man sich bei der Hauptkamera mit 48 Megapixeln zufrieden geben. Die Ultraweitwinkelkamera unterscheidet sich nur beim leicht kleineren Sichtfeld von 118°. Identisch ist die 2 MP-Makrokamera, die im Test mit schwachen Aufnahmen negativ auffiel.
Gut bis sehr gut gefallen haben die Aufnahmen der Hauptkamera im Xiaomi Poco X5 Pro. Der hochauflösende Kamerasensor von Samsung hinterlässt sowohl bei optimalen, wie auch bei schwierigen Lichtverhältnissen einen insgesamt guten Eindruck. Die Fotos überzeugen mit einer guten Farbdarstellung und vielen Details. Erfreulich sind die Aufnahmen bei Nacht, die zwar beim Zoomen sichtbares Rauschen aufweisen, aber dennoch mehr als brauchbar sind.
Hauptkamera ok, Ultraweitwinkel ausbaufähig
Auch in Ordnung sind die Aufnahmen am helllichten Tag mit der Hauptkamera des regulären Poco X5. Allerdings lässt die Farbdarstellung mit den etwas zu wünschen übrig. Die Aufnahmen wirken insgesamt etwas farblos. Und nein, ich bin kein Fan von zu stark bearbeiteten Aufnahmen. Bei schwierigen Lichtverhältnissen, etwa bei Dämmerung, muss die Hauptkamera Federn lassen. Sie weisen sehr starkes Bildrauschen auf und liefern kaum Details. Kurzum: Definitiv unbefriedigend.
Nicht so wirklich überzeugend, sind beide Ultraweitwinkelkameras. Tatsächlich weisen beide Sensoren ähnliche Probleme auf. Die Aufnahmen wirken teilweise verwaschen und liefern demzufolge nur wenige Details. Auch die Farben können nicht mit den jeweiligen Hauptkameras mithalten, was in dieser Preisklasse aber wenig überraschend ist. Nicht der Rede wert ist die Makrokamera beider Modelle. Sie verdient es eigentlich gar nicht Kamera genannt zu werden…
Selfies sind beim Poco X5 Pro scharf und bieten eine recht gute Bildqualität. Beim regulären Poco X5 ist sie maximal durchschnittlich.
Akku und Laden
In beiden Modellen steckt zwar ein 5000 mAh grosser Akku, die Laufzeit fällt jedoch unterschiedlich aus. In der Testphase zeigte das leistungsstärkere Poco X5 Pro eine insgesamt bessere Laufzeit, was vermutlich am effizienteren Chipsatz und eventuell dem besseren AMOLED-Display liegt. Sorgen über die Akkulaufzeit muss man sich allerdings bei beiden Modellen nicht machen. Sie erreichen locker eine Laufzeit von 1,5 bis hinzu 2 Tage bei moderatem Gebrauch.
Geladen wird beim Xiaomi Poco X5 Pro mit dem mitgelieferten Netzteil mit bis zu 67 Watt. Damit lässt sich das Gerät in weniger als 50 Minuten von 0 auf 100% aufladen. Etwas langsamer geht es beim regulären Poco X5 zu und her, bei dem das Ladegerät auch mitgeliefert wird. Hier gibt es maximal 33 Watt, was in einer Ladezeit von ca. 65 Minuten resultiert. Auf das kabellose Laden muss bei beiden Modellen verzichtet werden, was in dieser Preisklasse jedoch nicht verwundert.
Xiaomi Poco X5: Die Stärken und Schwächen
Xiaomi Poco X5 Pro: Die Stärken und Schwächen
Testfazit zum Poco X5 und Poco X5 Pro
Reicht das Xiaomi Poco X5 aus oder soll man gleich zum Poco X5 Pro greifen? Die Entscheidung fällt bei mir ganz klar auf das Pro-Modell. Warum? Für 50 Stutz mehr bekommt man ganz einfach das bessere Gesamtpaket geboten, darunter etwa das bessere Display, die (deutlich) bessere Kamera und eine bessere Akkulaufzeit samt höheren Ladegeschwindigkeit. Für das reguläre Poco X5 spricht “nur” die kostengünstige Speichererweiterung via microSD-Slot.
Im Vergleich zu Mitbewerber:innen im ähnlichen Preissegment, müssen sich beide Poco-Smartphones nicht verstecken. Man bekommt ziemlich viel fürs Geld geboten. Die Kehrseite der Medaille ist die sehr stark ausgeprägte Bloatware auf beiden Geräten. Das muss nicht sein, zumal wirklich sehr viele Apps und Games ab Werk installiert sind. Immerhin: Sie lassen sich restlos deinstallieren – bis auf die ganzen Poco-Apps, versteht sich.
Kurzum: Mit der Poco X5-Reihe hat die Xiaomi-Tochtermarke zwei ansprechende Mittelklasse-Smartphones auf den Markt gebracht, wobei wir aufgrund der geringen Preisdifferenz und der besseren Ausstattung definitiv das Pro-Modell empfehlen.
Verfügbarkeit und Preise
Das Xiaomi Poco X5 Pro gibt es in der Schweiz ab sofort in den Farbvarianten schwarz, blau und gelb. Es ist darüber hinaus in zwei Speichervarianten erhältlich: 6 GB + 128 GB und 8 GB und 256 GB.
- 6GB + 128GB: Empfohlener Verkaufspreis bei CHF 349.90 über offizielle E-Commerce-Kanäle.
- 8GB + 256GB: Empfohlener Verkaufspreis bei CHF 399.90 über offizielle E-Commerce-Kanäle.
Das etwas günstigere Xiaomi Poco X5 ist ebenfalls ab sofort in drei Farben erhältlich: grün, blau und schwarz. Es ist in zwei Varianten erhältlich: 6GB + 128GB und 8GB + 256GB.
- 6GB + 128GB: Empfohlener Verkaufspreis bei CHF 299.90 über offizielle E-Commerce-Kanäle.
- 8GB + 256GB: Empfohlener Verkaufspreis bei CHF 349.90 über offizielle E-Commerce-Kanäle.