Technik

Huawei Watch GT 2 im Test – Läuft und läuft und läuft…

Huawei hat im September auf dem Launch-Event der Mate 30 Serie so nebenbei auch die Huawei Watch GT 2 vorgestellt. Wie bereits bei der ersten Watch GT, verzichtet Huawei auf WearOS (ehemals Android Wear) und setzt auf das eigene Betriebssystem namens LiteOS. Was das Betriebssystem kann, oder eben nicht kann, erfährt ihr auf den nächsten Zeilen (oder kurz und knackig im Fazit).

Die Huawei Watch GT 2 gibt es in zwei Grössen. Eine etwas kleinere Variante mit 42 mm Durchmesser und eine grössere mit 46 mm Durchmesser. Ich habe die grössere Variante erhalten, die sich optisch nicht nur im Durchmesser von der kleineren Variante abhebt. Die „Fake“-Lünette und der grosse 415 mAh Akku (42 mm: 215 mAh) gibt es nur bei der grösseren Variante.

Die Huawei Watch GT 2 wird in der Schweiz seit Ende Oktober 2019 zum Preis (UVP) von CHF 229 (Sport) bzw. 249 (Active) im Fachhandel verkauft.

Huawei entscheidet sich für klassischen Look – und das ist gut so

Huawei hat sich für die Watch GT 2 ein klassisches Design mit zwei mechanischen Tasten  an der rechten Seite und der bereits erwähnten „Fake“-Lünette entschieden. Die schmale Lünette umfasst ein 1,39 Zoll grosses Display, welches mit  454 x 454 Pixeln auflöst. Damit kommt die Watch auf eine Pixeldichte von 462 ppi, was für eine sehr scharfe Darstellung steht. Etwas höher, vor allem beim Outdoor-Gebrauch, dürfte die Helligkeit sein.

Das bis 5 ATM wasserdichte Gehäuse besteht aus einem Mix aus Edelstahl und Kunststoff. Letzteres sieht man aber nur, wenn die Uhr auf den Kopf gestellt wird. Apropos Kopf: An der Unterseite befindet sich der optische Herzfrequenzmesser und die beiden Lade-PINs. Darüber lässt sich die Watch GT 2 aufladen, wobei das im Vergleich zu anderen Smartwatches deutlich seltener vorkommt. Mehr zum Akku, dann weiter unten.

Bei meiner Testgerät lag neben einem klassischen Lederarmband in Braun, auch noch eines aus Silikon (Schwarz) bei. Mir persönlich hat das Lederarmband besser gefallen, wobei sich das Silikonarmband natürlich für sportliche Aktivitäten besser eignet. Sofern keines der beiden gefällt, kann ein beliebiges 22 mm Armband verwendet werden. Huawei selbst bietet zahlreiche passende Armbänder im Handel an.

Mit einem Gewicht von 41 Gramm (ohne Armband) trägt sich die Uhr sehr angenehm am Handgelenk. Mir gefällt die klassische Optik der Huawei Watch GT 2 sehr gut, die sich gleichzeitig auch hochwertig anfühlt.

Huawei Watch GT 2: Eine nicht so smarte Smartwatch

Die Huawei Watch GT 2 wird wie Eingangs erwähnt mit dem eigenen Betriebssystem LiteOS betrieben. Das und in Kombination mit der stromsparenden Hardware ermöglicht zwar absolut herausragende Laufzeiten, hinsichtlich Funktionsumfang hinkt es WearOS oder TizenOS aber meilenweit hinterher. Ein paar Beispiele gefällig?

  • Die Uhr kann nicht mit Apps erweitert werden, da kein App Store angeboten wird.
  • Auf Nachrichten antworten, ist nicht möglich. Man kann Nachrichten effektiv nur ansehen, nicht interagieren.
  • In den Nachrichten werden keine Fotos oder Emojis angezeigt, dafür aber die richtige Quelle (bspw. WhatsApp oder Telegram)
  • Google Assistant, Amazon Alexa oder ein sonstiger Sprachassistent fehlt.
  • Kein drahtloses Bezahlen möglich, obwohl NFC-Modul vorhanden wäre.

Ein weiterer Punkt für diese Auflistung stellt das sehr stark eingeschränkte Always-on-Display (AOD) dar. Will man die Uhr konstant anzeigen lassen, kann man lediglich aus einem analogen oder digitalen Design (+ 3 Farben) auswählen. Darauf ist dann auch nur die Uhrzeit abzulesen, nicht mehr und nicht weniger. Ist das Always-on-Display aktiv, muss die Uhr aus mir unerfindlichen Gründen mittels Knopfdruck aktiviert werden.

Alternativ lässt sich der Bildschirm auch mittels Handgelenkbewegung aktivieren, was die Akkulaufzeit natürlich nochmals um mehrere Tage verlängert. Schade hat Huawei das AOD und die Handgelenkbewegung verknüpft, so wie es bei Wear OS oder Tizen OS der Fall ist. So gesehen, ist das AOD momentan halt nur bedingt zu empfehlen.

