Die zweite Staffel der Game-Verfilmung von «Last of Us» startet im April auf HBO.
Die zweite Staffel der Game-Verfilmung von «Last of Us» startet im April. (Bild: Screenshot Trailer / HBO)
Tipps & Tricks Serientipp Filmtipp

Sie sind nicht alle schlecht! Die besten Videogame-Adaptionen

Chris Bucher
Chris Bucher

«House of the Dead» (2003), «Resident Evil» (2002) und der legendär räudige «Super Mario Bros.» (1993): lange Zeit sah es aus, als wäre es genau so unmöglich, ein Videogame in einen guten Film zu adaptieren, wie «Ghosts ’n Goblins» in einem Durchgang durchzuspielen. Ohne dabei draufzugehen, versteht sich.

Die Filme waren oft weit von der Vorlage entfernt, handwerklich mässig gemacht und alles in allen einfach ein Bisschen ein «Seich». Einige hatten bestenfalls «Guilty-Pleasure»-Potenzial. Dann kam sie aber doch, die Renaissance und siehe da, plötzlich gab es Filme (und Serien), die durchaus ein Publikum abseits der PCs und Konsolen begeistern konnten. Natürlich gibt es nach wie vor Game-Verfilmung, die in die Kategorie «Seich» gehören, aber um die geht es hier gerade nicht.

Ich zeige euch hier eine – nicht abschliessende – Aufzählung von einigen der besten Umsetzungen von Videospielen ins Medium. Zumindest meiner bescheidenen Meinung nach.

TOMB RAIDER (2001)

Ja, ich starte gleich mal kontrovers. Denn sowohl der erste Film um die wohl bekannteste Videospiel-Grabräuberin Lara Croft, als auch die Fortsetzung «Tomb Raider: Cradle of Life» von 2003 sind streng genommen keine besonders guten Filme. Es sind Hochglanz-B-Movies ohne Tiefgang und gar simpel gestrickten Handlungen.

Aber: bis zum Game-Reboot 2013 waren die Tomb Raider-Games nun mal auch keine besonders tiefgründige Angelegenheit. Im Vordergrund stand das Erforschen von alten Tempeln in aller Welt, das Lösen von kniffligen Rätseln, waghalsige Stunts und das Bekämpfen von allerhand normalem und mythologischem Getier.

Und das alles bieten die beiden Filme. Es sind nett inszenierte Action-Filme mit einer gehörigen Portion Selbstironie, die zu keiner Sekunde mehr sein wollen als spassige Unterhaltung. Und sind genau darum ein gutes Derivat der früheren Tomb-Raider-Spiele.

Es ist wohl Hauptdarstellerin Angelina Jolie zu verdanken, dass die Filme bis heute im Herzen vieler Spielerinnen und Spieler einen festen Platz haben. Jolie verkörperte Lara Croft so gut, wie es der damalige Stand der Figur ermöglichte und dürfte so manchem jungen Nerd über die Schwelle der Pubertät geholfen haben.

 SILENT HILL (2006)

Dass der französische Regisseur Christophe Gans («Pakt der Wölfe») ein Fan der Horrorspiel-Reihe um ein vernebeltes Städtchen und von ihrer Vergangenheit geplagten Protagonisten ist, zeichnet sich schon früh im Film ab. Gans inszeniert einzelne Szenen direkt aus dem Spiel. Kameraeinstellungen, Monsterdesigns, Schauplätze und die Musik. Als Fan fühlt man sich heimisch.

Ja, dem Film fehlt die psychologische Tiefe der Spielevorlage und ist vor allem gegen Ende hin überladen, gehört insgesamt aber doch zu den besseren Vertretern des Videospiel-Films. Nicht zuletzt auch wegen des aufwändigen Produktionsdesigns, und der Originalmusik von Game-Komponist Akira Yamaokas (im Verbund mit Jeff Danna).

2012 folgte mit «Silent Hill: Revelation» eine direkte Fortsetzung unter neuer Regie. Und dass dieser Film in dieser Liste nicht auftaucht, hat seine berechtigten Gründe …

Ob Christoph Gans mit «Silent Hill» nur ein Glückstreffer gelungen ist, zeigt sich noch dieses Jahr. Derzeit arbeitet er an einer Adaption des jüngst kongenial ge-remake-ten Spieleklassikers «Silent Hill 2» unter dem Titel «Return to Silent Hill».

 CASTLEVANIA (2017 - 2021)

Die Spielreihe «Castlevania» umfasst mittlerweile an die 20 Teile, die sich über verschiedene Konsolen und Jahrzehnte erstrecken. Daraus was halbwegs Gescheites zusammenzuzimmern dürfte keine leichte Aufgabe gewesen sein. Aber Netflix hat abgeliefert – und das nicht zum ersten Mal. An dieser Stelle könnten nämlich auch «Cyberpunk: Edgerunners» und «Arcane» stehen. Tun sie aber nicht, weil der Autor Vampire lieber mag.

Die in Form einer Zeichentrick-Serie umgesetzte Geschichte stellt Vampirjäger Trevor Belmont, Magierin Sypha Belnades und Draculas Sohn Alucard ins Zentrum. Diese müssen sich in der Walachei des Mittelalters gegen Dracula höchstpersönlich stellen. 

«Castlevania» ist eine düstere, brutale und dennoch witzige und bisweilen tragische Serie. Die vier Staffeln mit süffig-kurzen 25-Minuten-Episoden lassem ein verregnetes Wochenende wie im Flug vorbeiziehen. Aber Achtung, lasst die Fenster zu, sonst flattert ein beissfreudiger Vampir rein. 