Es gibt aber auch Dinge, die mit LiteOS bzw. der Watch GT 2 ganz gut gelingen. Dazu zählt die Telefonie-Funktion. Dank Mikrofon und Lautsprecher kann man direkt mit der Uhr telefonieren, vorausgesetzt das Smartphone ist in Reichweite. Das klappt richtig gut, was auch dem kleinen, aber ziemlich lauten Lautsprecher zu verdanken ist. PS: David Hasselhoff lässt grüssen. 😉

Auf der Uhr gibt es einen rudimentären MP3-Player, der übers Smartphone mit Musik gefüttert werden kann. Will man sein Smartphone nicht immer mit sich herumtragen, beispielsweise im Fitness-Center, lässt sich in Kombination mit einem Bluetooth-Headset darüber ganz gut und ohne nervige Unterbrüche Musik hören. Alternativ lässt sich Spotify & Co. auf dem Smartphone direkt über die Uhr steuern.

Kernbusiness: Gesundheit und Fitness

In puncto Gesundheit und Fitness hat die Uhr so einiges zu bieten. Insgesamt kennt die Uhr 15 unterschiedliche Sportarten wie Laufen (Indoor/Outdoor), Radfahren (Indoor/Outdoor), Trail-Lauf, Rudern, Freies Training oder Schwimmen (Indoor/Outdoor). Letzteres ist dank der Wasserdichtigkeit von 5 ATM durchaus möglich, auf einen Tauchgang sollte man damit aber verzichten.

Für die Läufer unter uns, bietet Huawei zusätzlich 13 vordefinierte Laufpläne für Anfänger bis Profis an. Dank GPS und GLONASS lassen sich Läufe bequem aufzeichnen. Positiv: Die Uhr findet sehr schnell unter freiem Himmel ein paar Satelliten, in einem Gebäude geht es logischerweise etwas länger. Die GPS-Aufzeichnung überzeugt mit einer hohen Genauigkeiten.

Auf der Uhr werden zahlreiche Details zur zurückgelegten Aktivität angezeigt:

In Zusammenhang mit den Lauf-Tracking, ist der sogenannte „intelligente Begleiter“ eine Erwähnung wert. Was das ist? Nun, das ist quasi ein „virtueller Coach“ im Ohr – sofern ihr ein Bluetooth-Gerät mit der Watch verbunden habt. Vor dem Lauf kann ein vordefiniertes Ziel (Zeit / Distanz) hinterlegt werden. In regelmässigen Abständen informiert uns der „Begleiter“ über die aktuelle Pace, Distanz und dem gewählten Ziel.

Die sportlichen Aktivitäten können über die Huawei Health-App eingesehen werden. Die App bietet einen guten Überblick aller aufgezeichneten Gesundheits- und Fitnessdaten. Leider lassen die sportlichen Aktivitäten aus der Health-App lediglich in Google Fit und MyFitnessPal übertragen. Eine Integration für Strava oder Runtastic ist leider (noch?) nicht vorhanden.

Gut gefallen hat mir der akkurate Schrittzähler und die Pulsmessung, die ungefähr dieselben Werte ausspuckten wie eine Galaxy Watch Active2 oder Amazfit Verge. Dank dem in der Uhr integrierten Barometer, kann die Uhr zudem auch die zurückgelegten Höhenmetern ausweisen.

Wie es für eine Smartwatch bzw. Fitnesswatch gehört, bietet auch die Watch GT 2 ein Schlaf-Tracking an. Behält man die Uhr in der Nacht am Handgelenk, lässt sich morgens der Schlaf ziemlich detailliert analysieren. Unser Schlaf wird nach leichtem Schlaf, Tiefschlaf und REM-Schlaf unterteilt. Hinzu kommt die Atmungsqualität. Anhand dieser Daten gibt uns die Health-App ein paar Tipps, wie der Schlaf noch optimiert werden könnte.

Wird die Uhr regelmässig bei Tag und Nacht getragen, informiert die Uhr über die optimalsten Schlafenszeiten. Oder anders ausgedrückt: Die Uhr sagt mir wann ich ins Bett gehen sollte. Erstaunlicherweise passten diese Zeiten ganz gut zu meinen „Gewohnheiten“. Daraus schliesse ich, dass ich nicht zu spät ins Bett gehe – obwohl das meine Frau etwas anders sieht. 😉

Huawei Health: Die App kurz angeschaut

Die Health-App ist in die vier Hauptbereiche Health, Training, Geräte und Konto aufgeteilt. Unter „Health“ werden alle Gesundheit- und Fitnessdaten kurz und knackig als Kachel aufgeführt. Die Kacheln können leider in ihrer Position nicht verändert werden. Standardmässig sind folgende Kacheln angezeigt:

  • Schritte und aktive Minuten (inkl. Distanz und Kalorienverbrauch)
  • Trainingsdaten
  • Herzfrequenz
  • Schlaf
  • Gewicht
  • Stress

Das Gewicht kann entweder manuell hinterlegt werden oder mit einer kompatiblen Waage direkt synchronisieren lassen. Das Problem hierbei ist die Auswahl an kompatiblen Waagen. Zum Zeitpunkt des Testberichts standen lediglich die Personenwaage von Huawei, Honor und Picooc zur Auswahl. Meine Nokia-Waage konnte ich leider nicht direkt verknüpfen.