Im September 2023 startete die Spin-Off-Serie «Castlevania: Nocturne» bei Netflix. Mitte Januar 2025 ist die zweite Staffel online gegangen.

DUNGEONS & DRAGONS: HONOR AMONG THIEVES (2023)

Zugegeben, die Grenzen sind hier etwas fliessend. Denn ursprünglich ist «Dungeons & Dragons» ein Pen-and-Paper-Spiel und kein Videospiel. Da es mittlerweile aber zig Adaptionen in Form von Videospielen gibt (z.B die hochgelobte «Baldurs Gate»-Reihe), nehme ich diesen Film trotzdem in die Liste auf. 

Vor allem auch, weil er einfach gut ist! Das Fantasy-Abenteuer hat eine tolle Besetzung, Chris Pine als schussliger Taugenichts, Hugh Grant als arroganter Herrscher, Michelle Rodriguez als wortkarge Barbarin und Regé-Jean Page als edler Held. Bis in die kleinste Nebenrolle haben alle sichtlich Spass an ihren Figuren. Nebst den liebenswürdigen Charakteren und guten Effekten lebt der Film aber vor allem von seinem Humor. Bei so viel Spass entschuldige ich auch die stellenweise vorhersehbare Handlung. 

Leider ging das Blockbuster-Spektakel im Kino ziemlich unter und eine Fortsetzung dürfte damit ebenso in die das tiefe Nichts stürzen wie ein übergewichtiger Drache. Eine Fortsetzung dürfte mittlerweile definitiv vom Tisch sein. Netflix gab jüngst bekannt, die Marke in Serienform neu aufzugleisen.

THE LAST OF US (2023 - )

Nach jahrelangem Hin und her, verschiedenen Casting-Gerüchten und sonstigem Gejaule war es im Frühjahr 2023 endlich soweit. Das sackbrutale, saudüstere und irrrsinnig packend inszenierte PlayStation-Spiel «The Last of Us» erblickte die Welt und warf sein Publikum in eine postapokalyptische Welt voller Infizierten, in der ein Schmuggler und ein junges Mädchen ums Überleben kämpfen. 

HBO hat sich für die Verfilmung nicht lumpen lassen. Hat den angesagten Schauspieler Pedro Pascal für die Hauptrolle als Joel verpflichten können und nebst Neil Druckman (Autor und Creative Director) auch noch gleich Gustavo Santaolalla (Komponist) von der Spielvorlage ins Boot geholt. Und mit Craig Mazin den Hausautoren, der für HBO schon die zigfach prämierte Serie «Chernobyl» geschrieben hat. 

Entstanden ist eine – über weite Teile – werkgetreue Adaption, die sich an einigen Stellen vielleicht etwas gar viel Zeit nimmt und andere dafür zu zackig abarbeitet, insgesamt aber hervorragend inszeniert ist und auch Leute in den Bann ziehen kann, die keine Ahnung von der Vorlage haben. Selbst meine Mutter hat die Serie gesichtet und die hat sonst mit Videogames so viel am Hut wie mit slowenischer Tuchmacherei. 

Im April geht es weiter mit Staffel 2. Diese soll sich am zweiten Teil der Spielreihe orientierten und dürfte wohl, wie schon die Vorlage, für ordentlich Zünd- und Gesprächsstoff sorgen. Kenner des Spiels wissen, warum. Alle anderen sei gesagt: Buckle up!

FALLOUT (2024 -)

Bethesdas postapokalyptische Rollenspiel-Sause um eine in den 1950er atomar eingedampfte USA ist bei der Spielerschaft vor allem wegen der frei erkundbaren Welt, den skurrilen Figuren und dem Gunplay beliebt. 

Das alles in einer Serie ansprechend umzusetzen, ist keine leichte Aufgabe. Umso erstaunlicher, dass Amazon Prime Video der Spagat gelungen ist. Nicht zuletzt dank einem grosszügigen Budget von angeblich 153 Millionen Dollar (will das Branchenmagazin «Variety» herausgefunden haben), das gescheit für eine gute Besetzung (Walton Goggins!), Effekte und Produktionsdesign ausgegeben wurde. 

Fans und Kritiker zeigen sich zufrieden mit der Serie, die Bewertungen beider Fraktionen liegen jenseits der 90-Prozent-Grenze. Eine zweite Staffel befindet sich bereits in Arbeit. Die Dreharbeiten haben gemäss Betty-Pearson-Schauspielerin Leslie Uggams im vergangenen November gestartet, wie sie gegenüber «Screen Rant» verriet. Bis wir wieder ins «Wasteland» abtauchen können, werden wohl aber noch einige Monate ins Land ziehen. Die Zwischenzeit können wir nutzen, um unseren Power Armor auszubeulen. Oder dem virtuellen «New Vegas» einen Besuch abzustatten.

Diese Verfilmungen stehen uns noch bevor

Wie man sieht, sind es vor allem Serien-Adaptionen, die beim Publikum besonders gut ankommen. Klar, denn Videospiele sind selten in zwei Stunden abgehakt, da macht eine Aufteilung der Geschichte auf mehrere Episoden absolut Sinn. Trotzdem haben auch Game-Filme längst nicht ausgedient, wie gerade der Kassenschlager «Sonic the Hedgehog 3» beweist, der gemäss «Box Office Mojo» allmählich an der halben Milliarde Dollar Einspielergebnis kratzt (Budget: 122 Millionen Dollar).

Zudem gehen dieses Jahr mit «Until Dawn», «Minecraft», «Five Night at Freddy’s 2» und «Mortal Kombat 2» noch ein paar potenzielle Film-Knaller an den Start.

Deine Lieblingsverfilmung ist nicht dabei? Schreib sie uns in die Kommentare!