Im Bereich „Training“ werden die aufgezeichneten Aktivitäten aufgeführt – sofern vorhanden. Die wichtigsten Daten wie Distanz, Dauer, Pace, Herzfrequenz und die zurückgelegte Strecke (via Google Maps) können darüber eingesehen werden. Das alles ist sehr einfach gehalten und kann nicht mit den Funktionsumfang einer Polar Ignite bzw. Polar Flow mithalten.

Unter dem Bereich „Geräte“ werden nicht einfach nur die gekoppelten Geräte aufgeführt und verwaltet, sondern es lassen sich auch die Watchfaces auf der Uhr anpassen oder neue Musik auf den 2 GB grossen internen Speicherplatz überspielen. Das klappt grundsätzlich einwandfrei, wenn auch für meinen Geschmack etwas (zu) langsam.

Über die App stehen zahlreiche Watchfaces (Ziffernblätter) zur Auswahl bereit. Zuletzt spendierte Huawei der Watch GT 2 die Möglichkeit, ausgewählten Watchfaces ein eigenes Hintergrundbild zu verpassen. Das gelingt ganz gut. Abgesehen davon, lassen sich die Watchfaces jedoch überhaupt nicht anpassen. Sie sind zudem auch nicht „interaktiv“. Ein Tipp auf die Schrittzahl oder dem Datum auf dem Ziffernblatt bewirkt gar nichts. Schade.

Zuletzt haben wir noch den Bereich „Konto“. Dort werden uns unter anderem die errungenen Medaillen oder die Wochen- und Monatsberichte aufgeführt. Zudem lassen sich diverse Einstellungen vornehmen. Alle Daten von der Uhr werden übrigens automatisch mit der App synchronisiert. Als Benutzer bekommt man davon  gar nichts mit. Genau so soll es sein.

Das Alleinstellungsmerkmal: Die Akkulaufzeit

Ich durfte in den letzten Jahren mehrere Smartwatches ausprobieren, doch keine davon kam annähernd an die Akkulaufzeit der Watch GT 2 heran. Trotz aktivem Always-On-Display (AOD) und kontinuierlicher Herzfrequenzmessung, habe ich mit der Uhr locker sechs Tage Laufzeit erreicht. Damit stellt die smarte Uhr von Huawei alle anderen von mir getesteten Smartwatch in den Schatten.

Huawei selbst spricht übrigens von bis zu 14 Tagen Laufzeit. Das habe ich nicht hinbekommen. Wer allerdings auf das AOD und die Herzfrequenzmessung verzichten kann, der darf sich auf Laufzeiten von ca. 10 bis 12 Tage freuen. Das sind Werte die ich so von Smartwatches nicht kannte.

Muss die Uhr dann doch mal auf die magnetische Ladestation, dann ist sie nach ca. 1 Stunde und 15 Minuten wieder komplett geladen.

Links: Samsung Galaxy Watch Active2 / Rechts: Huawei Watch GT 2

Das Fazit zur Huawei Watch GT 2

Mit der Watch GT 2 hat Huawei einen regelrechten Dauerläufer auf den Markt gebracht. Benutzer von Smartwatches mit WearOS von Google oder TizenOS von Samsung können von den Akkulaufzeiten der Watch GT 2 nur träumen. Die Akkulaufzeit ist zweifelsohne das Alleinstellungsmerkmal der nicht ganz so smarten Uhr von Huawei.

Damit wären wir dann auch schon beim nächsten Punkt. Die Watch GT 2 ist in meinen Augen einfach keine „richtige“ Smartwatch. Dafür ist sie in der Handhabung zu wenig „smart“ und aufgrund des fehlenden App Stores auch zu limitiert. Man muss sich jedoch die Fragen stellen, was man unter einer „richtigen“ Smartwatch versteht und was man letztendlich davon im Alltag nutzt.

Braucht man denn wirklich ein App Store am Handgelenk? Muss man damit wirklich auf Nachrichten antworten können? Oder reichen Dinge wie die Fitness-Features und die Anzeige der Benachrichtigungen bereits aus? All diese Fragen, muss jeder für sich selber beantworten.

Eins kann ich aber versprechen, wer sich von der limitierten Funktionalität nicht beirren lässt, darf sich auf eine wunderschöne und hervorragend verarbeitete Uhr mit einem tollen hochauflösenden Display sowie einer beeindruckenden Akkulaufzeit freuen. Ach ja, und auch der Preis ist gegenüber anderen Smartwatches durchaus attraktiv.

Ein Kommentar zu “Huawei Watch GT 2 im Test – Läuft und läuft und läuft…

  1. Ich habe selbst die GT2 und bin Mega zufrieden. Der Akku ist der Hammer, hält bei mir um die 10 Tage. Jetzt habe ich angefangen die Uhr am Abend auszuschalten und in der Früh wieder einzuschalten. Der Akku hält jetzt doppelt so lange. Nur so als Tipp. Es gibt jetzt schon die GT 2e für nur 169 euro siehe Amazon https://amzn.to/31eihRl

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